Barben strotzen nur so vor Kraft. Mit ihren torpedoförmigen Körpern entwickeln sie im Drill jede Menge Power. Sie gehören zu den kampfstärksten Fischen unserer Flüsse – und zu den Lieblingsarten von Gotthard Brennsteiner. Der Geschäftsführer von Fisherman’s Partner in Rastatt wird mir zeigen, wie scheinbar einfach es sein kann, die schuppigen Kraftprotze an den Haken zu bekommen. Dazu treffe ich den Barben-Spezi an der Murg, einem kleinen, rund 80 Kilometer langen Seitenfluss des Rheins.
Für seine anglerische Mission – ganz „easy“ ein paar Barben zu angeln und nebenbei auch Nasen zu fangen – wählt Gotthard eine Rieselstrecke, die von langen Fäden des Flutenden Wasserhahnenfuß durchzogen ist. Das glasklare Wasser ist hier nur rund einen Meter tief. Das reicht aber völlig aus, um Barben und dicke Nasen an den Haken zu bekommen. Vor allem die Nasen stehen am unteren Ende der Strecke, um mit ihren hornigen Lippenstreifen Algen von den Steinen zu kratzen und diese zu fressen.
Futter fürs Barbenangeln: Vegetarier auf Entzug
Um die Vegetarier von ihrer Algenkost zu entwöhnen, muss Gotthard die Fische zunächst anfüttern. Er verwendet dazu zwei unterschiedliche, spezielle Barbenfutter von Sensas. Beide riechen ziemlich streng nach Käse. Gut so, denn die Barben lieben das kräftige Aroma. Die Mischung hat eine hohe Bindung, sodass die gepressten Ballen stark zusammenhalten und sie die eingekneteten Maden erst am Gewässergrund freigeben.
Geballtes Futter für geballte Barben-Präsenz
Gotthard feuchtet das Futter an, durchmischt es kräftig mit den Händen und lässt es für circa zehn Minuten stehen, damit es auch den letzten Wassertropfen aufsaugen kann. Anschließend gibt er ein bis zwei Handvoll Maden ins Futter. Sobald die Mischung die optimale Konsistenz besitzt, formt Gotthard ungefähr 15 Ballen, jeweils von der Größe einer Mandarine, und wirft sie punktgenau auf einer Stelle ein. Das soll die Fische am Platz halten. Wer möchte, kann seine Stelle bereits ein bis zwei Tage vor dem Angeln präparieren und die Barben mit Maden und Futter anlocken.
Maden für Barben
Als nächstes nimmt Gotthard eine Futterschleuder mit großem Körbchen und schießt zwei bis drei Ladungen Maden pur leicht stromauf des Angelplatzes ein. Dann sollten die Fische auf unseren Köder, ein Madenbündel aus acht Maden am 6er-Haken, reagieren. Je mehr Maden eingeschossen werden, desto größer wird der Futterneid unter den Fischen geweckt. Für uns heißt das, ausreichend Maden dabei zu haben. Zwei Liter der Krabbler können an einem Angelnachmittag schon mal ins Wasser wandern.
Materialwahl: Keine Kompromisse beim Barbenangeln
Bei der Rutenwahl hat sich Gotthard für eine sechs Meter lange Bologneserute entschieden. Das ist das Minimum, um die Pose kurz vor dem gegenüberliegenden Ufer führen zu können. Bei der Hauptschnur lässt er nichts anbrennen und verwendet eine Daiwa Tournament in 0,25er-Stärke. Nicht ohne Grund, denn nur mit einer entsprechend starken Schnur kann er eine ins Kraut geschossene Barbe doch noch landen.
Aufgrund der geringen Wassertiefe und des klaren Wassers angelt Gotthard mit einem dicklichen Loafer-Modell von Drennan mit einer Tragkraft von 3,2 Gramm. Er bleit die Pose mit einem zwei Gramm schweren Stabblei aus der Forellenangelei sowie einem Karabinerwirbel aus, in den das 0,22er-Vorfach eingehängt wird. Es handelt sich um ein Forellenvorfach von Owner (Lieferung über Balzer), das in einem feindrahtigen Haken endet. Nur an einem spitzen Haken aus feinem Draht lassen sich die Maden optimal präsentieren.
