Baggerseen und Kiesgruben sind im Vergleich zu Stauseen, Altarmen und Teichen eher tiefe und recht kalte Gewässer. Nach dem Winter erwärmen sie sich nur langsam, sodass man denken könnte, ein Karpfenansitz im Frühjahr lohne nicht. Irrtum! Mit dem richtigen Angelplatz und der passenden Taktik können Sie an Kiesgruben einen tollen Saisonstart erleben.
Da Kiesgruben im Frühjahr – bedingt durch ihr meist noch recht kaltes, tiefes Wasser – deutlich langsamer natürliche Nahrung produzieren als flache Stauseen, sprechen die Fische sehr gut auf eingebrachtes Angelfutter an. Die Fische müssen nach einem langen Winter aufgebrauchte Reserven auffüllen. An Stellen wie Plateaus, Landzungen, bewachsenen Uferkanten und Krautfeldern suchen Karpfen gezielt nach Nahrung. Solche Angelplätze gilt es zu finden.
In der Kiesgrube den richtigen Platz finden
Plateaus zum Beispiel kann man bereits bequem am heimischen Computer per „Google Earth“ ausmachen. Durch helle Flecken in einem sonst dunklen Gewässer sind sie aus der digitalen Vogelperspektive leicht zu erkennen. Tagsüber sonnen sich Karpfen oft auf den emporsteigen den Unterwasserbergen. Wenn in der Nacht das Wasser abkühlt, ziehen sie wieder in etwas tiefere Bereiche.
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Ähnlich verhält es sich mit Uferkanten und Landzungen oder kleinen Buchten. An solchen Stellen finden Sie die Fische. Da Baggerseen in den meisten Fällen flächendeckend tiefes Wasser bieten, finden wir die Karpfen zu Hauf an den wenigen flachen Stellen. Die Fische sind also einfacher zu lokalisieren als an einem vergleichsweise großen flachen See, der überall erwärmtes Wasser zu bieten hat.
Die Karpfen fressen im Frühjahr konstant
Kiesgruben haben im Frühjahr noch einen weiteren großen Vorteil. Das Fressverhalten der Karpfen ist konstanter, da das Gewässer nicht so stark auf Temperaturschwankungen reagiert. Wetterkapriolen mit plötzlich sinkenden Temperaturen oder aufkommendem Ostwind sind im Frühjahr oft ein K.O.-Kriterium für das Angeln an flachen Gewässern. An Kiesgruben können solche Schwankungen durch die große Wassermenge besser abgefangen werden. Bei kalter Ostluft sollte man in windgeschützten Bereichen angeln, bei wärmerem Westwind hingegen das Ufer aufsuchen, an das das er wärmte Oberflächenwasser gespült wird.
Angeln sie unmittelbar an der Uferkante, quasi direkt unter der Rutenspitze am Abhang. An solchen Böschungen lassen sich umher patrouillierende Fische fangen. Diese Stellen können Sie mit kantigen Bleien, die den Abhang nicht hinunterrutschen, gleich in verschiedenen Wassertiefen beangeln. Fällt das Ufer auf eine Tiefe von zehn Metern ab, macht es Sinn, eine Montage in zwei Metern und eine in vier Metern Wassertiefe zu platzieren.
Kantige Futtergaben
Das Futter, das Sie an solch einer Stelle ausbringen, sollte jedoch auch an der Unterwasserböschung liegen bleiben. Sehr gut eignen sich aufgebrochene, halbierte Boilies und Partikel, die selbst an steil abfallenden Kiesbänken hängenbleiben. In den meisten Kiesgruben fressen Karpfen das ganze Jahr über große Mengen Dreikantmuscheln. Diese stellen die größte und stets verfügbare Nahrung dar. Die Fische schießen sich förmlich darauf ein, kleine harte Häppchen einzusammeln, um sie dann mit ihren Kauplatten zu knacken.
Das Angelfutter sollte der natürlichen Nahrung in seiner Größe so gut es geht angepasst werden, um sicher zustellen, dass es von den Karpfen schnell und sorglos anerkannt wird. Ideal sind Tigernüsse, halbierte 20-Millimeter-Boilies und kleine Boilies in Durchmessern von 15 Millimetern. Ich verwende zum Vorfüttern oft eine Mischung dieser kleinen Leckerbissen und gebe noch Kleinstpartikel wie Hanf und Weizen hinzu.
Um ufernahe Stellen unter Futter zu setzen, genügt eine Futterschaufel. Für weit entfernte Plätze wie Plateaus nutze ich die Futterrakete, die sogenannte „Spomb“. Große Futtermengen sollten Sie jedoch nicht einbringen. Durch das noch kalte Wasser im Frühjahr fressen die Fische eher weniger.
Im Frühjahr lieber Gewürze statt Öl verwenden
Es reicht, einen Angelplatz alle zwei bis drei Tage mit ein bis zwei Kilo Futter unter Dampf zu halten. Wenn Sie neben Tigernüssen und Kleinstpartikeln auch Boilies anfüttern wollen, rate ich Ihnen, besonderes Augenmerk auf die Inhaltsstoffe der gekochten Teigkugeln zu legen. Viele Boilies funktionieren im Sommer sehr gut, weil sie ihre Inhaltsstoffe wunderbar im warmen Wasser abgeben.
Im kalten Wasser des Frühjahrs können sich die Öle jedoch nicht lösen und versiegeln den Köder. Boilies auf Gewürzbasis sind dann eine gute Alternative. Es gibt fertige Boilies, die sich perfekt für kalte Wassertemperaturen eignen. Mein Favorit sind die „TG Active“Boilies von Nash Bait. Dieser Köder besteht aus mehr als 40 verschiedenen Gewürzen, Vitaminen und Mineralstoffen. Er kommt ganz ohne synthetische Aromazusätze aus.
Bitte unbedingt vermeiden:
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Angeln an der Kiesgrube: Augen auf, Mund zu
Durch das klare Wasser in den Baggerseen und die noch spärliche Ufervegetation können wir recht einfach geeignete Stellen und sogar Fische finden. Ein Spaziergang um ein Gewässer verrät Ihnen mehr als Ihnen andere Angler berichten. Halten Sie also die Augen auf und seien Sie auf der Hut. Die schreckhaften Karpfen erkennen Sie bei den klaren Verhältnissen sofort und sind alarmiert.
Deshalb sollten Sie auch beim Angeln unnötige Geräusche und hektische Bewegungen vermeiden. Angeln sie mit einer farblosen, abriebfesten Monofilschnur, die die Fische nicht gleich erkennen und verschreckt. Das Zelt, der Stuhl und alle weiteren Ausrüstungsgegenstände sind in einer Entfernung von zehn bis 15 Metern zum Angelplatz gut aufgehoben.
Absolute Ruhe am Angelplatz ist auch an Kiesgruben oberstes Gebot – wenn die Karpfen sorglos fressen sollen. Aus diesen Gründen gehe ich meist alleine angeln. Es ist nicht so, dass ich kein geselliger Mensch bin. Aber ich weiß, dass ich alleine immer unauffälliger bin und vieles disziplinierter abläuft.
Dieser Artikel erschien zuerst in Blinker 03/2017. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe!