Der Aal ist einer der begehrtesten Fische der Welt. Nicht nur für Angler – sondern auch für eine Industrie, die selbst vor Schmuggel nicht zurückschreckt. Florian Stein, ein Mitarbeiter des Deutschen Angelfischerverbands (DAFV), verbrachte Jahre damit, den illegalen Handel mit Aalen aufzudecken. Für seinen Kampf gegen den Aal-Schmuggel erhielt er nun den Award „Partnerschaft für den Naturschutz“ von Interpol.
Aal-Schmuggel ist eines der größten Wildtierverbrechen der Gegenwart
Stein begann im Jahr 2015 damit, die Hintergründe des Aal-Schmuggels zu erforschen. Interpol bezeichnet den Handel als „eines der verheerendsten und größten Wildtierverbrechen der Gegenwart“. Jährlich entsteht so ein Schaden von 2 bis 3 Milliarden Euro. Der Schaden an der Umwelt lässt sich kaum beziffern.
Den ersten Beweis dafür, dass Glasaale aus Europa nach Asien gelangen, erbrachte Stein gemeinsam mit Kollegen der Universität Hong Kong. Mittels Genproben wiesen sie nach, dass die Fische auf untersuchten Märkten aus Europa stammen mussten. Die Schmuggler transportierten die Aale dabei zum Teil sogar in Koffern.
Jahrelanger Kampf gegen den Aal-Schmuggel
Danach arbeitete er an verschiedenen Projekten zur Bekämpfung des Schmuggels. Dazu gehört das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sowie das Sekretariat des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES). Seit August 2021 arbeitet Florian Stein beim DAFV als Fachbereichsleiter für Europapolitik und Wissenschaft. In dieser Zeit entstand unter anderem ein umfangreicher Bericht über den Schmuggel von Glasaalen von Europa nach Asien.
Parallel zu Steins Arbeit begannen auch Behörden in den USA und Kanada damit, Container auf illegal gehandelte Aale zu prüfen. Der Anteil von Glasaalen aus Europa war erschreckend hoch. Ein Beispiel: Eine US-Firma verdiente mit illegal gefangenen Aalen in einem Zeitraum von 4 Jahren ganze 160 Millionen Dollar. In diesem Jahr stand sie deswegen vor Gericht.
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China produziert mehr Aal als je zuvor
Stein untersuchte daraufhin Aalfilets aus chinesischen Farmen inner- und außerhalb von Europa. „Der Bedarf für Glasaal in den asiatischen Aalfarmen ist nach wie vor ungebrochen hoch“, sagte er in einer Pressemitteilung des DAFV. „Im Jahr 2020 wurde in China mehr Aal produziert als jemals zuvor und im August 2022 wurde die Eröffnung der weltweit größen Aalfarm in China beworben. Diese eine Farm allein soll zukünftig fast dreimal so viel Aal produzieren wie alle Aalfarmen Europas zusammen!“
Der DAFV zeigte sich erfreut über die Auszeichnung – und vor allem auch die damit verbundene Aufmerksamkeit, die dem bedrohten Aal dadurch zuteil wird. Laut DAFV-Präsident Klaus-Dieter Mau sei der Award von Interpol ein Indiz dafür, dass man den Aal-Schmuggel endlich stoppen müsse. Er sieht auch andere Organisationen in der Pflicht.
„Wir würden uns sehr wünschen, dass sich auch andere Umweltverbände aktiv daran beteiligen, anstatt reflexhaft immer wieder ineffektive Fangverbote für europäische Angler und Fischer zu fordern“, sagte er.
EU beschließt Aal-Fangverbot für Angler
Zuletzt hat die EU ein Aal-Fangverbot für Angler beschlossen. In Meeren und Brackwasserzonen ist es ganzjährig untersagt, auf Aal zu angeln. Die Berufsfischerei ist für ein halbes Jahr beschränkt. 3 Monate davon liegen in einem festen Zeitraum: Oktober bis Dezember in der Ostsee, September bis November in der Nordsee. Die übrigen 3 Monate der Schonzeit können die EU-Mitgliedsstaaten selbst festlegen.