Boilies selber machen: Mit einfachen Mitteln zum fängigen Karpfenköder

Für Gregor Bradler, Chefredakteur vom Karpfenmagazin, ist das Herstellen von Boilies eine Selbstverständlichkeit. Um Zeit zu sparen, hält Gregor den Prozess der Herstellung so einfach wie nur möglich! Wundert Euch deshalb nicht, dass Gregors Boilies nicht einmal rund sind! Man mag es kaum glauben, aber eckige Boilies sind mindestens genau so fängig wie runde Boilies! Schritt für Schritt erklärt Euch Gregor, wie Ihr Eure Boilies selbst machen könnt und worauf es dabei ankommt.

Wie runde Boilies werden auch eckige Köder einfach aufs Haar gezogen. Foto: Fotolia

Wie runde Boilies werden auch eckige Köder einfach aufs Haar gezogen. Foto: Fotolia

Boilies müssen rund sein – das denken viele Karpfenangler. Müssen sie nicht, meint Gregor Bradler. Er fischt gerne mit eckigen Boilies, die sich einfach, günstig und schnell selbst herstellen lassen. Welche Vorteile die Teigwürfel bieten und wie Ihr Boilies selber machen könnt, erfahren Sie hier.

Als vor einiger Zeit ein Angelkollege meine Karpfen-Montage sah, fragte er mich: „Was hast Du denn da aufs Haar gezogen?“ Meine Antwort war eindeutig: „Einen Boilie natürlich“. Damit gab sich mein Gegenüber nicht zufrieden: „Das sieht aber nicht aus wie ein Boilie“, hakte er nach. Was ihn an meiner Aussage zweifeln ließ, war mir sofort klar. Denn mein angeköderter Boilie sah anders aus als es die meisten Karpfenangler gewöhnt sind. Ein Boilie muss rund sein, so lautet die einhellige Meinung. Aber auf dem am Haken befestigten Haar befand sich keine Kugel, sondern ein gekochter Teigwürfel.

Damit punkten die eckigen Boilies:

  • Keine besonderen Hilfsmittel zur Herstellung erforderlich
  • Schnelle Eigenproduktion auch größerer Mengen möglich
  • Eckige Boilies „halten“ auch an Kanten und bei Strömung besser am Futterplatz
  • Das eckige Köderformat ist erfahrenen Kapitalen noch unbekannt
Sieht so ein Boilie aus? Klar, denn Boilies müssen nicht rund sein. Das sah auch der Karpfen so. Foto: G. Bradler

Sieht so ein Boilie aus? Klar, denn Boilies müssen nicht rund sein. Das sah auch der Karpfen so. Foto: G. Bradler

Eckige Boilies selber machen hat viele Vorteile

Auch wenn nahezu alle Boilies, die man im Angelladen kaufen kann, rund sind und fast jeder Karpfenangler diese Kugeln aufs Haar zieht, stellt sich doch die Frage: Müssen Boilies unbedingt rund sein? Nein, müssen sie nicht, lautet meine Antwort. Abgesehen davon, dass perfekt runde Boilies dem Anglerauge gefallen, fällt mir nur ein Einsatzbereich ein, in dem Kugeln unbedingt erforderlich sind: Beim Angeln und Anfüttern auf Distanz. Denn runde Boilies fliegen ziemlich gut und lassen sich mit Hilfe des Wurfrohres oder der Futterschleuder weit hinausschießen.

Auf die optischen Vorzüge eines runden Boilies kann ich weitestgehend verzichten und beim Angeln auf kürzere Distanzen braucht man keine runden Boilies. Mit Hilfe der Futterschaufel kann man würfelförmige Boilies anfüttern. Und selbst Distanzangler sind nicht auf Kugeln angewiesen, wenn sie mit Hilfe eines Bootes bzw. des Futterbootes ihr Futter und ihre Montagen ausfahren können.

Einfach und schnelle Boilieherstellung

Bevor man den dicken Karpfen nachstellen kann, muss erst einmal ein Vorrat an Boilies zum Füttern und Fischen angelegt werden. Um das Boilies selber machen wird oft ein großes Geheimnis gemacht. Jeder Karpfenspezi hat ein Erfolgsrezept, das er hütet wie seinen Augapfel. Aber keine Angst, so schwer ist das Boilierollen gar nicht! Wenn man ein paar Grundregeln beachtet, kann jeder seine eigenen Boilies herstellen und damit Karpfen fangen.

