Wer Dorsch aus der Ostsee fangen möchte, hat dafür nur noch wenig Zeit. Ab dem 1. Januar 2024 gilt ein Fangverbot für den Dorsch in der Ostsee, sodass Angler keine Fische mehr entnehmen dürfen. Das beschlossen die EU-Fischereiminister in ihrer Sitzung am 24. Oktober in Luxemburg, um auf die stark gesunkenen Bestände zu reagieren.
Angler sind verständnislos
Beim Deutschen Angelfischerverband e.V. (DAFV) stößt der Beschluss auf Unverständnis. Es gebe keine wissenschaftliche Rechtfertigung für ein vollständiges Fangverbot. Wie der Verband mitteilte, konnte das Thünen Institut für Fischereiökologie bereits nachweisen, dass andere Maßnahmen mindestens ebenso effektiv wären. Der Dachverband der Angler schlägt eine Kombination aus Schonzeit, Entnahmefenster und Bag-Limit vor, um die Fische zu schützen.
Der Vorteil, den Angler dabei gegenüber der Berufsfischerei haben: Sie können bewusst entscheiden, wie sehr sie den Bestand beeinflussen. Noch nicht geschlechtsreife Dorsche und große Weibchen, die wichtig für den Erhalt der Art sind, könnte man beispielsweise von der Entnahme ausschließen. So könnte das Angeln dazu beitragen, eine optimale Alters- und Größenstruktur bei den Ostseedorschen zu erhalten. Auf diese Weise hätte man auch sicherstellen können, dass der Angeltourismus in der Region nicht einbricht.
Vorteile des Angelns werden ausgeblendet
„Mittlerweile wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass eine Maßnahmenkombination bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Angelfischerei, identische Schutzwirkungen erzielen kann“, äußerte sich Alexander Seggelke, Geschäftsführer des DAFV. „Mit dem großen Vorteil, dass sozioökonomische Wertschöpfungen durch dem Angeltourismus in traditionell strukturschwachen Küstenregionen weiter genutzt werden können. Außerdem bietet die selektive Angelfischerei durch die gezielte Entnahme erhebliche Vorteile für ein erfolgreiches Management. Diese werden in der Diskussion bedauerlicherweise komplett ausgeblendet.“
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) teilte der Presse mit, dass das Angeln auf Dorsch wieder möglich sein soll, sobald die wissenschaftlichen Empfehlungen es zulassen.
Dorsche nur als Beifang in der Fischerei
Neben den Anglern sind auch die Berufsfischer von der neuen Regelung betroffen. Es wird weiterhin keine gezielte Fischerei auf Ostseedorsche geben; in der Regelung für 2024 wird die Art nur als Beifang aufgeführt. Für die westliche Ostsee sind insgesamt 340 Tonnen an Beifang vorgesehen, davon entfallen 73 Tonnen auf Deutschland. In der östlichen Ostsee liegt die Beifangmenge bei 585 Tonnen.
Es ist nicht der erste, aber der bisher größte politische Eingriff in das Dorschangeln an der Ostsee. Seit 2022 galt bereits ein Bag-Limit von einem Dorsch pro Tag und Angler, außerdem eine Schonzeit vom 15. Januar bis zum 31. März. Diese Regeln werden nun mit dem 1. Januar 2024 durch das vollständige Fangverbot ersetzt.