Oberflächenangeln: So klappt die Topwater-Angelei auf Barsch und Rapfen

An der Oberfläche gefangene Fische sind – unabhängig von ihrer Größe – immer etwas Besonderes. Unsere niederländischen Kollegen von Fishing in Holland fangen ihre Rapfen und Barsche mit dieser Methode nicht nur im Sommer, sondern bis weit in den Herbst hinein.

Kunstköder auf der Wasseroberfläche

Bild: S. Boer

„Plitsch“ ist noch dezent, dieses Gräusch machen vor allem Stickbaits.

Der Ostwind hat den gesamten See fest in seinem Griff und wirbelt das Wasser kräftig durch. „Die starke Brise soll erst im Laufe des Nachmittags und am Abend abflauen, sodass es vor allem in den ersten Stunden eine Herausforderung sein wird, relativ leichte Köder auszuwerfen“, schätzt Rinus Robaard die Bedingungen für das Oberflächenangeln an diesem Tag ein.

Rinus ist Raubfischangler und ein guter Bekannter der Fishing in Holland-Redaktion, wir begleiten ihn heute für einen Tag am Wasser. Aus seiner Angelbox – der „ Naschkiste“ – holt er einen Popper, den er gleich in den Wirbel hängt, und ein paar weitere Topwater-Köder, die einen Platz am Kragen seines T- Shirts bekommen.

Angler mit Ködern im Kragen seines Shirts

Bild: S. Boer

Unkonventionell, aber effektiv: Um nicht jedes Mal den Rucksack absetzen zu müssen, hängt sich Rinus die Köder in den T-Shirt-Saum. Bloß nicht stolpern …

„Wenn ich nach ungefähr zehn Würfen immer noch keinen Biss bekommen habe, hänge ich einen anderen Köder in den Wirbel. Wenn ich sie so aufhänge, muss ich meinen Rucksack nicht ständig öffnen und wieder schließen.“ All dies macht er aus Gründen der Bequemlichkeit und um das Angeln angenehm und reibungslos zu gestalten.

Köder fürs Oberflächenangeln und deren Führung

In der Kategorie der Oberflächenköder ist die Auswahl groß. Beim Barschangeln verwendet man in der Regel relativ kleine Köder in einer Länge bis zu 10 cm. Topwater-Köder lassen sich in den folgenden vier Kategorien beschreiben.

Vier Angelköder

Bild: BLINKER

Die vier Köder-Kategorien für die Oberflächenangelen lauten: Popper (links oben) und Stick Baits (links unten), Panic Baits (rechts oben) und Pencil Baits (rechts unten).

  1. Popper: Diese Art von Topwater-Köder imitiert einen an der Wasseroberfläche zappelnden Futterfisch. Die Ausstülpung an der „Nase“ sorgt dafür, dass bei jedem Ruck viel Wasser verdrängt wird. Der Popper wird mit kleinen Rucken geführt. Dies kann mit konstanter Geschwindigkeit oder mit regelmäßigen, kurzen Pausen geschehen.
  2. Stick Baits (auch Walk-the-dog-Köder): Diese oft etwas längeren und schlanken Oberflächenköder schlängeln sich im Zickzack durch das Wasser wie ein verletzter Fisch. Mit jedem Schlag der Rutenspitze schießt der Köder nach links oder rechts – lassen Sie dabei dem Köder genügend Zeit, um seine Aktion zu machen und holen Sie die Schnur nicht zu schnell ein.
  3. Panic Baits: Der Name ist Programm: Dieser Köder ahmt einen Fisch in Panik nach. Die Aktion ist daher ziemlich wild und unvorhersehbar. Das geht sogar so weit, dass man sich gelegentlich fragt, ob man diesen Kunstköder richtig führt. Das Tolle daran ist, dass man eigentlich nichts falsch machen kann: Je unvorhersehbarer die Aktion, desto besser ist sie.
  4. Pencil Baits: Im Gegensatz zu den vorherigen Kategorien handelt es sich hier nicht um einen schwimmenden, sondern um einen sinkenden Köder. Das zwingt Sie dazu, den Köder kontinuierlich einzuholen, damit er an der Oberfläche bleibt. Der stromlinienförmige Köder bewegt sich recht subtil. Er macht fast nichts, aber genau das ist sein Geheimnis.

Bei fast jeder Art von Oberflächenköder kann es nicht schaden, ab und zu eine Pause einzulegen, während man ihn einholt. Schließlich sprintet auch ein Fisch in Not nicht in einer geraden Linie davon. Häufig ist es genau der Moment, in dem Sie den Köder nach einem kurzen Stopp wieder in Bewegung setzen, der einen Raubfisch dazu animiert, zuzuschlagen und anzubeißen.