Die Basis aller Boilies ist der Mix, der aus mehreren Zutaten zusammengestellt wird. Es gibt Unmengen an möglichen Ingredienzien zur Herstellung einer solchen Mischung. Hier werden nur ein paar mögliche Bestandteile genannt, die sich einfach aus dem Supermarkt oder dem Angelladen besorgen lassen. Als Grundlage für die Mischung eignet sich z.B. gemahlenes Vogelfutter mit hohem Kohlenhydratgehalt oder Fischmehl bzw. gemahlene ­Forellenpellets mit hohem Prote­inanteil. Hart- oder Weichweizengries ist ein guter Binder, Sojamehl hat einen nussigen Eigengeruch und sorgt für eine gute Rollbarkeit des Teigs. Maismehl ist preiswert und ein guter Kohlenhydratlieferant.

Der Zeitpunkt, als ich begann, mit eckigen bzw. würfelförmigen Boilies zu füttern und zu fischen, liegt mittlerweile schon einige Jahre zurück. Ich verwendete zu dieser Zeit ausschließlich selbstgerollte Boilies. Denn als Schüler bzw. Student hatte ich einfach nicht das Geld, um auf die bunten Kugeln aus der Tüte zurückgreifen zu können. Und in der heimischen Boilieküche perfekte Kugeln herzustellen ist aufwendig und auch nicht gerade günstig: Man kann nach der Herstellung des Teigs jede Kugel von Hand rollen. Aber jeder Angler, der das schon einmal versucht hat, weiß, dass das ziemlich zeitraubend und nervig ist. Nach spätestens einem Kilo Teig hat man keine Lust mehr. Und mit einem Kilo Boilies kommt man schließlich nicht weit.

Alternativ gibt es auch Hilfsmittel, mit deren Hilfe man runde Boilies selber machen kann. Die Rede ist von sogenannten Boilierollern, auch Rolling Tables genannt. Das sind Bretter mit „Rinnen“ in verschiedenen Durchmessern, die zur Produktion von Teigkugeln dienen. Um ein Rolling Table einsetzen zu können, benötigt man eine Teigwurst im passenden Durchmesser. Und um diese Wurst produzieren zu können ist eine Teigspritze mit verschiedenen Aufsätzen erforderlich. Und diese Hilfsmittel gehen ordentlich ins Geld.

Ganz anders gestaltet sich die Herstellung von Teigwürfeln: Die Produktion ist einfach und schnell und man benötigt nur einige wenige günstige Hilfsmittel, genauer gesagt ein Nudelholz und ein Messer. Das Nudelholz dient dazu, den Teigklumpen auf die gewünschte Dicke auszurollen, mit dem Messer schneidet man die Würfel. So lassen sich innerhalb kurzer Zeit größere Boilies ohne technische Hilfsmittel herstellen.

Wer Boilies selber machen möchte, braucht Hilfsmittel oder viel Zeit. Bei eckigen Boilies sieht die Sache anders aus. Foto: G. Bradler

Wer Boilies selbst machen möchte, braucht Hilfsmittel oder viel Zeit. Bei eckigen Boilies sieht die Sache anders aus. Foto: G. Bradler

Das Eckige muss ins Karpfenmaul

So mancher Angler hat mir gegenüber Bedenken geäußert, dass die Karpfen einen eckigen Boilie nicht so einfach einsaugen könnten wie eine Kugel. Diese Befürchtungen kann ich nicht bestätigen, ich fange mit gekochten Teigwürfeln nicht weniger Karpfen als mit Kugeln. Und auch die Fehlbiss bzw. Ausschlitzer-Quote fällt bei eckigen Boilies nicht schlechter aus. Vielmehr bieten eckige Boilies noch zwei Vorteile:

  • Eckige Boilies bewegen sich nicht so leicht. Beim Karpfenangeln in strömenden Gewässern oder an steil abfallenden Kanten eignen sie sich ganz besonders.
  • Und auch fürs Angeln auf erfahrene Karpfen in schwierigen Gewässern bieten sich die Würfel an. Mit Kugeln haben die Großkarpfen höchstwahrscheinlich schon schlechte Erfahrungen gemacht, die gekochten Teigwürfel kennen sie aber wahrscheinlich noch nicht.

Eckige Boilies selber machen: So funktioniert’s!

  1. Im ersten Schritt schlägt man 10 Eier in einem Eimer auf. Bei Bedarf wird Aroma zur Eimasse gegeben.

    Im ersten Schritt schlägt man 10 Eier in einem Eimer auf. Bei Bedarf wird Aroma zur Eimasse gegeben. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  2. Nun verrührt man das Ganze mit Hilfe einer Gabel.

