Um den Europäischen Aal ist es nicht erst seit gestern schlecht bestellt. Seit Jahren gehen die Bestände zurück, die Sterblichkeit der Fische ist durch die Fischerei, fehlende Durchgängigkeit der Flüsse und Wasserkraftwerke enorm angestiegen. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES, International Council for the Exploration of the Sea) empfiehlt daher, den Aal im Jahr 2022 vollständig zu schonen.
Der menschliche Einfluss auf den Aal soll 2022 minimal sein
„Vollständig“ ist in dieser Empfehlung wörtlich zu nehmen: Lasst den Aal in Ruhe! Der menschliche Einfluss auf den Aal soll im Jahr 2022 null betragen, also quasi nicht vorhanden sein. Das bedeutet: Keine Fischerei, aber auch kein Angeln. Dazu gehört auch der Fang von Glasaalen, um sie später zu besetzen – denn auch hier besteht eine gewisse Sterblichkeit der Fische. Da sich nicht absehen und berechnen lasse, welchen positiven Effekt der Aalbesatz auf den gesamten Bestand habe, soll er für nächstes Jahr ausgesetzt werden.
Auch interessant
- Angeln allgemeinBrandenburg: Angler retten Aale in der Havel
- Angeln allgemeinEU-Kommission lehnt Aal-Fangverbot offiziell ab
Aber auch weitere Einflüsse des Menschen gilt es laut der Empfehlung zu minimieren. Einer der größten Faktoren, die zur Sterblichkeit des Aals beitragen, sind menschengemachte Hindernisse in den Flüssen. Durch Wasserkraftwerke sterben jährlich unzählige Aale. Auch Kleinstwasserkraftwerke, die kaum nennenswert zur Stromerzeugung beitragen, sind für den Tod der Fische verantwortlich. Der ICES empfiehlt daher, auch den Einfluss dieser Anlagen möglichst zu minimieren – was bedeuten würde, sie abzuschalten.
Die Empfehlung des ICES (in englischer Sprache) finden Sie hier!
Ist die Empfehlung des ICES realisierbar?
Ob das realistisch ist? Bei der Einschätzung des ICES handelt es sich, wie eingangs erwähnt, um eine Empfehlung. Es ist keinesfalls gesagt, dass ein vollständiges Fangverbot für Aale im Jahr 2022 kommen wird. Außerdem wird es kaum möglich sein, ein vollständiges Abschalten von Wasserkraftwerken zu erzwingen. Wie der tatsächliche Beschluss ausfallen wird, ist derzeit noch abzuwarten. Die europäischen Fischereiminister beratschlagen Mitte Dezember darüber, was mit dem Aal im Jahr 2022 geschehen soll.
Auch der DAFV stellt die Empfehlung des ICES in Frage. „Der DAFV ist davon überzeugt, dass ein pauschales, europaweites Fangverbot dem Europäischem Aalbestand nicht helfen wird“, sagte Florian Stein, Fachbereichsleiter für Europaarbeit. „Sämtliche Anstrengungen der organisierten Angler die Aalpopulation mit Besatzmaßnahmen zu steigern, wären dadurch nicht mehr möglich. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die lukrative Glasaalwilderei an den europäischen Atlantikküsten durch die Abwesenheit der Berufsfischerei überhand nehmen wird. Dementsprechend ist zu erwarten, dass eine unkontrollierte Wilderei auf die verbliebenen Aalbestände schlimmere Folgen hätte als ein verantwortungsvoll agierender und gut kontrollierter Markt in Übereinstimmung mit der EU-Aal-Verordnung.“
DAFV liefert Argumente gegen Fangverbot
Laut Einschätzung des DAFV wäre ein pauschales Fangverbot für den Aal, wie es ab 2022 geplant ist, keineswegs eine „einfache Lösung“. Stattdessen würde ein Verbot neue Probleme verursachen.
- Angler und Fischer sind „Augen und Ohren“ am Gewässer: Ohne diese aktive Kontrollinstanz ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bevölkerung den Aal aus den Augen verliert.
- Verlust von Schutzmaßnahmen: Angler und Fischer organisieren seit vielen Jahren Besatz- und Schutzmaßnahmen für den Aal. Ein Ende der Fischerei würde auch ein Ende dieser Maßnahmen bedeuten (Besatz, Rückbau von Hindernissen, Renaturierungsmaßnahmen, etc.)
- Glasaal-Wilderei ist nicht zu stoppen: Das illegale Abfangen von Glasaalen zu Verkaufszwecken ist einfach zu lukrativ, um sich durch solche Maßnahmen stoppen zu lassen.
- Wilderei nimmt Überhand: Hört die legale Fischerei auf, würde die unkontrollierte Wilderei zunehmen. Das hätte schlimmere Folgen als ein geregelter im Rahmen der EU-Verordnung.
Angeln Sie selbst noch auf Aal? Halten Sie ein Fangverbot für richtig? Teilen Sie uns Ihre Meinung gern in den Kommentaren mit!
Die neuesten Kommentare