Angeln an der Niddatalsperre: Showdown am Vulkan

Heiße Abendstimmung an der Niddatalsperre: Jeder Wurf könnte den nächsten Kapitalen bringen.

In der Vulkanregion des Vogelsbergs fließt Lava. Nicht aus einem der längst erloschenen Vulkane, sondern in den Adern der Niddatal-Räuber. Wer hier seine Köder auswirft, muss nicht lange auf feurige Gegner und heiße Drills warten. Sean-Paul Perez hat die Bissigkeit der Vulkan-Räuber geprüft und ist von deren Temperament begeistert …

Der erste Eindruck zählt

Als ich zum ersten Mal am Ufer der Talsperre stehe, kann ich es kaum erwarten, die Beißlaune der Räuber einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Es ist ein Tag im Frühherbst, als ich meine Spinnrute ungeduldig zusammenstecke.

Heiße Abendstimmung an der Niddatalsperre: Jeder Wurf von Raubfisch-Experte Sean-Paul Perez könnte den nächsten Kapitalen bringen

Wenige Minuten später fliegt mein Gummifisch Richtung Seemitte hinaus und durchbricht die spiegelglatte Wasseroberfläche. Mit einer aktiven Führung beginne ich, dem Köder gehörig Leben einzuhauchen. Ich jigge den zappelnden Gummihappen gerade zum vierten Mal an, als plötzlich ein trockener, stumpfer Schlag durch die Rute schießt. Volltreffer! Der Anhieb kommt zum Glück sauber durch, sofort kontert der Räuber mit mehreren Kopfschlägen. Unglaublich – ein Wurf, ein Fisch! Ist das nicht der Traum eines jeden Anglers? Ich konzentriere mich auf den Drill, und dirigiere den Zander langsam Richtung Ufer. Einige Fluchten später ist der erste Vulkan-Räuber zur Landung bereit – und die Niddatalsperre besteht ihre Prüfung mit Bravour.

Die feurig gefärbten Flossen dieses Barsches spiegeln das Temperament der Vulkan-Räuber wider.

 

Die Hotspots

Steinige Ufer, steil abfallende Uferkanten und viele Räuber. Wenn eine Kurzbeschreibung auf die Niddatalsperre passt, dann wohl diese. Doch wer gut fangen will, muss zur richtigen (Jahres-)Zeit an der richtigen Stelle sein. Nach vielen Tagen am Wasser kann ich sagen, dass die „Hotspots“ der Talsperre saisonabhängig sind. Je kälter das Wetter, desto tiefer biete ich meine Köder an. Im Frühling befinden sich meine absoluten Top-Stellen auf der Ostseite der Talsperre, angefangen von der Bojenkette des Schongebiets bis zum Einlauf des Läunsbachs. Zum Jahresanfang richten sich die Räuber nämlich nach der frisch geschlüpften Fischbrut, die sich hier ufernah tummelt. Flachlaufende Wobbler, leichte Spinner und kleine Gummifische treffen jetzt den Geschmack der Vulkan-Räuber am besten. Aber auch mit kleinen quirligen Twistern erwischt man so manchen Frühlings-Räuber, der gierig unterhalb eines Schwarmes lauert. Zusätzlich zu den Beutefischschwärmen, die sich oft durch ihre Aktivität an der Oberfläche verraten, richte ich mich grob nach den Wasservögeln des Sees. Eine Ansammlung von mehreren Haubentauchern deutet zuverlässig auf einen Schwarm hin – auch wenn dieser nicht an der Oberfläche zu erkennen ist. Wo die Vögel wiederholt nach Kleinfisch tauchen, sind andere Räuber nicht weit!

Zum Fressen gern: Dieser Hecht packte sich einen Köder in Barsch-Optik.