Box mit Ködern fürs Oberflächenangeln

Bild: S. Boer

Die Box eines Sammlers – doch so viele Köder braucht man nicht zwingend.

Keine Polbrille, keine Chance

Rinus verschwendet keine Zeit und legt an der ersten Stelle gleich los. Ein paar weite Würfe gehen geradeaus, ein paar nach links, ein paar nach rechts und dann geht er etwa zehn Meter weiter. „Bei dieser Art des Angelns muss man nach den Fischen suchen, also muss man Meter machen. Deshalb gehe ich normalerweise mit einem Angelkumpel los. Zu zweit fischt man schneller, und indem jeder einen anderen Topwater-Ködertyp wählt, kann man oft recht schnell herausfinden, was den Fischen in dem Moment gefällt.“

Während er seine Köder auswirft, behält Rinus auch immer die Umgebung genau im Auge: „Ich schaue, ob ich Futterfische sehe, die sich an der Wasseroberfläche zeigen, oder ob ich vielleicht sogar Raubfische jagen sehen kann. Die Polbrille ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausrüstung.“

Raubfischangler angelt

Bild: S. Boer

Rinus ist überzeugt vom Spinnfischen an der Oberfläche. Eer angelt konzentriert – jederzeit kann der Einschlag kommen.

Stille oder bewegt beim Oberflächenangeln?

In unruhigem Wasser ist es manchmal schwierig, den Köder im Auge zu behalten. Das wirft die Frage auf, welche Art von Bedingungen Rinus bevorzugt: praktisch windstill und spiegelglattes Wasser, oder ein bisschen mehr Bewegung, so wie jetzt?

„Das ist eine interessante Frage. Wenig Wind bedeutet, dass man weit werfen kann und alles perfekt sieht, aber jetzt ist mehr Sauerstoff im Wasser und es ist ein bisschen trüber. Dann sind die Fische etwas aktiver und haben weniger Gelegenheit, den Köder genau zu inspizieren. Es kommt also ein bisschen darauf an“, sagt er etwas nachdenklich.

Zum Nachdenken bleibt genug Zeit, denn die Raubfische interessieren sich im Moment nicht für seinen Köder. Das lässt Rinus aber kalt: „Die beste Zeit für diese Angelei liegt in den Morgen- und Abendstunden“.

Topwater-Angelei: große Kaliber am Abend

Und plötzlich passiert es: Aus dem Nichts explodiert das Wasser ein oder zwei Meter vom Ufer entfernt. „In der Nähe dieser Stelle habe ich einige Beutefische an der Oberfläche gesehen, also habe ich einen Wurf parallel zum Ufer gemacht“, sagt Rinus, während sich der Kreis des großen Spritzers langsam ausweitet. „Das war eindeutig ein Rapfen, wenn man den großen Strudel betrachtet. Dass man ihn manchmal verpasst, ist Teil des Spiels. Dieser Raubfisch versetzt seiner Beute oft erst einen Schlag, um sie zu betäuben, und schlägt dann erst richtig zu.“

Auch wenn der Fisch nicht hing, sorgt diese erste Attacke für zusätzliche Motivation. „Es wäre schön, wenn dies der Auftakt zu mehr aktiven Fischen wäre. Dann haben wir noch ein paar schöne Stunden vor uns. Außerdem fängt man die besten Fische oft später am Tag. Tagsüber sind es meist kleinere Exemplare, zur Dämmerung – sowohl morgens als auch abends – sind die Größen meist deutlich besser.“

Barschattacke auf Oberflächenköder

Bild: S. Boer

Hier hat der Barsch getroffen – doch Fehlbisse bleiben nicht aus.

Ganzjährig Oberflächenangeln?

Dies gilt nicht nur für den Sommer, meint Rinus: „Wenn es ums Angeln an der Oberfläche geht, denken viele an den Hochsommer, aber Topwater- Köder funktionieren auch im Herbst gut – vor allem am Morgen und am Nachmittag. Der Herbst ist noch besser: Die Beutefische sind dann größer und die Raubfische bereiten sich auf den nahenden Winter vor. Beim Fressen sind sie hemmungsloser, kaum etwas kann sie dann noch davon abhalten, anständig zuzupacken.“

Auf die Frage, ob er es wagen würde, auch im Winter mit Topwaterködern zu angeln, muss er einen Moment überlegen. „Obwohl ich in dieser Jahreszeit oft mit Finesse-Techniken leichter und etwas langsamer fische, sollte es möglich sein. Bei Windstille am frühen Morgen oder am späten Nachmittag ziehen die Raubfische oft in die Untiefen, um zu jagen. Wenn sie aktiv auf der Suche nach Beute sind, ist es unwahrscheinlich, dass sie auf einen leichten Biss an der Wasseroberfläche verzichten und sich das Angebot entgehen lassen.“

Jiggen? Nö!

