Während Forellen mit den sommerlichen Wassertemperaturen in den Angelseen gar nicht klarkommen, dreht der Afrowels bei Wassertemperaturen von über 20 Grad erst richtig auf. Abgesehen davon, dass sie dadurch extrem gefräßig sind, äußert sich das auch in enormer und vor allem ausdauernder Kampfkraft. Einfach reinkurbeln lassen sich die Fische definitiv nicht! In den seltensten Fällen lassen sie sich gleich beim ersten Kescherversuch einnetzen. An feinem Gerät kann sich so ein Afro-Drill deshalb auch mal richtig lange hinziehen. Aber das sind nicht die einzigen Punkte, die die Afros für uns Angler so interessant machen. Eine ganz wichtige Eigenschaft der Fische ist auch, dass sie weder misstrauisch noch scheu sind. Ganz im Gegenteil: Krawall um Ufer erweckt sogar ihre Neugier. Dadurch lassen sie sich sogar anlocken, beispielsweise indem man mit einem Ast das Wasser aufwühlt.
Afrowels – einfach zu finden
Dass Afros überhaupt nicht scheu sind, bedeutet auch, dass keine sensiblen Montagen aus der Trickkiste erforderlich sind. Wichtig ist nur, dass der Köder, am besten ein Tauwurm, dort platziert wird, wo die Fische gewöhnlich nach Nahrung suchen. Bei Welsen geht man interessanterweise immer davon aus, dass sie reine Grundfische wären und deshalb auch hauptsächlich dort fressen. Sicherlich suchen Afros auch den Grund nach Fressbarem ab, aber sie sind genauso um Mittelwasser oder sogar direkt unter der Wasseroberfläche unterwegs. Das trifft besonders den Afrowels zu, weil er zum Atmen auch regelmäßig an die Wasseroberfläche kommt.
Dabei ziehen sie gerne in Ufernähe entlang. Und das nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Wo sie aktiv sind, muss man aber von Gewässer zu Gewässer und von Tag zu Tag immer aktuell erkunden. In der Regel ist es aber nicht schwer, die Fische zu orten, weil sie regelmäßig zum Atmen an die Oberfläche kommen und sich beim Ausatmen durch Blasenspuren verraten. Wichtig ist nur, dass man das eigene Ufer und das Mittelwasser bei der Köderpräsentation unbedingt berücksichtigt!
Selbst gehakt
Da Afrowelse erstens nicht misstrauisch sind, sich zweitens gerne in Ufernähe aufhalten und drittens auch im Mittelwasser fressen, angelt Justin Hell vom Angelsee „Zum Forello“ mit einer speziell darauf abgestimmten Montage. Und zwar mit einer Selbsthakmontage, die er direkt unter der Rutenspitze im Mittelwasser präsentiert. Jetzt werden Sie fragen, wie eine Selbsthak-Montage aussehen soll, die direkt unter der Rutenspitze präsentiert wird? Das Prinzip ist ganz einfach. Justin verwendet dafür eine 3,90 m lange Forellenrute, die er auf 2 Rutenablagen waagerecht so dicht am Ufer ablegt, dass die Rutenspitze möglichst weit übers Wasser ragt, im Idealfall also etwa 2,0 bis 2,5 m. Direkt unter der Rutenspitze lässt er dann einen Tauwurm ohne jede Beschwerung einfach senkrecht ins Wasser hängen.
Im Mittelwasser
An dieser Stelle muss man dazu sagen, dass der Angelsee „Zum Forello“ trübes Wasser hat und direkt am Ufer schon rund 1 m tief ist. Dadurch ist Justin nicht gezwungen, den Wurm auf den Grund zu legen, sondern kann ihn auch im Mittelwasser bei nur 0,5 m Wassertiefe hängen lassen. Um den Selbsthak-Effekt zu verbessern, montiert Justin aber nicht nur einen Wurmhaken, sondern zwei. Als Tandem sozusagen. Und er zieht auch nicht einen, sondern auch zwei Würmer auf, also ein kleines Wurmbündel.
Bei Tag und Nacht
Als Bissanzeiger dient ein einfaches Knicklicht, das er mit dem dazugehörigen Gummischlauch an der Schnur fixiert. Der Wurm wird dann so weit abgelassen, das Knicklicht wird so in der Schnur fixiert, dass es gerade eben die Wasseroberfläche berührt und noch zu sehen ist. Tagsüber ist das Knicklicht natürlich nicht notwendig. Da erkennt man die Bisse eher an der krummen Rute. Da Justin mit der Montage aber gerne in die Nacht hinein angelt, montiert er das Knicklicht einfach schon im Hellen. Aktiviert wird das Knicklicht natürlich erst mit Einbruch der Dunkelheit. Und wenn es dann unter der Rutenspitze verschwindet, wird es endgültig spannend!
Auf Nummer sicher
Jetzt ergibt sich die nächste wichtige Frage: Was passiert bei einem Biss? Damit sich der Afrowels bei einem Biss selbst hakt und das Ganze auch tatsächlich eine funktionierende Selbsthakmethode ist, muss natürlich ein ausreichender Widerstand vorhanden sein. Andererseits muss auch die Schnur frei ablaufen können, falls ein rabiater Afrowels mal mit voller Wucht einsteigen sollte. Wenn die Schnur dann nicht ablaufen kann, würden zwangsläufig die Ruten mit ins Wasser fliegen. Und da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder wird der Bügel geöffnet und die Schnur in einem Gummiband am Rutenblank eingeklemmt. Das ergibt einen kurzen, aber ausreichenden Widerstand, damit der Haken im Welsmaul fassen kann. Oder die Rollenbremse oder der Freilauf werden so eingestellt, dass einerseits ein ausreichender Widerstand entsteht, der Fisch aber Schnur nehmen kann, damit er nicht die Rute ins Wasser reißt.
Bei Biss: Sprint!
Es gibt sogar noch eine dritte Variante und die praktiziert Justin: mit geschlossenem Bügel und normal eingestellter Bremse. Das heißt, dass die Afros den vollen Widerstand haben und lediglich die Federung der Rute verhindert, dass die Rute sofort ins Wasser gerissen wird. Das setzt jedoch voraus, dass der Angler immer direkt vor der Rute steht oder sitzt, sodass er sie sofort greifen oder zumindest blitzschnell erreichen kann. Bei der Produktion dieses Artikels musste Justin deshalb auch ein paar Mal zur Rute rennen …
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