Zur Jahresmitte hin, in den Monaten Juni bis September, ist die südliche Seeseite immer noch meine erste Anlaufstelle. Hier fallen die Uferkanten nicht ganz so steil wie auf der gegenüberliegenden Seeseite ab. Die Stellen links und rechts des kleinen Bacheinlaufes haben mir schon manche Überraschung beschert, denn neben Barschen halten sich hier auch die feurigen Vulkan-Hechte gerne auf. Große aktiv geführte Gummifische im Barsch-Dekor, beispielsweise über Grund gezupft oder durchs Mittelwasser gekurbelt, brachten mir bis jetzt die meisten Hechte. An ein passendes Erlebnis kann ich mich besonders gut erinnern: In den frühen Morgenstunden stehe ich mit einem Angelkollegen am See, als er zu mir sagt: „Sieh mal, links von dir – da rauben Barsche an der Oberfläche“. Ich schaue zur linken Seite und kann tatsächlich etwas beim Rauben sehen. Etwas – ja – aber definitiv keine Barsche. Ich kneife die Augen zusammen, um noch genauer zu erkennen, was sich an der Oberfläche abspielt, als ein mächtiger Schwall uns ins Staunen versetzt. Die Barsche sind nicht die Jäger, sondern die Gejagten! Schnell tausche ich meinen Spinner gegen einen Renosky-Köder in Barsch-Optik aus. Mein Angelkollege lacht und flüstert Sätze wie „Wirst du nicht kriegen“ und „Der ist schon satt“. Ich lasse mich nicht beirren und befördere den 16er Gummihappen an die Stelle, an der es gerade raubte. Meinen Köder will ich direkt unter der Oberfläche führen, also schließe ich schnell den Rollenbügel und beginne mit dem Einholen. Die ersten zwei Würfe gehen ins Leere. Beim dritten Wurf frage ich mich allmählich, ob ich meinem Kollegen doch noch Recht geben muss. Aus dem Nichts explodiert die Oberflache, als der Räuber den Köder packt und mit einem riesigen Schwall verschwindet. In der Rute spüre ich, dass der Hecht den Köder abschütteln will, und setze schnell einen kräftigen Anhieb. „Vielleicht hatte er doch noch Hunger“, sind die einzigen Worte, die ich meinem Angelfreund entlocken kann, während ich den getigerten Räuber über den Kescherrand führe.

Für die Spinnangelei eignen sich Ruten zwischen 2,40 und 2,70 Meter, rundgeflochtene Schnüre (Tragkraft bis 7 Kilo) und mittelgroße Stationärrollen.

 

Wenn’s heiß wird

Sobald die Lufttemperatur nach oben klettert, läuft das Kreislaufsystem der Vulkan-Räuber auf Hochtouren. Die Fische sind äußerst aktiv und nutzen die angenehmen Wassertemperaturen, um neue Standorte zu erkunden oder ausgiebig auf Beutejagd zu gehen. Dabei legen sie auch längere Strecken zurück und sind nicht nur auf wenigen Stellen im See verteilt, wie es im Herbst oder Winter der Fall ist. Fakt ist: Wer im Sommer Strecke macht, findet die Räuber am schnellsten. Wenn ich nach einer Viertelstunde keinen Fischkontakt bekomme, wechsele ich schnell die Stelle und suche somit größere Gewässerflächen effektiver ab. An extrem heißen Tagen sind die Fangchancen entweder am frühen Morgen oder am späten Abend am größten. Bei über 30 Grad im Schatten können wir Angler zur Mittagszeit getrost eine ausgiebige Siesta einlegen, um dann gezielt während der Abenddämmerung den Räubern nachzustellen. Zwischen den Monaten Oktober und Dezember ist die westliche Spitze unmittelbar vor der Staumauer eine Bank für harte Bisse. Neben Barschen muss an dieser Stelle auch verstärkt mit guten Zandern gerechnet werden. Bis Ende September löst sich die Sprungschicht des Sees in der Regel komplett auf, und die Räuber machen sich allmählich auf den Weg ins Tiefe. Während dieser Zeit sind vor allem die Übergangsbereiche zwischen flachem und tiefem Wasser mit erhöhter Aufmerksamkeit zu beangeln. Aber: Die Fische ziehen relativ schnell ins Tiefe. Wenn zum Jahresende hin hier nichts beißt, suche ich schnell das Weite – oder besser gesagt: die Tiefe! Sobald der erste Frost die Vulkanregion des Vogelsbergs in eine funkelnde Kristalllandschaft verwandelt, ist mehr Gewicht angesagt. Nein, damit ist nicht die zusätzliche Anhäufung winterlicher Speckpölsterchen gemeint, sondern eine klare Aufforderung zu schweren Ködern und Jigköpfen, die sich besonders weit werfen lassen. Denn: Zur Seemitte hin befindet sich ein altes Flussbett. Obwohl diese Vertiefung nur wenige Meter breit ist, übt sie eine nahezu magische Lockwirkung auf winterliche Vulkan-Räuber aus. In und um dieser Rinne steht im Winter der Fisch, und mit schweren Ködern kommt man sehr dicht an die Vertiefung heran.