Abgesehen von ein paar Mini-Barschen, deren Augen größer sind als ihre Mägen, gibt es jedoch bis jetzt kein Lebenszeichen. Rinus denkt aber überhaupt nicht daran, zum Beispiel einen Gummifisch am Jigkopf in den Wirbel zu hängen. „Selbst, wenn es wirklich schlecht beißt, weiche ich nicht von meinem Plan ab. Beim Topwater-Angeln kann man so viel variieren, dass ich eher einen Köder mit einer anderen Aktion, Rassel oder Farbe wähle. Oder ich verändere die Technik: Ich angle schneller oder langsamer, mache mehr oder längere Pausen. Dann ist man leicht zwei Stunden und ein paar hundert Meter weiter“.

Barsch mit Oberflächen-Köder im Maul

Bild: S. Boer

An der Oberfläche stehen selbst Barsche auf große Köder.

Außerdem ist er völlig vernarrt in die Oberflächenangelei. „Das ist die spektakulärste Art des Spinnfischens, die es gibt. Fische, die dem Köder sichtbar folgen und dann direkt vor deinen Füßen zupacken – schöner geht es nicht!“

Schauspiel ohne Happy End

Die Ausdauer und die vielen zurückgelegten Meter scheinen in der Abenddämmerung belohnt zu werden. Auf einer flachen sandigen Stelle, nicht allzu weit vom Ufer entfernt, auf der sich einige Krautbänke befinden, sieht Rinus Anzeichen für aktive Raubfische. „Ich glaube, da ist ein Rapfen auf Beutezug. Ich dachte kurz, ich hätte eine Schwanzflosse aus dem Wasser ragen sehen. Die Haubentaucher jagen hier auch“, zeigt er auf die tauchenden Vögel, „also wird es sicher einige Beutefische geben.“

Bei den ersten Würfen gibt es keine Reaktion, aber dann ist plötzlich Bewegung drin. Etwa 15 m links von Rinus schiebt sich eine Bugwelle durchs Wasser. Schnell kurbelt er seinen Köder ein und zielt direkt auf die Stelle, an der sich der Fisch gerade zeigte. Nach ein paar Schlägen mit der Rutenspitze reißt das Wasser hinter dem Köder auf. Verfehlt.

„Das ist nicht zu fassen! Es wäre auch schön gewesen, wenn ich eurem Fotograf einen Fisch hätte präsentieren können. Wenigstens haben wir mal wieder ein bisschen draußen gespielt“, sagt er lächelnd. Die Fangfotos sehen wir dann auf seinem Handy, letzte Woche erst fing er einen tollen Rapfen. Heute ging nichts – aber so ist Angeln eben.

Fangbild Rapfen

Bild: S. Boer

Rapfen gehören zu den häufigsten und spektakulärsten Fischen, die man beim Oberflächenangeln fängt.

Equipment fürs Oberflächenangeln auf Raubfische

  • Rute: Länge 210–240 cm, Wurfgewicht bis 20 g
  • Rolle: 2500er Größe
  • Hauptschnur: 0,08–0,10mm geflochtene Schnur
  • Vorfachmaterial: 0,35 mm Fluorocarbon oder Nylon

Topstellen für Topwater

Obwohl das Angeln für diesen Artikel an einem Fluss stattfand, kann man mit Topwater-Ködern an verschiedenen Gewässertypen angeln. Bei der Stellenwahl orientiert man sich – genau, wie auch sonst – an Strukturen. Denken Sie an flache Uferzonen, Krautbetten, Kanten oder tiefe Kuhlen im Wasser.

Aber auch über tiefem Mittelwasser kann sich ein Versuch an der Oberfläche lohnen, sieht man Fischanzeigen auf dem Echolot oder sogar mit bloßem Auge an der Oberfläche. Besonders, wenn man einen Schwarm von Beutefischen findet, kann man fast davon ausgehen, dass die Raubfische auch nicht weit weg sind.

VISpas: Eine Karte für viele Gewässer

Möchten Sie auch einmal in den Niederlanden mit Topwater-Ködern angeln? Oder wollen Sie generell den fischreichen Seen und Flüssen unserer Nachbarn einen Besuch abstatten? Dann brauchen Sie zuerst den niederländischen Angelschein, den sogenannten „VISpas“. Diesen und viele weitere Informationen zum Angeln in den Niederlanden erhalten Sie über den Besuch der Internetseite fishinginholland.nl, die Sie komplett in deutscher Sprache abrufen können. Der aktuelle VISpas ist Ihre Zutrittskarte an die fischreichen Gewässer Hollands.


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