Fische gefunden: „Die Oder ist nicht tot, sie lebt!“

Nach dem Fischsterben in der Oder fanden Forscher und Angler bei einer Elektrobefischung Bestände mehrerer gesunder Fischarten.

Nach dem Fischsterben in der Oder fanden Forscher und Angler nun mehrere gesunde Fischarten. Foto: LAVB

Bild: LAVB

Nach dem Fischsterben in der Oder fanden Forscher und Angler nun mehrere gesunde Fischarten.

Erste Untersuchungen zum Zustand des Fischbestandes machen Hoffnung. Wissenschaftler des Instituts für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow (IfB) konnten bei einer Probebefischung am 19. August 2022 in der Oder bei Brieskow-Finkenherd eine Vielzahl lebender Fische nachweisen. Mittels Elektrofischerei, bei der die Fische mit schwachen Stromstößen nur kurzzeitig betäubt und dann wieder freigelassen werden, konnten sie in der Oder augenscheinlich gesunde Exemplare der Arten Blei, Hecht, Döbel, Barsch, Bitterling, Gründling, Steinbeißer, Schmerle, Güster, Plötze und auch Flusskrebse in verschiedensten Altersstufen nachweisen. Auch weitere Wasserorganismen wie Dreikantmuscheln oder Bachflohkrebse sind in der Oder unterwegs und wirken gesund.

Erstmals gute Nachrichten für Fischer und Angler

„Schon kurz nach dem Fischsterben haben wir zwischen den verendeten Fischen Jungfische beobachtet, denen scheinbar gar nichts passiert ist. Die Ergebnisse des Probefischens bestätigen, dass Fische überlebt haben. Das sind nach den letzten beiden Wochen erstmals gute Nachrichten für Fischer und Angler“, so Fischwirtschaftsmeister Henry Schneider, der zugleich Mitglied im Präsidium des Landesfischereiverbandes Brandenburg/Berlin ist. „Seit fünf Generationen fischt unsere Familie schon auf der Oder und wir möchten gerne, dass auch die sechste Generation unsere Arbeit fortsetzt. Gemeinsam mit anderen Fischern und den Anglern auf deutscher und polnischer Seite haben wir für den reichen Fischbestand in der Oder gesorgt. Es ist wirklich bitter, wenn ein großer Teil der von uns allen gehegten Fischfauna dann plötzlich tot auf dem Wasser treibt.“

Weitere Untersuchungen zum Fischsterben in der Oder nötig

Andreas Koppetzki, Hauptgeschäftsführer des Landesanglerverbandes Brandenburg und Vizepräsident des Landesfischereiverbandes, ergänzt: „Dass Fische und auch andere Wasserorganismen in der Oder überlebt haben, ist endlich eine gute Nachricht, die Hoffnung macht. Aber es bedarf weiterer Untersuchungen, um den Zustand der Fischbestände und der gesamten Artengemeinschaft wirklich einschätzen zu können. Denn die entstandenen Schäden sind angesichts der Massen verendeter Fische leider sehr groß. Und der Fischbestand ist nur ein kleiner Teil der ursprünglich erfreulich großen Artenvielfalt in der Oder. Die heutigen Ergebnisse sprechen dennoch für eine eher rasche Erholung dieses sensiblen Ökosystems.“

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Leichtfertiger Umgang mit dem Ökosystem der Oder

Dr. Sabine Buder, Tierärztin und Geschäftsführerin des Forum Natur Brandenburg, äußerte sich wie folgt: „Mich schockiert noch immer das unglaubliche Ausmaß an Tierleid im Zusammenhang mit dem Fischsterben. Und mich bewegt zugleich die große Solidarität der Menschen vor Ort, mit denen ich in den letzten Tagen gemeinsam viele der toten Fische am Ufer der Oder eingesammelt habe. Ein herzliches Dankeschön an alle Freiwilligen, die ehrenamtlich und viel zu oft ohne die notwendige Unterstützung der staatlichen Instanzen bei der Beseitigung der unglaublich vielen Fischkadaver angepackt haben. Noch ist der Auslöser für das Fischsterben nicht gefunden. Aber durch die Untersuchungen werden immer mehr Details bekannt, die für einen sehr leichtfertigen Umgang mit dem sensiblen Ökosystem der Oder sprechen.

„In der Konsequenz müssen wir jetzt beiderseits der Grenze gemeinsam Konsequenzen ziehen und in Zukunft deutlich mehr für den Schutz der Oder und ihres Fischbestandes unternehmen. Und wir müssen zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam auswerten, was in den letzten Tagen im Zusammenspiel zwischen den Behörden auf beiden Seiten der Oder nicht oder schlecht funktioniert hat. Das fängt mit den unterlassenen Meldungen zum Fischsterben an und setzt sich bei den vielfältigen Problemen rund um das Absammeln und Entsorgen der verendeten Fische fort. Es darf nicht sein, dass sich die Menschen vor Ort in einer solchen Situation allein gelassen fühlen.“


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