    Nun verrührt man das Ganze mit Hilfe einer Gabel. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  3. Danach wird der Boilie-Mix, den es z.B. fertig im Fachhandel zu kaufen gibt, hinzugegeben. Achtung: Zu Beginn die Trockenmischung sparsam hinzufügen, sonst kann der Teig zu trocken werden.

    Danach wird der Boilie-Mix, den es fertig im Fachhandel zu kaufen gibt, hinzugegeben. Achtung: Zu Beginn die Trockenmischung sparsam hinzufügen, sonst kann der Teig zu trocken werden. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  4. Dann wird der Teig gründlich geknetet. Bei Bedarf schrittweise weiteren Trockenmix hinzufügen.

    Dann wird der Teig gründlich geknetet. Bei Bedarf schrittweise weiteren Trockenmix hinzufügen. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  5. Wenn der Teig homogen ist und nicht an den Fingern klebt, hat er die richtige Konsistenz.

    Wenn der Teig homogen ist und nicht an den Fingern klebt, hat er die richtige Konsistenz. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  6. Jetzt packt man den Teig in eine Tüte und lässt ihn etwa 30 Minuten ziehen.

    Jetzt packt man den Teig in eine Tüte und lässt ihn etwa 30 Minuten ziehen. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  7. Mit einem Nudelholz oder einer leeren Weinflasche wird der Teig ausgerollt.

    Mit einem Nudelholz oder einer leeren Weinflasche wird der Teig ausgerollt. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  8. Mit einem Messer wird der ausgerollte Teig in Streifen geschnitten.

    Mit einem Messer wird der ausgerollte Teig in Streifen geschnitten. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  9. Aus den Streifen schneidet man Würfel in der gewünschten Größe zurecht. Mit einem langen Messer lassen sich auch mehrere Streifen gleichzeitig verarbeiten.

    Aus den Streifen schneidet man Würfel in der gewünschten Größe zurecht. Mit einem langen Messer lassen sich auch mehrere Streifen gleichzeitig verarbeiten. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  10. Die Teigwürfel werden ins kochende Wasser gegeben. Zwischendurch umrühren, sonst können die Teigwürfel am Boden des Topfes kleben.

    Die Teigwürfel werden ins kochende Wasser gegeben. Die Teigwürfel werden ins kochende Wasser gegeben. Zwischendurch umrühren, sonst können die Teigwürfel am Boden des Topfes kleben. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  11. Schwimmen die Teigwürfel an der Oberfläche sind sie fertig.

    Schwimmen die Teigwürfel an der Oberfläche sind sie fertig. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  12. Man schöpft sie ab und gibt sie zum Abdampfen auf ein Handtuch.

    Man schöpft sie ab und gibt sie zum Abdampfen auf ein Handtuch. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

  13. Danach kommen sie in mit Zeitung ausgelegte Kiste(n). Nach einer Trocknungszeit von zwei Tagen (Würfel pro Tag zweimal wenden), sind die eckigen Boilies einsatzbereit. Wie runde Boilies werden auch die eckigen Ködern einfach aufs Haar gezogen.

    Danach kommen sie in mit Zeitung ausgelegte Brotkisten. Nach einer Trocknungszeit von zwei Tagen (Würfel pro Tag zweimal wenden), sind die eckigen Boilies einsatzbereit. Wie runde Boilies werden auch die eckigen Ködern einfach aufs Haar gezogen. Foto: G. Bradler

    Foto: G. Bradler

Lagerung und Haltbarkeit von selbstgemachten Boilies

Selbstgerollte Boilies ohne Konservierer, sind meist nur ein paar Tage haltbar. Kann ich meine selbstgerollten Kugeln nicht sofort verbrauchen, friere ich sie ein. Im Gefrierschrank können sie dann bis zu einem Jahr aufbewahrt werden. Die sogenannte Freezer Baits müssen in der Gefriertruhe gelagert werden, sonst beginnen sie nämlich je nach Witterung, nach ein paar Tagen zu schimmeln. Gesalzene Boilies lassen sich unter Normalbedingungen etwa ein halbes Jahr lagern. Konservierte Boilies sind noch länger haltbar. Damit Ihr das Haltbarkeitsdatum stets im Auge behaltet empfiehlt es sich, die Boilie-Tüte mit dem Herstellungsdatum zu beschriften.

Selbstgemachte Boilies werden eingefroren. Foto: G. Bradler

Selbstgemachte Boilies werden eingefroren. Foto: G. Bradler


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