Verflixt und zugenäht! Wann beißt es endlich? Wir alle kennen solche Tage: Die Fische sind zwar da, stürzen sich aber auf nichts, was wir ihnen anbieten. Das ist vor allem bei kaltem Wetter im Herbst und Winter sowie im zeitigen Frühjahr der Fall. Doch auch an heißen Hochsommertagen kommt das vor. Es bleibt nur eins: Wir müssen unsere Taktik wechseln.
Unter erschwerten Bedingungen fängt das Fireball-System
Selbst an windstillen Tagen ist das Fangen oft schwierig. Die Räuber bewegen sich einfach nicht und man kann sich glücklich schätzen, wenn überhaupt ein Fisch den Köder inspiziert. Und dann gibt es auch noch Tage, an denen die Wettervorhersage ganz und gar nicht zutrifft und Bedingungen herrschen, die nicht zum Hechtangeln einladen. Für all diese Fälle gibt es eine Lösung: das Fireball-System. Nach dem Angeln mit dem toten Köderfisch am Grund, dem sogenannten „Deadbaiten“, ermöglicht uns der Fireball die langsamste Köderpräsentation, um überhaupt noch Hechte zu fangen.
Auch Zander stehen drauf
Neben Hechten nehmen auch Zander den Köder am Fireball. An einigen Tagen fängt man mehr Zander, an anderen Tagen mehr Hechte. Und weil wir es bei den Hechten oft mit kapitalen Exemplaren zu tun haben, muss auch unsere Rute auf diese Belastung eingestellt sein. Eine weiche Vertikalrute, wie wir sie auf Zander verwenden, reicht nicht aus und bringt uns in Schwierigkeiten oder gefährdet das Wohlergehen des Hechtes. Einen Fisch zu lange zu drillen, ist ein Desaster für den Räuber, aber auch für den „Catch-&-Release“-Angler.
Richtiges Equipment für das Angeln mit dem Fireball-System
Ich benutze Vertikalruten mit einem Wurfgewicht zwischen 15 und 30 g, gerne auch mal bis 50 g. Außerdem verwende ich mit 2,40 m eine etwas längere Rute zum aktiven Fireball-Angeln. Mit solch einer Rute hat man in tieferem Wasser oder bei einer schnelleren Drift eine viel bessere Kontrolle über den Fireball. Es ist reine Geschmackssache, ob Sie mit einer Stationärrolle oder einer Baitcaster angeln. Wir werfen unseren Köder nicht, sondern lassen ihn einfach bis zum Grund ab.
Probleme mit zu dünnen Schnüren
Bei einer stärkeren Rute brauchen wir auch eine stärkere Schnur. Scheuen Sie sich also nicht, eine Schnur mit einer Tragkraft von 15 kg zu verwenden. Eine dünnere Schnur bringt nur Probleme, sowohl beim Setzen des Anhiebs als auch beim Biss eines kräftigen Fisches. Ich habe schon Schnüre mit einer Tragkraft von mehr als 10 kg wie Zwirnsfäden zerreißen sehen. Geflochtene Schnüre haben keine Dehnung und mit einer stärkeren Rute fehlt uns der notwendige Puffer, den uns eine feinere Vertikalrute hier bieten würde. Deshalb müssen wir eine dickere Schnur verwenden.
Wenn ich mit einer Stationärrolle angle, bevorzuge ich Modelle mit Freilauf. Bei einer Baitcaster ist ein Freilauf quasi integriert. In beiden Fällen sollte der Freilauf beim Angeln keine Schnur freigeben, aber unbedingt sauber arbeiten, sobald man einen Biss bemerkt. Übrigens angle ich mit einem toten Fisch am Fireball-System nie aggressiv, sondern hebe ihn ganz sanft an, damit er langsam und gerade so über den Grund taumelt.
