Dass Tiere zusammenarbeiten, um erfolgreicher Beute zu machen, ist keine Seltenheit. Sogar verschiedene Arten wurden schon bei der gemeinsamen Jagd beobachtet, beispielsweise Oktopusse und Zackenbarsche. In Brasilien gibt es jedoch eine wirklich ungewöhnliche Form der Zusammenarbeit: Hier gehen seit 140 Jahren Delfine und Fischer gemeinsam auf Fischfang.
Fischer und Delfin – Eine tolle Zusammenarbeit
In dem kleinen Küstenort Laguna, im Südosten Brasiliens, warten die Fischer am Strand auf die Delfine. Die Meerssäuger treiben Meeräschen aus dem Ozean in flaches Wasser einer Lagune. Wenn die Fischer einen Delfin sehen, der mit seiner Flosse aufs Wasser klatscht, seinen Kopf heraushebt und dann tief abtaucht, ist das das Zeichen, sich mit dem Netz auf den Weg ins Wasser zu machen.
Hier in Brasilien kann man sehr schön die Kooperation von Mensch und Tier zum beiderseitigen Vorteil beobachten. Eine neue Studie über die Zusammenarbeit der Menschen und Delfine in Laguna zeigt, dass sich die wild lebenden Delfine freiwillig daran beteiligen. Dachte man anfangs, dass die Fischer lediglich die Delfine im Auge behalten, ist nun klar: Die Meeressäuger beobachten die Fischer ebenfalls genau und koordinieren ihr Verhalten für maximalen Erfolg.
So zeigen die Delfine den Fischern im trüben Wasser, wo sie sich am besten hinstellen und wann sie ihre Netze auswerfen sollen. Die Fischer suchen dabei verlässliche „Delfin-Partner“, die ihnen bestmöglich anzeigen, wo sich die Meeräschen aufhalten und wann die Netze ausgeworfen werden müssen. Das diese Taktik für beide Seiten aufgeht, zeigt sich auch im Fangerfolg.
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Nicht nur der Mensch profitiert
Die Studie von Mauricio Cantor, Verhaltensökologe an der Oregon State University zeigte, dass der Fangerfolg der Fischer in Laguna sehr stark von der Kooperation mit den Delfinen abhängt. Ganze 86% der Meeräschenfänge werden dort zusammen mit den Delfinen gemacht. Sind Delfine anwesend, ist es etwa 17-mal wahrscheinlicher, dass die Fischer erfolgreich Meeräschen fangen.
Damit so eine koordinierte Zusammenarbeit funktionieren kann, müssen die Fischer die Signale der Delfine richtig deuten. So etwas funktioniert nur, da Delfine, wie auch Menschen, gerne im Team arbeiten und äußerst kommunikativ und intelligent sind.
Doch wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Darüber lässt sich nur mutmaßen. Vermutlich haben Delfine vor mehr als 100 Jahren gesehen, wie Fischer Netze einsetzen, um Meeräschen zu fangen. Diese Beobachtung nutzten die Delfine, um auch selbst mehr Beute zu machen.
Die Harmonie ist in Gefahr
Leider ist auch dieses schöne Beispiel, wie Mensch und Natur Hand in Hand gehen können, in Gefahr. Während der letzten 10 Jahre kam es zu einer Verringerung der Meeräschen-Bestände durch Überfischung, die nach wie vor anhält. Und ohne Meeräschen gibt es keine gemeinsame Jagd von Mensch und Meeressäuger. Es besteht jedoch die Hoffnung, dass die gemeinsamen Fischzüge von Mensch und Delfin als kulturelles Erbe unter Schutz gestellt wird.
Quelle: Science.org