Tiefseeforscher haben bei einer Expedition im antarktischen Weddelmeer eine Brutkolonie von Eisfischen entdeckt. Rund 16.000 Eisfisch-Nester sind von den Wissenschaftlern bestätigt worden. Die Brutkolonie habe nach Angaben der Wissenschaftler eine Größe von 240 Quadratkilometern – das entspricht der Insel Malta. Damit ist dies der größte Fisch-Brutplatz der Welt.
Brutstätte aus Versehen entdeckt
Seit nun beinahe 40 Jahren erforschen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung die antarktischen Lebensräume. Eigentlich wollten die Wissenschaftler an der Bord der „Polarstern“ im Februar 2021 die CO2-Werte am Meeresboden des Weddelmeeres messen. Als sie jedoch ihre Ausrüstung ins Wasser ließen, erkannten sie auf den Aufnahmen die Eisfische. Vereinzelte Eisfische wurden bereits mehrfach gesichtet, jedoch handelte es sich bei den Aufnahmen um ein scheinbar unendliches Feld aus Eisfischen auf ihren Nestern.
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Über 60 Millionen Eisfische im Weddelmeer vermutet
Durch die Ausmaße dieser Brutkolonie lässt sich eine Vermutung machen, wie viele Eisfische wirklich in den eiskalten Gewässern leben. So schätzen die Wissenschaftler die Zahl der im Weddelmeer lebenden Fische auf 60 Millionen. Daher sind sich die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts sicher, dass dieses Brutgebiet „äußerst wichtiges Ökosystem für das Weddellmeer“ sei. Für die Institutsdirektorin Antje Boetius ist diese Entdeckung ein weiterer Grund, Meeresschutzgebiete in der Antarktis zu errichten. „Aber jetzt, da der Standort dieser außergewöhnlichen Brutkolonie bekannt ist, sollten Deutschland und andere Kommissionsmitglieder dafür sorgen, dass dort auch in Zukunft keine Fischerei und ausschließlich nicht-invasive Forschung stattfindet“, sagte Boetius.
Der Eisfisch – klares Blut mit natürlichem Frostschutz
Der Eisfisch oder auch Bovichtidae ist eine Familienbezeichnung für den antarktischen Fisch. Er kommt in antarktischen Gewässern vor, in denen das Wasser nah am Gefrierpunkt sitzt. Für die meisten Fische würde dies den Tod bedeuten, doch nicht für den Eisfisch. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Flossenträger aus zwei Gründen in diesen Temperaturen überleben kann: Zum einen besitzt der Eisfisch kein Sauerstoff bindendes Hämoglobin im Blut.
Das ist jedoch kein Problem, da der Eisfisch durch die hohe Sauerstoffkonzentration im Wasser bei diesen Temperaturen den Sauerstoff einfach durch die Haut aufnehmen kann. Hier kommt der zweite Grund ins Spiel, da die Gefäße und das Herz des Fisches überdurchschnittlich groß sind, wodurch die deutlich dichteren Körperflüssigkeit durch den Körper zirkulieren können.
Quelle: awi.de