Extreme Nitratbelastung in der Fulda

Als Physiker Harald Gülzow das Ergebnis der Analyse ermittelt hatte, verging ihm das Lachen. VSR-Gewässerschutz

Alarm am Fluss Fulda! Bei einer Untersuchung der Wasserqualität wurde eine massive Nitratbelastung festgestellt. Lesen Sie Ausführliches dazu im Artikel.

Der VSR-Gewässerschutz führte im April 2013 eine Messfahrt an der Fulda von Gersfeld in der Rhön bis zu ihrer Mündung in die Weser in Hann. Münden durch. Über den untersuchten Verlauf vervierfachte sich die Nitratkonzentration. In Gersfeld lag der Nitratwert noch bei von 5,3 Milligramm pro Liter (mg/l). In den von der Fulda und ihren Nebenbächen durchflossenen Rhöntälern werden die landwirtschaftlichen Flächen noch überwiegend als Viehweiden und Wiesen genutzt. Bis Welkers im oberen Fuldatal fand dann ein starker Anstieg der Nitratbelastung auf 14,7 mg/l statt. Mit zunehmender Talbreite und somit auch verstärkter ackerbaulicher Nutzung der Fuldaniederung und denen der Nebenflüsse nahmen die Nitratwerte zu. Obwohl die zufließende Lüder eine etwas geringere Nitratkonzentration besitzt, stieg die Belastung bis Pfordt auf 17,1 mg/l an. Die nächsten größeren Nebenbäche Schlitz und Haune verstärken den Anstieg der Belastung weiterhin, da sie beide geringfügig höher als die Fulda belastet sind. So konnten die Fachleute vom VSR-Gewässerschutz nach dem Zufluss der Schlitz mit ihren 17,9 mg/l in Niederaula einen Anstieg auf 17,6 mg/l feststellen. Der am stärksten belastete Nebenfluss war aber mit 20,9 mg/l Nitrat die in Bad Hersfeld mündende Haune. In Bebra fanden die Gewässerschützer dann schon in der Fulda einen Nitratwert von 18,9 mg/l. In Rotenburg endetet der starke Anstieg der Belastung. Der hier gemessenen Wert von 19,3 mg/l erhöht sich bis in den Kassler Raum nur geringfügig auf 19,6 mg/l. Der in diesem Raum zufließenden Nebenfluss Eder führt mit seinen 19,5 mg/l zu keiner Erhöhung der Nitratkonzentration. Bis zum Zusammenfluss mit der Werra in Hann. Münden stieg die Nitratbelastung in der Fulda weiter auf 20,3 mg/l an. Nach den Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) darf das Fuldawasser um einen guten Zustand zu erreichen höchstens 11 mg/l Nitrat aufweisen. Dieser Wert wird aber in der Fulda schon ab Welkers stark überschritten. Damit zählt die Fulda zu den Flüssen, die bis 2015 die Wasserrahmenrichtlinie nicht einhalten werden. Dies stellt vor allem ein Problem für die Nordsee dar, wo das nitratbelastete Wasser letztendlich via Weser landet. Jeder Nebenfluss dieses rein deutschen Flusses, der den in der Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Zustand nicht einhält, führt zu Algenentwicklungen, Wassertrübung und Schaumbildung an den Nordseestränden. Die Belastung aus kommunalen Klärwerken und Direkteinleitungen der Industrie ging in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück. Der Ausbau kommunaler Kläranlagen und bessere Techniken bei der Abwasserreinigung trugen dazu bei, Schadstoffemissionen aus diesen Punktquellen zu verringern. Aktuell dominieren daher Einträge aus diffusen Quellen. Sie resultieren vor allem von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Etwa zwei Drittel der Nitratbelastung in der Fulda kommt aus dem zusickernden Grundwasser. Die Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz zeigte, dass dringender Handlungsbedarf beim Grundwasserschutz besteht, um die Belastung in der Fulda zu senken. Der VSR-Gewässerschutz begrüßt, dass es an der Fulda in Trinkwassereinzugsgebieten Kooperationen zwischen Wasserversorgern und den Landwirten gibt. Unterschiedliche Maßnahmen führen dort dazu, dass die landwirtschaftlichen Betriebe, die in solchen Schutzgebieten wirtschaften besser in den Wasserschutz integriert werden. Dadurch konnte in vielen Brunnen der öffentlichen Trinkwasserversorgung die Nitratkonzentration gesenkt bzw. zumindest ein weiterer Anstieg verhindert werden. Auch wenn das zusickernde Grundwasser aus Wasserschutzgebieten nun geringer belastet ist, so sickert außerhalb der Gebiete weiterhin Grundwasser mit zu hohen Nitratwerten der Fulda zu. Um in Zukunft die Nitratkonzentration der Fulda unter 11 mg/l senken zu können, muss auch außerhalb der Trinkwassereinzugsgebiete der Nährstoffeintrag reduziert werden. Die Notwendigkeit von Kooperationen zeigt, dass die bestehende Düngeverordnung zum Schutze des Grundwassers überhaupt nicht ausreicht. Die längst überfällige Novellierung dieser Verordnung muss zügig umgesetzt werden. Aber das alleine wird auch nicht zum Erfolg führen. Während die Landwirte in Trinkwassereinzugsgebieten Informationen über die Nitratkonzentrationen des Grundwassers bekommen, fehlt diese außerhalb dieser Gebiete. so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Um die Notwendigkeit an einer Änderung der Düngerausbringung zu sehen, brauchen die Landwirte dringend Messwerte des Grundwassers und Informationen über die Auswirkungen des der Fulda zusickernden Grundwassers. Der VSR-Gewässerschutz möchte diese Informationslücke schließen und wird daher in diesem Jahr Grundwasseruntersuchungen im Einzugsgebiet der Fulda durchführen. Die Ergebnisse werden auf der Homepage und in Presseerklärungen öffentlich gemacht. So haben Landwirte, Politiker, Brunnennutzer und interessierte Bürger die Möglichkeit sich über die lokale Grundwassersituationen zu informieren.


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