Natur pur

An der Niddatalsperre kommen Anhänger der Naturköderfraktion voll auf ihre Kosten. Ob mit Köderfisch auf Grund oder verführerisch schwebend an der Posenmontage angeboten – auf gierige Bisse und zahnreiche Gegner muss man nicht lange warten. Die Lieblingsbeute der Talsperren-Räuber sind die ausreichend im Gewässer vorkommende Rotaugen- und Barschbrut sowie die zahlreich vertretenen Ukeleis. Vor allem bei den Zandern sind diese sehr beliebt und zählen zu den favorisierten Ködern der einheimischen Angler. Wie beliebt die Ukeleis bei den Zandern sind, konnte ich am eigenen Leib erfahren. Kurz vor der Abenddämmerung will ich auf Barsche angeln. Von Weitem sehe ich, das bereits ein anderer Angler an meinem „Hotspot“ sitzt. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns über seinen Lieblingsköder, den Ukelei. Schnell entscheiden wir uns, eine Art Vergleichsangeln zu versuchen. Gummifisch vs. Ukelei heißt unser Duell, und siegessicher starte ich mit dem ersten Wurf. Viele Absinkphasen und Distanzwürfe später sehe ich langsam alt aus. Während ich nur einen einzigen Anfasser habe, landet mein Kontrahent bereits seinen zweiten Zander. Das Ergebnis: Drei zu null für – Trommelwirbel bitte – den Ukelei. Seitdem angele ich öfter mit Köderfischen auf Vulkan-Räuber – vor allem mit Ukeleis. Meine Empfehlung: Verwenden Sie stets einen frischen Köderfisch und schneiden Sie diesen an den Seiten leicht ein. So kann sich der Ködergeruch schneller im Wasser entfalten und die Räuber prompt zu Tisch bitten. Ein zusätzlicher Tipp: Hände weg von plumpen Montagen – je unauffälliger, desto besser. Obwohl die Räuber den Köder – und somit auch die Montage – im klaren Wasser gut erkennen können, sollte bei der Zanderangelei trotzdem nicht auf Stahl verzichtet werden. Geschmeidige, mattierte und dünndrahtige Vorfächer erhöhen die Fangausbeute um ein Vielfaches – und falls ein Hecht den Köder nimmt, laufen Sie keine Gefahr, ihn zu verlieren!