Die Drift nutzen für mehr Fläche
Am liebsten fische ich den Fireball in einer Drift. Viele bewegen ihr Boot dabei rückwärts über den Elektromotor. Dabei angelt man allerdings keine sehr große Fläche ab. Wir haben nur die 2 m Breite des Boots plus die Länge der Ruten. So angeln wir lediglich eine Fläche von circa 3 m ab. Lasse ich das Boot hingegen seitlich vor dem Wind driften, habe ich eine Bootslänge von 5 m plus die zwei Ruten. Das sind dann gut 6 m, die ich hierbei abfische.
Angeln mit dem Fireball-System: Nie ohne tote Rute!
Beim Angeln mit Fireballs lege ich immer eine zusätzliche, tote Rute aus. Meist angle ich mit nur einem weiteren Kollegen im Boot, zusammen haben wir dann vier Ruten im Wasser. Zwei Ruten führen wir aktiv, die toten Ruten treiben hinterher. Sie zeigen eine komplett andere Aktion als die von uns aktiv geführten Ruten. Sie sind 2,70 m lang, weich und haben eine parabolische Aktion. Ich fische sie mit Stationärrollen mit Freilauf. Warum? Da ich die tote Rute nicht in der Hand habe, spüre ich den Biss auch nicht. Der Räuber nimmt den Köder und schwimmt damit weg. Die Rute biegt sich, die Rolle gibt unter dem Druck Schnur frei.
Wenn man in solch einer Situation eine zu harte Rute verwenden würde, spürt der Fisch den Widerstand zu früh und spuckt den Köder wieder aus. Die Kombination aus Freilaufrolle und weicher Rutenaktion gibt uns die notwendige Zeit, die aktive Rute im Boot abzulegen, die tote aus dem Halter zu nehmen, Kontakt aufzunehmen und den Anhieb zu setzen. Aufgrund ihrer Länge kann man zwischen den beiden toten Ruten – eine im Bug und eine im Heck – entspannt und komfortabel mit den aktiven Ruten angeln. Ich habe die Erfahrung gemacht, am besten zu fangen, wenn die Driftgeschwindigkeit unter 1 km/h ist. Manchmal muss man einen Driftsack verwenden, um die Geschwindigkeit der Drift auf ein so niedriges Tempo zu drosseln.
Fireball-Jigs funktionieren das ganze Jahr
Viele Angler verwenden Fireballs nur im Spätherbst und Winter. Diese Angeltechnik funktioniert aber das gesamte Jahr über. Im Frühjahr, Sommer und Frühherbst kann man mit dem Fireball besonders gut die flachen Zonen abangeln. Vor allem an den eingangs geschilderten windstillen Tagen bekommt man Bisse oft nur noch auf einen toten Fisch am Fireball-Jigkopf mit kurzschenkligem Haken und Stinger.
In den Sommermonaten angle ich mit dem Jig direkt vor der Krautkante in Wassertiefen von 3 bis 8 m. Im Warmen sind flache Präsentationen häufig am produktivsten – das gilt auch für das Angeln auf Zander. Im Spätherbst, wenn sich die Sprungschicht wieder aufgelöst hat, stehen die Räuber oft tief. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie einen Hecht nun in 20 m Tiefe haken. Natürlich ist eine gute Präsentation im Flachen sehr viel einfacher als im Tiefen.
Präsentation Fireball-Jig: der Bodenstruktur folgen
Beim Driften folgt man mit dem Köder der Bodenstruktur, und wenn dann noch eine Brise Wind auf die Bootsseite drückt, behält man ein wenig Distanz zwischen Rute und Fireball. Ich weiß, dass man die Driftgeschwindigkeit mit dem Front- und Heckmotor verringern kann und dann gegen den Wind angelt, aber ich will so viel Wasser wie möglich abfischen. Mit meiner Methode angle ich eine Fläche von bis zu 9 m ab, und wenn man sich dann an der Bodenstruktur orientiert, funktioniert alles hervorragend.
