Wissenschaftler des MBARI (Monterey Bay Aquarium Research Institut) haben bei einer Tiefsee-Expeditionen einen Walkopf (aus der Familie Cetomimiformes) gesichtet. In der gesamten 34-jährigen Forschungsgeschichte des Instituts hat man diesen Fisch bisher nur 18-mal gefunden. „Selten“ ist dafür gar kein Ausdruck.
Walkopf vor der Küste: Ein seltener Fund
Das orangene Walkopf-Weibchen wurde in ungefähr 2.000 Metern Tiefe vor der Küste Kaliforniens entdeckt. Die Form des Fisches ähnelt der eines zu klein geratenen Bartenwals. Alle Exemplare, die man bisher gesichtet hat, waren höchstens 40 Zentimeter lang. Wie auch bei uns heimische Fische besitzen sie Seitenlinienorgane, die ihnen dabei helfen, sich in kompletter Dunkelheit zu orientieren. Ihre orange-rote Farbe erscheint zunächst sehr auffällig. Doch sind es genau diese Teile des Sonnenlichts, welche nicht in die tieferen Teile des Wassers eindringen können. Daher sind Walköpfe in ihrem natürlichen Tiefen quasi unsichtbar.
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Das Mysterium um den Walkopf: Nur Weibchen?
Im Jahr 1895 haben zwei Wissenschaftler des Smithsonian Instituts in Amerika das erste Exemplar dieses Tiefseefischs entdeckt. Aufgrund des wal-ähnlichen Mauls gaben sie ihm die Bezeichnung „Walkopf“ (engl. Whalefish, wörtlich also „Walfisch“). Bis 1989 haben Wissenschaftler weltweit über 500 Exemplare dieses Fisches gesammelt, aber sonderbarerweise waren alle Weibchen.
1966 haben Meeresbiologen dem Tiefseefisch-Katalog einen weiteren Fisch hinzugefügt: den „Bignose Fish“ (zu deutsch: Großnasenfisch). Sein namensgebendes Merkmal ist die große, nasenartige Ausbildung am Kopf, die er als Riechorgan verwendet. Allerdings fand man von dieser Art nur männliche Exemplare.
Whalefish have rarely been seen alive in the deep, so many mysteries remain regarding these remarkable fish. With each deep-sea dive, we uncover more mysteries and solve others. pic.twitter.com/D3V5JEBUZ7
— MBARI (@MBARI_News) August 6, 2021
DNS-Test gibt Antworten
Diese sonderbaren Tiefseefische könnten anatomisch nicht weiter voneinander entfernt sein; schließlich sehen sie völlig unterschiedlich aus. Doch im Jahr 2009 gewannen Wissenschaftler durch DNS-Tests endlich Klarheit. Durch diese Tests ergab sich: Walköpfe und Bignose Fish gehören zur selben Spezies. Was sich aus ihren Larven, den Tapetails (zu deutsch „Bandschwanz“), entwickelt, ist vom Geschlecht abhängig: Männchen werden zu einem Bignose Fish, Weibchen zu einem Walkopf.
In dieser Verwandlung – auch Metamorphose genannt – verliert der Bignose Fish alle Verdauungsorgane abseits der Leber und entwickelt das namensgebende Riechorgan. Es zehrt alleine von seiner übergroßen Leber und sucht nach Weibchen. Diese sonderbare Verwandlung ist unter Wirbeltieren in dieser Ausprägung einmalig.
Viele Mysterien verbleiben
Über die Gattung der Cetomimiformes gibt es noch immer viele Geheimnisse. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Walköpfe in der Nacht nahe zur Wasseroberfläche schwimmen, um dort zu fressen. Zum Einbruch des Tages sinken sie wieder auf Tiefen zwischen 500 und 2.000 Metern. Es gibt aber auch Berichte, die behaupten, die Fische in Tiefen von 3.500 Metern gesehen zu haben. „Walköpfe werden selten lebendig in der Tiefe gesichtet, daher verbleiben viele Mysterien über diesen bemerkenswerten Fisch“, schreibt MBARI in ihrem Tweet zu der Sichtung.
Quellen: livescience.com, ocean.si.edu