Gib’ Gummi

Wie Naturköderangler genießen auch Spinnangler beste Aussichten beim Twistern, Blinkern oder Dropshotten. Wenn ich an der Niddatalsperre ganz klassisch auf Barsch und Zander jigge, habe ich stets kleine und schlanke Gummiköder in natürlichen Farben in meiner Köderbox dabei. Meiner Meinung nach fangen Gummiköder zwischen sieben und zehn Zentimeter am besten. Wer es aber auf einen der Monsterhechte in der Talsperre abgesehen hat, sollte lieber zu größeren Ködern bis 20 Zentimeter greifen. Dabei ist Experimentieren angesagt. Seien Sie bei der Köderwahl mutig und lassen Sie den Köder ruhig aus der Reihe tanzen – denn zum Schluss heißt es immer noch: „Wer fängt, hat Recht“. Das Jerkbait-Angeln auf Hecht und die Dropshot-Angelei auf Barsch und Zander sind ebenfalls fängige Techniken und stellen eine echte Alternative zum Jigangeln und Blinkern dar.

Zur Brutfischzeit eignen sich kleine und schlanke Gummifische am besten.

 

Beste Aussichten

Armin Hudetz im Einsatz: Jedes Jahr werden natürliche Laichhilfen im See versenkt.

Die Bedingungen, die an der Talsperre herrschen, sind für Zander, Barsch und Hecht mehr als exzellent. Hierfür sorgt Armin Hudetz, passionierter Angler und Fischereiaufseher an der Niddatalsperre. Kaum jemand bemüht sich mehr um den hervorragenden Fischbestand des Gewässers. Im Rahmen mehrerer Nachhaltigkeitsprojekte wurde Anfang 2001 mit dem Besatz von Laichzandern begonnen. Zeitgleich führte man das Versenken natürlicher Laichnester ein. In einer Tiefe zwischen zwei und vier Meter werden seitdem jedes Jahr Fichten und Tannen mit Gewichten versehen und anschließend im Gewässer versenkt. Diese dienen als Laichhilfe für Zander und bieten den Jungfischen ausreichend Schutz, beispielsweise vor Kormoranen. Bei einem Gespräch mit dem Blinker erklärt Armin Hudetz: „Das Gewässer wird dadurch aufgewertet, dass die Fische nun ausreichende Möglichkeiten zum Laichen vorfinden. Die Erfolge, etwa an der Reproduktion der Fische gemessen, sind so in den letzten Jahren stark gestiegen und lassen sich durch Besatzmaßnahmen alleine nicht erreichen.“ Nach vielen Angeltagen an der Niddatalsperre bin ich davon überzeugt, dass das Engagement uns Anglern in jeder Hinsicht zugute kommt und somit eine solide Basis für zukünftige Anglergenerationen gelegt wurde. Mit diesen Anhaltspunkten wünsche ich Ihnen viel Spass, Erfolg und vor allem feurige Vulkan-Räuber im Herzen des Vogelsbergs! [box_image_title imageurl=“/content/uploads/2382/Cormoran-Team-Cormoran-Iwashi-Minnow-crash-gill-6.5cm-4g-12071.L.jpg“ title=“Unsere angeln.de-Kaufempfehlung“]Wobbler in klassischer Minnow Form für die oberen Wasserschichten. Der IWASHI MINNOW ist ein echtes Allround-Talent, das sowohl im Süss- wie auch im Salzwasser gefischt werden kann. Die Körperform vollführt flankende Bewegungen und sendet starke Schallwellen aus. Da nur 2 Geräuschkugeln verwendet werden, ist dieser Köder relativ leise im Wasser. Geeignet für alle modernen Führungsmethoden sowie zum Schleppfischen. Ausgestattet mit OWNER Drillingen. Hier geht’s zum Produkt [/box_image_title]   [box_block_title title=“+++ Änderung der Schonzeiten +++“] Die Schonzeiten an der NTS haben sich geändert. Ab 2013 ist die Raubfischschonzeit am 16. April vorbei. Ein kräftiges Petri Heil wünscht Euch, Sean von angeln.de [/box_block_title]   Im Juni 2013 findet das nächste Seminar an der Niddatalsperre statt.

HIER finden Sie Informationen zum Seminar.

Weitere Infos zur Niddatalsperre: [email protected]

Jetzt kommentieren: Waren Sie bereits an der Niddatalsperre erfolgreich?

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