Wenn Sie den Bodenkontakt verlieren, geben Sie Schnur nach – nicht nur ein paar Zentimeter, sondern gleich 1 oder 2 m. Halten Sie die Rute nach oben und führen Sie sie schnell nach unten. Beobachten Sie die Schnur auf dem Wasser. Ist der Fireball noch auf dem Weg nach unten oder nicht? Wenn die Schnur stoppt und sich einige Kringel bilden, ist der Köder wieder am Grund und man beginnt erneut, ihn mit sanften Bewegungen einzuholen. Da nun ein gewisser Abstand zwischen Boot und Köder besteht, muss man die Köderführung den Angelbedingungen anpassen. Ich hebe dazu meine Rute aus der 9-Uhr-Position nach 10 Uhr oder von 10 Uhr nach 11 Uhr.
Mit dem Fireball-System kurz über Grund
Bleiben Sie mit dem Köder in Grundnähe, damit Sie nicht ständig Schnur einholen oder freigeben müssen. Bei maximal 1 km/h Geschwindigkeit lassen sich verschiedene Tiefen abfischen. Hat man die Tiefe gefunden, in der die Räuber aktiv sind, kann man eine Stelle mehrfach abfahren. Auch hier gilt: Eine gute Präsentation im Flachen ist wesentlich einfacher als eine im Tiefen.
Fireball-Methode bei Windstille
Da wir an windstillen Tagen keinen Schub haben, müssen wir den E-Motor einschalten. Ich nutze dafür lieber den Heckmotor, der meiner Meinung nach viel direkter wirkt als der Frontmotor. Der Unterschied besteht auch in der Anordnung der Ruten. Die toten Ruten können nicht am Bug und am Heck abgestellt werden, sondern müssen an der Reling angebracht werden. Halten Sie den Köder in Bootsnähe aber so, dass er nicht mit der aktiven Rute ins Gehege kommt. Außerdem sollte der Fireball sich nicht am Grund festsetzen können. Der Angler bestimmt, welche Route er abfährt. Auf dieser darf die tote Rute nicht mit dem Köder Kraut aufnehmen oder sich in einem Hindernis festsetzen.
Die Köderwahl für das Fireball-System
Wie auch bei herkömmlichen Bleiköpfen, gibt es auch Fireball-Jigs in unterschiedlichen Gewichten. Wählen Sie nach Möglichkeit immer den leichtesten Jig für eine natürliche Präsentation. Um in Tiefen jenseits von 10 m zu angeln, nehme ich einen 24 g schweren Fireball. Ein Fireball fürs Flache sollte die 20-g-Marke nicht übersteigen, eher fische ich einen Fireball mit 15 oder sogar nur 12 g Gewicht.
Manche Bisse schlagen so heftig in der Rute ein, dass wir gar nicht reagieren können. Dann muss sich der Fisch selbst haken, was häufig gut klappt. Vom Vertikalangeln wissen wir, dass Zander häufig hart zubeißen, dann aber nicht hängenbleiben – und das, obwohl das Angeln mit Fireball viel sanfter als das „reguläre“ Vertikalangeln ist. An anderen Tagen nehmen die Räuber den Köder extrem vorsichtig. Man bemerkt den Biss fast nicht und spürt lediglich ein wenig mehr Druck auf der Rute. Diese biegt sich dann nur langsam immer weiter durch.
Oft lässt der Räuber den Köder dann aber wieder los, wenn er zu viel Widerstand spürt. An manchen Tagen sind die Fische eben supervorsichtig. An solchen bekämen wir beim Raubfischangeln mit einem Kunstköder noch nicht mal einen Biss, mit dem Fireball-System kann man den Tag dann noch retten. Stehen Sie bei einem Biss auf und nehmen Sie den Druck aus der Rute. Geben Sie ganz vorsichtig Schnur. Nun sollten Sie spüren, dass sich ein Räuber für den Fireball interessiert. Senken Sie die Rute ab und schlagen Sie mit einer langen Bewegung der Rute an. Dann beginnt der Drill, nach dem wir uns so sehr gesehnt haben.
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