Die Philosophie des richtigen Fliegenwerfens, die Wahl der richtigen Fliege und der passenden Rute hat das Fliegenfischen in den Stand einer Wissenschaft erhoben oder – je nach Blinkwinkel – zu einer Glaubenslehre gemacht. Im 20. Jahrhundert hieß deren Prophet: Charles Ritz (1891-1976).
Viele Leute kennen Cäsar Ritz, den König der Hoteliers, und seine Frau Marie-Louise, aber kaum jemand kennt ihren Sohn Charles. Und nur die wenigsten Fliegenfischerinnen und Fliegenfischer wissen, dass Charles seine Wurzeln im Wallis, im schönen Bergdorf Niederwald in der Schweiz hat.
Charles Ritz: „Ich hatte mir den Fischeritis-Virus zugezogen“
Mit der Fliegenfischerei kam Charles im Alter von 21 Jahren erstmals in Kontakt. Mit 25 Jahren schickte ihn seine Mutter Marie-Louise nach New York ins Ritz-Carlton. Dort arbeitete er für 100 Dollar im Monat als Direktionsassistent. Hier konnte er mit Fliegenruten, die er auf dem Trödlermarkt kaufte und zum Leidwesen des Direktors im Büro des Hotels aufmotzte, seine erste Angelreise nach Kanada finanzieren. „Damit hatte ich mir den Fischeritis-Virus zugezogen, der mich fortan hinderte, meine Kraft der Hotelkarriere zu widmen.“
Fliegenfischen, Rutenphysik, Wurfmechanik und die Entwicklung von Bambusruten gehörten fortan zu seinem Lebenszweck. Viele Jahre arbeitete er an seinem „Evangelium“, das 1953 unter dem Titel „Pris Sur Le Vif“ auf Französisch erschien. In der deutschen Übersetzung trägt es den Titel „Erlebtes Fliegenfischen“.
Mit diesem Werk erhob sich Charles definitiv zum Prophet des Fliegenfischens. Die Elite der Fliegenfischer aus aller Welt versammelte sich ab 1958 in Paris im erlauchten Fario-Club, um dessen Gründer und Prophet zu sehen. Seine berühmten Fliuegenfischen-Jünger begleiteten ihn an die schönsten Lachs-, Bachforellen- und Äschengewässer der Welt. Einer der bekanntesten Begleiter war wohl der Schriftsteller Ernest Hemingway, der im Vorwort zum Buch von Ritz schrieb: „Nur wenigen Leuten ist es vergönnt, fischend so durch alle Weiten zu streifen wie Monsieur Charles. Wie immer die Welt aber auch noch laufen mag, es werden ihrer noch weniger sein, die jemals so gut fischen wie er.“
Die Ausstellung dauert von Juli – Dezember 2023 (täglich von 8-18 Uhr geöffnet).
Weitere Informationen: Station Ritz
Mehr zum Fischen in der Schweiz finden Sie unter: Petri-Heil.ch