Niederlande: Riffe aus Bäumen für mehr Artenvielfalt

Im Wattenmeer gibt es heute kaum noch natürliche Einstände für Fische. Eine clevere Idee kommt aus den Niederlanden: Versunkene Birnbäume sollen helfen.

Forscher untersuchen eines der „Baumriffe“, die seit 2022 vor der niederländischen Küste im Wattenmeer liegen. Die künstlichen Einstände haben Muscheln und andere Meeresbewohner angelockt.

Bild: NIOZ

Forscher untersuchen eines der „Baumriffe“, die seit 2022 vor der niederländischen Küste im Wattenmeer liegen. Die künstlichen Einstände haben Muscheln und andere Meeresbewohner angelockt.

Weil es im Wattenmeer keine Felsen oder Korallenriffe gibt, errichtet man in den Niederlanden seit Anfang 2022 künstliche Riffe aus toten Birnbäumen, um die Artenvielfalt zu steigern. Die ersten Ergebnisse des Projekts sind vielversprechend.

Riffe aus alten Birnbäumen

Um die künstlichen Riffe zu gestalten, wurden 192 alte Birnbäume an vier verschiedenen Standorten im Wattenmeer ausgebracht. Die insgesamt 32 Riffe haben die Struktur einer Pyramide. Sie bestehen aus einem Betonsockel von 3 mal 3 Metern, auf dem die Baumstämme liegen. Riffe sind ein Hotspot für bleibende Besucher wie Muscheln und Austern, locken aber auch Garnelen und Krabben an. Somit ist auch der Tisch für verschiedene Fischarten gedeckt.

Früher gab es im Watt viele harte Oberflächen dieser Art, zum Beispiel versunkenes Treibholz, Torfmoore und Steine. Durch Baggerarbeiten, den Einsatz von Schleppnetzen und den Tiefseebergbau sind die meisten von ihnen jedoch verschwunden. Damit schrumpfte auch die Artenvielfalt.

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Baumriffe sorgen für neues Leben

Um zu überprüfen, ob künstliche Riffe die Biodiversität steigern können, hat man in den Niederlanden das Projekt „Tree Reefs“ (also „Baumriffe“) gestartet. Das Königlich Niederländische Institut für Meeresforschung brachte die Baumriffe aus, und schon nach kurzer Zeit wimmelte es an den Standorten wieder vor Leben. Ein Anheben der künstlichen Riffe zeigte, dass die Birnbäume mit Schalentieren, Algen, Seetang, Seepocken und Polypen übersät waren.

Bei Reusenabfischungen am Riff fanden die Forscher sechs Fischarten, darunter Wittling und Aal. In nur 200 Meter Entfernung vom Riff gab es bereits deutlich weniger Fische und Krebstiere. Die Meeresforscher leiten daraus ab, dass die Riffe zu Rastplätzen für zahlreiche Tierarten geworden sind. Außerdem können sie zur Wiederherstellung der Artenvielfalt beitragen. Die Baumriffe zeigen, dass man dem Artenschwund schon mit wenig Aufwand und Ressourcen entgegenwirken kann.

Durch den natürlichen Verfall werden die Baumstämme nicht für immer im Meerwasser liegen, sondern nach einigen Jahren verschwunden sein. Doch die Forscher hoffen, dass sich bis dahin genug Riffbauern wie zum Beispiel Muscheln angesiedelt haben, dass die Struktur auch ohne das Holz überlebt. Somit wäre der Übergang von einem künstlichen zu einem natürlichen Riff geschafft.


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