Waller gelten als Sommerfische. Dass sie aber durchaus auch im Winter sehr gut beißen, wenn es gelingt, sie zu finden, hat Stefan Dast mit Staunen miterlebt.
Waller im Winter
Waller im Winter, das ist unmöglich! So war meine Meinung noch bis vor wenigen Jahren. Aber wie so oft in der Fischerei muss erst Kommissar Zufall mit an Bord sein, damit solche Fehleinschätzungen aus dem Weg geräumt werden.
An einem kalten Januartag war eines meiner Lieblingsgewässer von Eis bedeckt. Daher mussten wir an ein Gewässer ausweichen, das nicht zugefroren war. Der Zielfisch war klar: Hecht und Zander. Allerdings waren unsere Erwartungen sehr gedämpft, da auch hier die Wassertemperatur bei nur 2 Grad Celcius lag. Die frühen Morgenstunden verliefen noch sehr ruhig. Aber immerhin zwei oder drei Hechtlein zierten unsere Bilanz. Der schwache Wind begünstigte eine perfekte, langsame Drift, bei der wir den uns unbekannten Grund des Gewässers gründlich abklopfen konnten. Leider war es nicht gestattet, ein Echolot zu benutzen. Daher mussten wir das Gewässer mit der Angel erkunden. Dabei konnte ich an einer Steinschüttung einen Zander erbeuten. Das sollte aber noch nicht alles gewesen sein: Der nächste Biss folgte prompt, jedoch verabschiedete sich der Gegner nach fünfminütigem, hartem Drill. Da hatte ich bereits vom Meterzander geträumt. Dieser Traum wurde jedoch mit einer dicken Schleimspur an der Hauptschnur zerstört. So schleimig ist kein Zander!Eine neue Ära beginnt
Dennoch begann schon mit dem nächsten Wurf für uns eine neue Ära des Winterangelns. Die vermeintliche Steinschüttung entpuppte sich als Winterlager von Wallern. Fast jeder Wurf an diesem Nachmittag brachte uns einen Biss oder einen Fisch.
Die Bisse kamen teilweise außerordentlich aggressiv. Mitunter droschen die Fische sogar mit ihrem Schwanz gegen unsere Schnüre oder auch einfach in die Hauptschnur. Offensichtlich waren die Fische sehr verärgert, dass unsere Köder ihnen auf der Nase herumtanzten. Allerdings waren die Wallies wählerisch. An diesem Tage bevorzugten sie gelbe Gummifische, die möglichst unmittelbar an ihrem überdimensionalen Maul vorbeigezogen wurden. Das ist eigentlich ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass Welse sehr kleine Augen haben und der Gesichtssinn daher bei ihnen nur eine untergeordnete Rolle spielen kann. Der Platz, an dem die Räuber lagen, war nur ungefähr 20 mal 20 Meter groß. Eine besondere Struktur, die die Welse angezogen haben könnte, war zumindest ohne Echolot nicht feststellbar. Die Bilanz dieses außergewöhnlichen Tages waren dennoch sagenhafte 18 Waller und geschätzt 10 bis 15 Fehlbisse oder Aussteiger im Drill. Alles Zufall? Nein, das wollte ich nicht glauben, denn dafür waren die Bisse einfach zu aggressiv gewesen. Also plante ich schon den nächsten Trip. Doch leider kam das Eis zurück und damit war die Winterwaller-Saison erst einmal beendet. Aber der nächste Winter kam. Pünktlich im darauffolgenden Dezember suchten wir genau dieselbe Stelle wie im Vorjahr auf. Doch unsere Euphorie wurde zunächst gedämpft: Die Bisse blieben aus! An dieser Stelle waren sie wohl nicht mehr. Aktive Haubentaucher auf dem See zeigten uns allerdings in unmittelbarer Nähe Futterfisch an. Diesem Zeichen der Natur folgten wir. Und ratet mal, was passierte? Der erste Fisch war wieder ein Zander! Komischerweise waren wir an diesem Platz zwei Stunden zuvor ohne jeden Biss geblieben!Nächstes Spektakel
Danach begann das selbe Spektakel wie im letzten Jahr: Es folgte ein Waller nach dem anderen. Auch hier war wieder keinerlei Struktur am Grund zu erfühlen. Der Boden war völlig eben, es war kein Gumpen und keine Kante spürbar. Nicht einmal die Bodenbeschaffenheit unterschied sich im Vergleich zu anderen Plätzen der Umgebung. Eigentlich sollte man denken, dass die Waller sich an der tiefsten Stelle sammeln, wenn sie überwintern wollen. Doch wie beim letzten Mal lag dieser Platz an einer Stelle, die nur etwa die Hälfte der maximalen Gewässertiefe aufwies. Und es gab nicht einmal eine Mündung oder einen Einlauf in der Nähe, der die Wassertemperatur hätte erhöhen können. Der einzige tatsächliche Unterschied zum Vorjahr war: Dieses Mal bevorzugten die Wallis dunkle Köder, obwohl das Wetter genauso wie beim ersten Mal trüb war. Die Länge der gefangenen Waller lag bei ca. 1 bis 1,30 Meter. Einige wenige, die vermutlich größer waren, erwiesen sich mit unseren leichten Zanderruten leider als unhaltbar. Wenn wir die Ausrüstung jedoch der Wallergröße entsprechend wählten, also dickere Schnur und stärkere Rute, bekamen wir keinen Biss mehr.
Wählerische Waller
Auch bei der Ködergröße zeigten sich die Winterwaller sehr wählerisch: Die Gummifische durften ca. 15 bis 17 Zentimeter lang sein. Größere Köder wurden komplett ignoriert. Die Bleiköpfe am Gummifisch mussten möglichst leicht ausfallen, damit der Gummifisch sehr langsam etwa 10 Zentimeter über Grund geführt werden konnte.
Interessanterweise zeigten die Waller auch so etwas wie Lernfähigkeit: Jeweils nach mehreren Bissen oder Fischen stellten wir fest, dass wir die Zugrichtung der Köder ändern mussten! Also Anker hoch und die Lage des Bootes zum Standplatz der Waller um ein paar Meter ändern. Danach ging die Show wieder von vorne los. [box_block_quote]Auffällig war, dass die Fische immer erst um die Mittagszeit aktiv wurden und als Vorbote jeweils einen Zander schickten.[/box_block_quote] Wie eingangs gesagt: Waller galten bisher als reine Sommerfische. Die geschilderten Erlebnisse sollten jedoch zeigen, dass das nicht immer so sein muss. Denn Waller beißen durchaus im Winter vorausgesetzt es gelingt, sie zu finden. Das sollte motivieren, auch in anderen Gewässern mehr zu probieren. Es dauert vielleicht etwas länger, die Fische zu lokalisieren, allerdings kann man dann mit mehreren Fischen in Folge belohnt werden. In der wärmeren Jahreszeit lauern die Fische viel verteilter auf ihre Beute, so dass man große Strecken abangeln muss, um erfolgreich zu sein. In diesem Sinne freuen wir uns auf den nächsten Winter!Jetzt kommentieren: Angelst du im Winter auf Waller?
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