Ab in den Hafen

Gummiköder, Wobbler, Jerkbaits und Spinnerbaits bringen die Hecht im Hafen an den Haken (links). Ein Geheimtipp für kapitale Räuber ist der Hellhound Jerk von ERC (oben).

Im Winter nimmt der Raubfischexperte Bertus Rozemeijer Kurs auf den Hafen. Nicht weil er bei Kälte das offene Wasser scheut, sondern weil man dort beste Chancen auf einen dicken Hecht hat. In den ruhigen Zonen geht’s dann so richtig rund.

Gummiköder, Wobbler, Jerkbaits und Spinnerbaits bringen die Hecht im Hafen an den Haken (links). Ein Geheimtipp für kapitale Räuber ist der Hellhound Jerk von ERC (oben).

Im Sommer sind Sportboothäfen für Raubfischangler schwierig zu beangeln. Nicht etwa, weil es dort keine Fische geben würde, sondern weil Angler beim Hafenmeister und bei den Bootsbesitzern nicht gerne gesehen sind. Sie fürchten, dass ein Wobbler oder Gummifisch am Bleikopf den Bootsrumpf beschädigen könnte. Da kann es leicht passieren, dass man zum Verlassen des Hafengebietes aufgefordert wird. Im Winter liegen die meisten Boote an Land, und es herrscht deutlich weniger Betrieb als in der warmen Jahreszeit. Jetzt sind die Sportboothäfen frei für die Raubfischangler. Wer diese Gelegenheit nicht nutzt, ist selber Schuld. Häfen gehören nämlich gerade in der kalten Jahreszeit eindeutig zu den besten Plätzen fürs Hechtangeln. Denn wie viele andere Fischarten sind gerade im Winter die Hechte sehr häufig in diesen Zonen zu finden. Dort finden sie Schutz vor Strömung und Deckung unter den im Wasser verbliebenen Booten oder Stegen. Aber nicht nur das, in den Häfen ist der Tisch für die Räuber reich gedeckt. Schwärme von Weißfischen ziehen regelmäßig in die Häfen.

Bertus hat seinen Fang sicher. Wer weiß, wo sich die Futterfische aufhalten, hat gute Fangchancen.

Futterfische finden Die Futterfische kann man im klaren Wasser sehr gut erkennen, oder beim Bootsangeln auf dem Bildschirm des Echolotes ausmachen. Wenn Sie die Futterfische gefunden haben, wissen Sie auch, wo sich die Hechte aufhalten. Dann ist das Angelei einfach. Präsentiert man seinen Köder in der Nähe der Kleinfische, dauert es meist nicht lange, bis ein Hecht auf den Köder knallt. Es ist allerdings nicht immer so, dass sich die Weißfische im Hafen stapeln. Wimmelte es am letzten Wochenende noch vor Kleinfischen, erscheint der Hafen ein paar Tage später wie ausgestorben. Nirgendwo ist ein steigendes Fischchen auszumachen, und auch das Echolot zeigt keine großen Schwärme an. Viele Angler lassen die Häfen dann links liegen und konzentrieren sich auf andere Abschnitte im Fluss oder See. Das ist ein Fehler, der dem Angler einen Kapitalen kosten kann. Wenn die großen Weißfischschwärme abziehen, heißt das noch lange nicht, dass ihnen die Hechte sofort folgen. Vielmehr bleiben die Räuber noch längere Zeit im Hafen und hoffen auf bessere Zeiten. Und hungern müssen sie nicht, denn so richtig fischleer ist ein Hafen fast nie. Es gibt immer ein paar Weißfische, die den Räubern vor die Mäuler schwimmen. Bildet sich keine Eisschicht auf dem Wasser, kann man den ganzen Winter lang erfolgreich im Hafen auf Hecht angeln.

Bertus Rozemeijer lotste BLINKER-Chefredakteur Henning Stilke in den sicheren Hechthafen. Wie man sieht, mit vollem Erfolg.

Sportboothäfen sind keine Zonen mit monotonem Bodengrund. Es gibt Bereiche mit hartem und weichem Boden, Kanten und Pflanzenfelder. Die Wasserpflanzen sind im Winter zwar nicht so üppig, bieten aber Weißfischen Schutz und dienen den Hechten als Unterstand. Darüber hinaus gibt es ausgespülte Abschnitte mit sauberem Boden, besonders an Trailerstellen oder dort, wo die Freizeitkapitäne ihre Motoren so richtig aufdrehen, um Kurs aufs offene Wasser zu nehmen. Die Vertiefungen sind im Winter ganz heiße Ecken für einen Großhecht. Über Wasser sollte man unter vertäuten Booten sein Glück versuchen. Sehr interessant sind Schiffe, die schon seit längerer Zeit nicht mehr bewegt wurden. Man erkennt sie zumeist auf den ersten Blick an ihrem ungepflegten Erscheinungsbild. In der Nähe dieser Unterstände hat sich im Laufe der Zeit bestimmt ein Hecht eingenistet.

Gummiköder, Wobbler, Jerkbaits und Spinnerbaits bringen die Hecht im Hafen an den Haken (links). Ein Geheimtipp für kapitale Räuber ist der Hellhound Jerk von ERC.

Ködergrösse anpassen Bei der Ködergröße sollte man sich nach dem Format der Futterfische richten. Es kann passieren, dass Köder, die nicht in das Schema der Beutefische fallen, von den Hechten komplett ignoriert werden. Zu Beginn des Angelns montiere ich meist einen Wobbler von etwa 14 Zentimeter Länge, etwa den Salmo Perch. Mit diesem Köder kann man Erfolg versprechende Bereiche gründlich absuchen. Bei den Jerkbaits setze ich auf Glider wie den Hellhound (erhältlich bei www.jerkbait.com). Dieser Jerk hat mir in Häfen schon viele schöne Hechte gebracht. Eine gute Alternative zum Hellhound ist der Slider von Salmo. Aber auch Gummiköder, Bucktailspinner und große Spinnerbaits sind fängige Köder. Zuerst drehe ich mit dem Boot einige Runden durch den Hafen und schleppe den Köder hinter dem Boot. Allerdings sollte man in den Häfen enge Kurven fahren, um möglichst viele interessante Strukturen befischen zu können. Trotzdem bleiben dem Schleppangler viele interessante Stellen verborgen. Deshalb fahre ich danach zu den Bootsstegen und werfe die Hotspots gezielt an. Wenn Sie den Köder in die Nähe eines Schiffes werfen, wo vermutlich ein Hecht lauert, sollte man nicht sofort mit dem Einholen beginnen. Der Räuber steht nämlich unterhalb des Bootes und hat daher nur eine eingeschränkte Sicht. Beginnt man nach dem Auftreffen des Köders auf der Wasseroberfläche sofort mit dem Einkurbeln, kommt er erst viel zu spät ins Sichtfeld des Hechtes. Also den Köder erst ein Stück absinken lassen, dann kann der Fisch ihn früher sehen. Noch ein Hinweis: Gerade als ungeübter Spinnangler sollte man nicht versuchen, den Wobbler oder Jerkbait zu nah an einen Bootsrumpf zu werfen. Fliegt der Köder ein Stück zu weit und kracht gegen das Boot, kann es unschöne Kratzer geben. Wenn das ein Bootseigner sieht, ist es mit dem Angeln im Hafen schnell vorbei. Und es wäre wirklich schade, wenn man diese Stellen der Extraklasse im nächsten Jahr nicht mehr befischen könnte.

Dieser Hecht knallte im Freiwasser auf den Köder. Bevor man zwischen den Booten angelt, lohnt es sich, ein paar Runden zu schleppen.

 


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