China stellt mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde dar. Nebenbei ist China jedoch auch das Land mit dem größten Pro-Kopf -Fischkonsum. Daraus ergibt sich ein Anteil von 38% des weltweiten Fischkonsums. Um diese riesige Nachfrage zu stillen, expandierte die Fangflotte von China schon vor geraumer Zeit enorm und fischt inzwischen weltweit. Davon ausgenommen sind nich einmal die letzten Naturparadiese unseres Planeten, wie etwa Galapagos.
Die Fangflotte von China– von Afrika bis in die Antarktis
In den letzten Jahrzehnten hat China einen beispiellosen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. In der Folge stieg der Wohlstand der Bevölkerung und der Mittelstand hat sich deutlich vergrößert. Damit stieg auch die Nachfrage nach Speisefisch erheblich. Da viele der Gewässer vor China bereits kritisch überfischt sind, erfolgte eine Expansion der chinesischen Fangflotte in internationale Gewässer. Dazu gehören die Küsten vor Afrika und der südliche Pazifik bis hin zur Antarktis. Ein besonders deutliches Beispiel zeigt sich in Südamerika. 80 Prozent des Fischfangs in den internationalen Gewässern vor Argentinien, Peru und Ecuador fallen nicht auf südamerikanische Boote, sondern auf chinesische Fangschiffe.
Fischfang im Naturparadies Galapagos
In letzter Zeit stand in diesem Zusammenhang besonders die riesige chinesische Fangflotte um die Galapagos-Inseln in der Kritik. Die Galapagos-Inseln, welche etwa 1.000 km westlich von Ecuador liegen, sind weltweit für ihre noch nahezu unberührte Natur berühmt. Schon im 19. Jahrhundert erlangten die Inseln durch den bekannten Evolutionsbiologen Charles Darwin Weltruhm: Er entwickelte dort seine Theorien zur Entstehung der Arten. Mittlerweile gehören die Galapagos-Inseln zum UNESCO-Weltkulturerbe. Da die chinesische Fangflotte sich außerhalb der 200 Seemeilen (ca. 370 km) Schutzzone um die Inseln in internationalen Gewässern aufhält, ist dort eine Fischerei jedoch problemlos möglich. Das ganze völlig legal, ohne in Ecuadors Hoheitsgewässern, oder den Schutzgebieten um Galapagos zu fischen.
Auch interessant
- Angeln allgemeinDie industrielle Fischerei schneidet sich ins eigene Fleisch
Unkontrollierte Fischerei in internationalen Gewässern
Da die Fische auf dem offenen Meer ja nicht wissen, wo das Schutzgebiet endet, ziehen die Fische jedoch leider auch häufig aus der sicheren Zone in die Fanggebiete der chinesischen Fischerboote. Eine Art, die hauptsächlich gefischt wird, ist dabei aber kein Flossenträger: In letzter Zeit waren Tintenfische eine Hauptbeute der Fischer. Bislang liegen hier noch unzureichende Bestandsdaten vor, sodass es kaum möglich ist, sinnvolle Fanglimits für die Tintenfische (Humboldt-Kalmar) auszugeben. Experten vermuten zudem, dass die Schiffe ihre Fänge nicht vollständig angeben. Sie vermuten eine Gefährdung des empfindlichen Ökosystems um Galapagos durch den hohen Fischereidruck.
Da China mit der Fangflotte in internationalen Gewässern weit auf dem Meer operiert, ist zudem eine Kontrolle schwierig, zumal die Fangflotte allein vor der Küste Südamerikas mehrere hundert Schiffe umfasst. Die große Menge an Fisch und Tintenfisch, die nun inzwischen vor Galapagos jährlich gefangen wird, hat inzwischen nicht nur Forscher, sondern auch diverse Umweltorganisationen wie Sea Shepherd auf den Plan gerufen.
Illegale Fischerei – ein globales Problem
Die genannten Probleme sind im Übrigen nicht nur auf Südamerika oder China beschränkt. So gut wie überall, auch in der EU, findet in großem Maß illegale Fischerei und eine schonungslose Ausbeutung der Fischbestände statt. Schwindende Bestände zwingen die Fischer dabei auch in immer entlegenen und unberührten Fanggründen zu fischen, um die Laderäume auf den Booten noch zu füllen. Eine kleine Maßnahme, die man ergreifen kann, um dieser traurigen Entwicklung entgegen zu wirken, ist beim Kauf von Fisch auf die Herkunft und das Vorhandensein von Siegeln, wie etwa MSC zu achten. So wird sichergestellt, dass nur Fische gekauft werden, die aus sinnvoll verwalteten und nicht überfischten Beständen stammen.
Quelle: New York Times