Text: Manfred Raguse, Støren/Norwegen, internationalflyfishersclub.com
In einer gemeinsamen Stellungnahme vom NJFF (Norwegischer Jäger – und Fischereiverband) und Norske Lakseelver (Verband der norwegischen Fluss-Eigentümer) heißt es: „Es ist wichtig zu betonen, dass die Menschen vor Ort, die die Fischerei in den einzelnen Flüssen verwalten, und die norwegische Umweltbehörde ‚alles‘ richtig gemacht haben, indem sie immer strengere Fischereivorschriften erließen, die dafür gesorgt haben, dass mehr Lachse laichen, obwohl weniger Wildlachse in die Flüsse zurückkehren. Der Werkzeugkasten ist leer, und die Lösungen müssen bei denen ansetzen, die die Probleme verursachen“. Dies ist schlichtweg falsch.
Fischereiverbot zu drastisch
Es hätte ohne große Schwierigkeiten die Möglichkeit gegeben, dass die Flussverwaltungen ab sofort wirksame Beschränkungen einführen. Und das lange bevor ein generelles Fischereiverbot als letztes Mittel angebracht wäre. Solche Beschränkungen könnten – falls eine zeitlich befristete Umstellung auf Catch & Release als zu drastisch empfunden würde – beispielsweise die Erlaubnis zur Entnahme von Lachsen bis zu 65 cm sein, wie sie bereits an der Orkla eingeführt wurde.
Im Zusammenhang hiermit sollte ein Verbot der Fischerei mit Würmern eingeführt werden, da die meisten mit dieser Methode gefangenen Fische nicht lebend wieder zurückgesetzt werden können. Es stellt sich die Frage, wie zwei so wichtige Organisationen wie NJFF und Norske Lakseelver (in beiden ist der Verfasser langjähriges Mitglied) so falsch liegen können.
Lachszucht als eigentliche Gefahr für Wildlachse
Die norwegischen Wildlachsbestände haben sich stark verringert. Die Hauptgründe sind vom norwegischen Wissenschaftlichen Rat für Lachsverwaltung seit Jahren eindeutig nachgewiesen: „Problematisch für die Wildlachse sind die Bedingungen im Meer. Lachsläuse, entflohene Zuchtlachse und Infektionen im Zusammenhang mit der Fischzucht sind die größten Bedrohungen für Wildlachs. Es werden unzureichende Maßnahmen ergriffen, um diese Bedrohungen zu stabilisieren oder zu verringern.“ Es ist die Aquakulturindustrie, die die Wildlachse vernichtet, nicht die Flussfischerei.
Diese finanziell extrem starke Industrie beeinflusst die norwegische Gesellschaft in den meisten Bereichen. Die norwegische Politik hat bisher keinen ausreichenden Schutz der auswandernden Wildlachssmolts gegen die tödlichen Meerläuse und flüchtigen Farmlachse aus den Netzkäfigen gewährleisten können. Letztere verunreinigen die Gene der Wildlachse wenn sie am Laichprozess teilnehmen.
Angler-Interesse ist wichtiger Baustein
Es bleibt zu hoffen, dass die wenigen wichtigen norwegischen Organisationen, die sich für den Erhalt der Wildlachse einsetzen, sich weiterhin unabhängig von den „betörenden“ Einflüssen der Farmlachsindustrie engagieren werden. Denn durch kaum mehr vorhandene Wildlachsbestände könnte das Interesse der Angler schwinden. Das würde es den hochbezahlten Interessenvertretern der Lachsindustrie ermöglichen, damit zu argumentieren, dass ohnehin nicht mehr viel schützenswerte Wildlachse vorhanden sind und deshalb nichts mehr gegen eine Ausweitung ihrer Farmproduktion spricht.
Es wäre möglich gewesen, die Entnahmen zu begrenzen, ohne die Fischerei vollständig einzustellen. Das wäre insbesondere im Hinblick auf die Überwachung und den Fang von entflohenen Zuchtfischen sinnvoll gewesen. Darüber gibt es jetzt leider immer mehr Berichte in den Flüssen des Trondheimsfjord. Die Zeit ist reif, die Lachsproduktion in geschlossene Systeme und besser noch an Land zu verlegen. Die Politik sollte endlich die notwendigen Schritte dazu unternehmen.
Vom Fischereiverbot betroffene Flüsse
- Østfold: Glomma m. Aagardselva.
- Agder: Tovdalselva, Otra, Mandalselva, Lygna
- Rogaland: Figgjo, Hjelmelandsåna, Nordelva (Åbøelva), Vikedalselva.
- Vestland: Uskedalselva, Steinsdalselva, Oselva, Nærøydalselva, Sogndalselva, Daleelva, Gaula i Sunnfjorden, Nausta, Åelva og Ommedalselva, Gloppenelva, Strynselva, Hjalma.
- Møre og Romsdal: Austefjordelva, Korsbrekkelva, Rauma, Eira, Surna.
- Trøndelag: Orkla, Gaula, Nidelva, Stjørdalselva, Verdalselva, Steinkjerelva og Byaelva, Namsen.
Diese Flüsse wurden ab 22. Juni 2024 um 24 Uhr geschlossen. Sehr früh in der Saison. Eine neue Beurteilung soll am 4. Juli durchgeführt werden.