Dort, wo eine Fähre regelmäßig einen Fluss überquert, darf man mit guten Räubern rechnen. Doch es kann auch zu Konflikten zwischen Anglern und Fährpersonal kommen. Der niederländische Anglerverband sprach mit Fährmann Sander Pothuizen darüber, was beim Angeln an einem Fähranleger zu bedenken ist.
Angeln am Fähranleger ist in den Niederlanden beliebt
Sander Pothuizen (37) arbeitet seit 16 Jahren an der Fähre Beusichem in den Niederlanden als Fährmann. In den letzten zwei Jahren hat er immer mehr Angler am Anleger der Fähre gesehen. Weil er selber fanatischer Angler ist, klappt die Kommunikation recht gut. An anderen Fähranlegern jedoch gibt es immer wieder Probleme.
„Nichtanglern ist es unverständlich, dass viele direkt neben der Fähre angeln und nicht ein wenig weiter entfernt.“ Dann muss Sander erklären: „Betrachten Sie eine Fluss-Strecke aus der Vogelperspektive. Dann liegen plötzlich zu beiden Seiten zwei Betonplatten im Wasser, umgeben von einem großen Steinberg. Der bildet den idealen Hinterhalt für Raubfische, während Köderfische wegen des aufwirbelnden Wassers hin und her geworfen werden und leichte Beute werden.“
YouTube killt Angelplätze
In den letzten zwei Jahren hat die Zahl der Angler am Fähranleger deutlich zugenommen. Soziale Medien, zum Beispiel Angelvideos auf YouTube steuern die Massen. Wenn ein Angler ein Video von einem Hotspot postet, ist dieser Platz am nächsten Platz schon besetzt. Sander ist immer wieder überrascht, wie schnell Angler den Weg zu seiner Fähre finden. Und an manchen Fähren sind die Fährmänner unmutig über die gestiegene Zahl der Angler.
Angelschnüre können sich in der Schiffsschraube verfangen
Um auf die Gefahren an Fähren hinzuweisen, beschreibt Sander die Bodenstruktur: „Wo die Betonplatten unter Wasser enden, befindet sich eine Spundwand. An dieser fällt der Boden steil ab. Am Hang zum Fahrwasser liegen viele Steine und Geröll zum Schutz des Fähranlegers. Oft ist zudem die steile Kante mit messerscharfen Muscheln bedeckt. Diese kappen dünne Geflochtene in einem Nu. So bleiben manchmal ganze Schnurstränge im Wasser zurück, die sich in der Schiffsschraube der Fähre verfangen können.“ Sander plädiert daher für Vorfächer mit geringerer Tragkraft als die Hauptschnur. Manche Angler werfen parallel zur Fähre, wo Unterströmungen sie Schnur ebenfalls in die Schraube saugen können.
Hier angelt der Fährmann noch selbst
Beim Angeln am Fähranleger fischt Sander am liebsten mit Streamern auf Hecht. Köder am Bleikopf bergen die Gefahr, hängen zu bleiben. Gleiches gilt für Spinjiggs oder Vib Baits.
Aufgrund seiner täglichen Beobachtungen weiß er, dass die besten Fangzeiten im Winter und Frühjahr nachmittags bestehen. Nach den Erklärungen aus dem Steuerhaus ist es höchste Zeit zum Angeln. „Ich erwarte heute Barsche und Zander. Ob eine starke Strömung für Zander ein Muss ist, bleibt abzuwarten, denn im Moment fließt der Fluss kaum“, meint Pothuizen im Gespräch mit Sportvisserij Nederland. „Im Sommer sehe ich auch regelmäßig Rapfen rauben und fange Hechte in den Buhnen. Auch ein Wels wurde schon an der Fähre gehakt.“ Da es schwierig ist, den Barschstreamer auf Tiefe zu bringen, wechselt Pothuizen auf eine Dropshotmontage. Damit müssen ein paar Barsche an Bord gehievt werden. Sie beißen genau an der vorhergesagten Stelle.
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Welche Gefahren gibt es beim Angeln am Fähranleger?
Ein Fährmann ist für die Sicherheit seiner Passagiere verantwortlich. Nicht nur auf der Fähre, sondern beim An- und Ablegen auch am Anleger. Pothuizen hat vom Steuerhaus aus wie ein LKW-Fahrer mit toten Winkeln zu kämpfen. Wenn die Fähre anlegt, gehen viele Angler ein paar Schritte zur Seite. Die meisten hingegen angeln weiter am Fähranleger, wenn die Heckklappe der Fähre auf die Straße rutscht.
„Wenn ein Angler im toten Winkel verschwindet, halte ich immer den Atem an. Man darf nicht darüber nachdenken, was alles passieren könnte – denn als Fahrer haftet man in jedem Fall“, so der Fährmann. „Dabei sollte man bedenken, dass das Boot alleine 150 Tonnen wiegt, die Heckklappe allein 10 Tonnen. Auch bei niedriger Geschwindigkeit lässt sich die Fähre nicht einfach mit einer Notbremse anhalten.“
Manche Angler gehen ein zu großes Risiko ein, indem sie sich von der Fähre nur einen Meter entfernt aufhalten. In der Dämmerung und im Dunkeln sind sie kaum sichtbar. „Darüber spreche ich mit den Anglern. Das führt meist zu einem gegenseitigen Verständnis und verhindert die möglichen Folgen.“
Der VISpas berechtigt zum Angeln in den Niederlanden
Wer an Fähranlegern in den Niederlanden angeln möchte, braucht dafür den VISpas. Er ist leicht im Internet zu erwerben, kostet pro Jahr etwa 40 Euro und berechtigt zum Angeln an fast allen Gewässern in den Niederlanden. Alles zum Schein und viele weitere Infos zum Angeln bei unseren Nachbarn findest Du auf www.fishinginholland.nl (komplett auf Deutsch).
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