Beim Angeln kommen gelegentlich Fische unter, die nicht so recht zur einen Art, aber auch nicht zur anderen gehören wollen. Zum Beispiel ein Brassen, der ganz klare Züge vom Rotauge in sich trägt. Eine neue Spezies? Eher nicht. Nein, ein Fisch wie dieses „Brotauge“ ist ein Hybrid, eine Kreuzung zwischen zwei unterschiedlichen Arten. Und die sind häufiger, als man zunächst meint! Was es über Fisch-Hybriden zu wissen gibt und welche Arten sich besonders häufig kreuzen, erfährst Du in diesem Artikel.
Welche Fische können sich kreuzen?
Hybriden können entstehen, wenn zwei oder mehr Fischarten zur gleichen Zeit im gleichen Gebiet laichen und die Eier der anderen Art befruchten. Je weniger Laichplätze es gibt, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Fische sie sich teilen müssen. Hat ein Gewässer zum Beispiel nur eine kurze Uferzone mit Schilf, werden mehrere Fischarten diesen Bereich zur Eiablage nutzen. Dabei werden die Eier (Laich / Rogen) der einen Art von den Spermien (Fischmilch) einer anderen befruchtet.
Doch nicht alle Fischarten können sich kreuzen! Die Eltern von Fisch-Hybriden sind oft ohnehin eng miteinander verwandt. So wird es etwa einem Hecht nie gelingen, den Laich eines Rotauges zu befruchten, und auch mit einer Kreuzung aus Grundel und Wels brauchen wir nicht zu rechnen – obwohl sicher interessant wäre, wie sowas aussieht.
Bei Karpfenartigen ist jedoch eine Kreuzung untereinander möglich. Solche Hybriden sind in der Regel jedoch unfruchtbar. Damit setzt die Natur einem „endlosen Wildwuchs“ an Kreuzungen aus Fischen klare Grenzen.
Neben den hier im Artikel gezeigten Fisch-Hybriden gibt es noch viele weitere Arten, aus denen Kreuzungen hervorgehen können. Zum Beispiel:
- Ukelei x Döbel
- Ukelei x Rotfeder
- Moderlieschen x Ukelei
- Rotauge x Güster
- Güster x Rotfeder
- Karpfen x Brassen
- Karpfen x Karausche
- Döbel x Hasel
- Giebel x Goldfisch
- Giebel x Karausche
Kennst Du noch weitere Kreuzungen? Falls Du den Verdacht hast, einen gekreuzten Fisch gefangen zu haben, schicke ein Foto an [email protected]!
Fisch-Hybriden bestimmen: Zähle die Schuppen!
Wenn Du vermutest, einen Hybriden gefangen zu haben, aber nicht sofort erkennen kannst, aus welchen Arten er entstanden ist, hilft ein Blick auf die Schuppen an der Seitenlinie. Normalerweise haben Kreuzungen dort eine Zahl an Schuppen, die zwischen der einen und der anderen Elternart liegt. Das Verhältnis steht aber nicht völlig fest: Bei einem Rapfen-Aland überwiegen mal die einen, mal die anderen Merkmale. Das Verhältnis kann aber auch genau bei 50/50 liegen. 65 bis 74 Schuppen sind es beim Rapfen, 56 bis 61 beim Aland.
Wie die Kreuzung genau aussieht, kann auch vom Geschlecht der Elternarten abhängen. Eine Kombination aus weiblicher Bachforelle und männlichem Bachsaibling ergibt zum Beispiel eine sogenannte Tigerforelle. Anders herum entsteht eine Leopardenforelle – beide Fische sehen ganz unterschiedlich aus. Übrigens werden solche Saiblings-Forellenhybriden meist speziell gezüchtet, in freier Wildbahn kommen sie nur sehr selten vor.
Manche Fisch-Hybriden sind bei Anglern beliebt
In den Niederlanden sind Brassen-Rotaugen die häufigsten Hybriden, aber Rapfen-Alande werden vor allem in großen Flüssen immer häufiger. Diese Kreuzungen sind an der Angel echte Kämpfer und wirklich schöne Fische. Für uns Angler sind Rapfen-Alande besonders interessant, weil man sie auf verschiedene Art und Weise fangen kann! Sie haben die Raublust eine Rapfens und springen deshalb oft auf Kunstköder an. Anders als „reine“ Rapfen kommen sie aber auch öfter an die Futterstellen von Friedfischen, um dort Maden wegzunaschen. Es ist also nicht verwunderlich, dass gerade dieser Hybride häufig gefangen wird.
Dass Hybriden tolle Zielfische sein können, weiß man auch in Irland. Dort ist der Rotfeder-Brassen sehr beliebt. Einerseits wird er größer als eine Rotfeder, andererseits aber auch stärker als ein Brassen. Mit seinem schönen Glanz ist dieser Fisch eine echte Bereicherung für das Angeln in Irland – quasi das „Gold der grünen Insel“.
Der F1-Karpfen: Eine bewusste Kreuzung
Besonders in kleinen, abgeschlossenen Gewässern von Angelvereinen und in „Commercials“ (Angelseen) werden regelmäßig sogenannte F1-Karpfen besetzt. Dieser Hybride ist eine Kreuzung zwischen einem Karpfen und einer Karausche, der eigens für Fischteiche gezüchtet wird (deshalb wird er auch als „Kreuzkarpfen“ bezeichnet). Charakteristisch ist sein überdurchschnittlicher Kampfgeist und die Tatsache, dass er sich auch im Winter gut fangen lässt, wenn anderen Karpfenartigen normalerweise nur schwer an die Schuppen zu kommen ist. Barteln hat er nicht.
Da F1-Karpfen bei der Aufzucht meist nur Pellets als Futter bekommen, sind sie auch im späteren Leben mit diesem Köder gut zu fangen. In hohen Dichten besetzte Kreuzkarpfen konkurrieren miteinander um Futter. Angler können das ausnutzen, indem sie regelmäßig kleine Häppchen füttern. Ist einmal der richtige Fütterungsrhythmus gefunden, kann man eine ganze Reihe Kreuzkarpfen erwarten.
Können Fisch-Hybriden gefährlich für andere Arten sein?
Zwar kann Hybridisierung interessante „Zwischenarten“ hervorbringen, mitunter stellt sie aber auch eine Bedrohung für einheimische Fische dar. So ist die reine Karausche – eine in den Niederlanden einheimische Art – in den letzten Jahren immer seltener geworden, weil sie sich leicht mit Goldfischen, Giebeln und Karpfen kreuzt und ihre Nachkommen sich fortpflanzen können.
Diese geben dabei ihrerseits die Hybrideigenschaften weiter, wodurch die Karausche genetisch immer unreiner wird. Dadurch gilt der Fang einer „reinrassigen Karausche“ heutzutage leider schon als etwas Besonderes.