Wer Urlaub am Meer macht, egal ob nah oder fern, dem droht eine Begegnung mit giftigen Fischarten. Berührungen oder Stiche können fatale Folgen haben, doch interessanterweise gehören zu den giftigsten Fischen auch solche, die in der Küche hochbegehrt sind.
Steinfisch: Der giftigste Fisch der Welt!
Der plumpe Steinfisch (Familie Synanceiinae) tarnt sich farblich je nach Beschaffenheit des Untergrundes. Mit seinem gewaltigen Maul kann er Beutetiere bis zur eigenen Körpergröße verschlingen. Seine Rückenflossenstacheln sind mit Giftdrüsen versehen – er hat das stärkste Gift aller Drachenkopfische und ist damit der giftigste Fisch der Welt. Es verursacht unvorstellbare Schmerzen und führt zu Schock, Lähmung und Absterben des Gewebes. Eine größere Dosis kann für Menschen tödlich sein.
Steinfische werden bis zu 50 cm lang und leben im Indopazifik und dem Roten Meer. Als Speisefisch spielen sie keine Rolle. Allerdings kann der Steinfisch beim Angeln an den Haken gehen. Beim Abhaken des Fisches können dicke Arbeitshandschuhe lebensrettend sein.
Petermännchen: Fieser Giftzwerg am Strand
Petermännchen (Trachinus draco) leben an unseren Atlantik- und Nordseeküsten und in Teilen der Ostsee. Ihre Giftdrüsen sitzen in den Strahlen der ersten Rückenflosse und den Stacheln auf den Kiemendeckeln. Vergiftungen verursachen heftige Schmerzen und lang anhaltende Schwellungen, sind aber nur selten tödlich.
Da sich Petermännchen oft strandnah im Sand eingraben, gibt es oft Verletzungen bei Badegästen. Plastiksandalen sind daher beim Plantschen im flachen Wasser kein Luxus – gerade bei Kindern! Andererseits sind sie sehr leckere Speisefische.
Rotfeuerfische: Die Invasoren
Rotfeuerfische (Gattung: Pteroinae) gehören wie Steinfische und Drachenköpfe zu den Drachenkopf-Verwandten. Von den über 30 Arten sind einige aus dem Indopazifik und Rotem Meer aber massiv in den Westatlantik und ins Mittelmeer eingewandert. Den Namen haben die bis zu 40 cm langen Fische wegen ihres charakteristischen Streifen-Musters.
Rotfeuerfische haben Giftdrüsen in den Hartstrahlen der Rücken-, After- und Bauchflossen. Das Gift löst Muskelzuckungen aus und führt zu erheblichen, lang anhaltenden Schmerzen, für Menschen mit Herz-Rythmusstörungen kann es auch tödlich sein.
Rotfeuerfische sind exzellente Speisefische. Da die Fische vor allem entlang der US-Küsten zu einem ökologischen Problem geworden sind (ausgesetzt wurden sie hier von Meeresaquarianern), versucht man die Bestände unter anderem durch massives Marketing (Rotfeuerfisch-Gerichte in den Restaurants) zu dezimieren.
Großer Roter Drachenkopf: Delikatesse in der Fischsuppe
Der Große Rote Drachenkopf (Scorpaena scrofa) ist auch extrem giftig. Aber eine echte Marseiller Bouillabaisse ist ohne Drachenkopf kaum vorstellbar. Der plumpe Grundfisch lebt im Mittelmeer und nordöstlichen Atlantik und wird bis zu 50 cm lang. Seine Giftdrüsen sitzen an der Rücken- und Afterflosse. Eine Vergiftung verursacht lang anhaltende Schmerzen und kann zu Kreislaufzusammenbrüchen führen, was ihn zu einem der giftigsten Fische macht. Auch ihn sollte an beim Angeln nur mit Handschuhen anfassen. Später, in der Küche werden vor dem Schlachten zuerst die gifttragenden Hartstrahlen der Rücken- und Afterflosse entfernt.
Gewöhnlicher Stechrochen: Großer Giftstachel mit Widerhaken
Der Gewöhnliche Stechrochen (Dasyatis pastinaca), ein mit den Haien verwandter Knorpelfisch, ist eine von etwa 100 Stechrochen-Arten. Er lebt im östlichen Atlantik, Mittelmeer und der Nordsee. Sein Giftstachel am Schwanz ähnelt einer Harpunenspitze und ist sägeförmig mit Widerhaken bezackt. Mit seinem Schwanz kann der Stechrochen sehr wendig und gezielt um sich schlagen.
Der weltbekannte Dokumentarfilmer Stephen Robert „Steve“ Irwin (bekannt aus z.B. „Animal Planet“ und „Crocodile Hunter“) wurde 2006 bei Unterwasseraufnahmen am Great Barrier Reef vor Australien von einem Stachelrochen erstochen. Das Gift ist sehr schmerzhaft, und die Widerhaken führen zusätzlich zu oft stark blutenden Wunden, vor allem bei großen Exemplaren. Stechrochen können bis zu 2 m lang werden! In einigen Ländern werden die Flossensäume zwar gegessen, bei uns ist er kulinarisch aber uninteressant.
Kugelfisch: „Fugu“ ist kalkulierter Selbstmord
Kugelfische gehören zu den „Vierzähnern“ (Tetraodontidae), weil ihre 4 Vorderzähne so zusammengewachsen sind, dass die Fische damit Krebspanzer knacken können. Bedrohte Fische können sich zu einer Kugel aufblasen. Auf dem Teller ist der Kugelfisch am giftigsten. Ist die Mahlzeit „Fugu“ falsch zubereitet, sterben Menschen an lähmungsbedingtem Atem- oder Herzstillstand.
In Japan, Korea und China gelten Kugelfische als Delikatesse und sollen eine aphrodisierende Wirkung haben. In Asien werden sie deshalb gezüchtet und mit speziellen Futter gefüttert, was sie weniger giftig macht. Denn die Fische stellen das Gift „Tetrodotoxin“ (TTX) nicht selbst her, sondern nehmen es mit der Nahrung auf und lagern es dann in verschiedene Körperteile und Organe ein. Die japanische Regierung warnt aber vor dem Verzehr von wild gefangenen Fischen. Jedes Jahr sterben trotzdem um die 75 Menschen an ihrer Fugu-Mahlzeit. Man kann es also fast als kalkulierten Selbstmord bezeichnen, den sich die Gäste vorher zwischen 100 und 450 € kosten lassen!