Gotthard kürzt das Fertigvorfach, das es im Handel nur in einer Länge von 60 Zentimetern gibt, auf knapp 40 Zentimeter ein. Das Blei läuft frei auf der Schnur – und die Fische spüren bei der Köderaufnahme keinen Widerstand. Nun wird die Posentiefe so weit eingestellt, dass das Blei am Grund entlangläuft und das Vorfach mit den Maden nachschleift. Gotthard wirft die Montage unmittelbar vors andere Ufer. Dort treibt sie gemächlich an einer Sandbank entlang.
Auf Barben angeln, Nasen fangen
In den ersten zwei Driften passiert nichts, mein Gastgeber wartet vergeblich auf einen Biss. Deshalb schießt er noch zwei Ladungen Maden mit dem Katapult ein. Eine offensichtlich weise Entscheidung, denn bereits bei der folgenden Drift schnappt sich ein Fisch unseren Köder samt Haken. Die Spitze der Bolorute verneigt sich deutlich. Gotthard führt den Fisch schnell nach oben, damit seine Artgenossen möglichst wenig vom Drill mitbekommen, keinen Verdacht schöpfen und am Futterplatz weiter arglos die Maden „einsammeln“.
Es dauert nicht allzu lange, bis Gotthard eine prächtige Nase in seinen Kescher dirigiert. Fünf weitere Nasen folgen, zum Teil in kapitalen Größen um die 50 Zentimeter. Auffällig ist, dass wir nur ein bis zwei Madenladungen brauchen, um die Fische nach einer Beißpause wieder zum Fressen zu animieren. Die Nasen sind am Futterplatz, doch wo bleiben die Barben? Wenn Barben am Platz auftauchen, die in der Murg schon mal bis zehn Pfund schwer werden können, bleiben die Nasenbisse aus, denn die größeren und dominanten Barben verdrängen die kleineren Nasen.
Um die Posendrift bestmöglich unter Kontrolle zu haben, wandert Gotthard mit der Montage am Ufer entlang. So kann er auch auf jede unnatürliche Bewegung der Pose reagieren. Taucht der Schwimmer ab, erfühlt er über die Schnur, ob sich der Köder am Grund festgesetzt hat oder ob es sich um einen Biss handelt. Hat er Fischkontakt, schlägt er umgehend an. Bei dieser Vorgehensweise bleibt die Pose in einer Drift und wird nicht ans eigene Ufer gespült – wie es der Fall wäre, wenn man einfach am Ufer stehen bleibt und ständig Schnur nachgibt.
Barben angeln: Kraftpakete im Drill
Erneut taucht die Pose ab. Dieses Mal hängt ein größerer Fisch am Haken. Bei seiner Flucht stromauf nimmt er kräftig Schnur von der Rolle. Immer wieder setzt der Fisch zu Fluchten mitten ins Kraut an. Doch Gotthard ist erfahren genug und hat ihn schnell unter Kontrolle. Routiniert führt er den Fisch in den Kescher – eine herrliche Barbe! Die Freude ist groß. Auch bei der nächsten Drift beißt ein schönes Exemplar. Mittlerweile haben die Barben den Standplatz ganz erobert.
Locker lassen: So kommt die Barbe aus dem Kraut
Wir behalten die Stelle fest im Blick – und wenn wir genau hinsehen, erkennen wir, wie ab und zu eine helle Flanke aufblitzt, wenn eine Barbe in der Strömung ausschert, um sich dann wieder dicht am Boden einzustellen. Hat sich doch mal eine Barbe in einem Strang Kraut verfangen, wird Gotthard nicht panisch. Dann gibt er ein wenig Schnur frei, damit keine Spannung mehr zwischen Barbe und Angler besteht. Anschließend spannt er die Schnur wieder. Bei dieser Taktik schwimmt sich ein festgesetzter Fisch oft doch noch wieder frei.
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Tipp fürs Angeln auf Barben: Nie ohne Polbrille an den Fluss!
Insbesondere bei prallem Sonnenschein sollte man immer eine Polarisationsbrille tragen. Diese hilft nicht nur, die Augenpartie zu entspannen und die feine Pose ohne tränende Augen zu sehen, sondern erlaubt auch einen Blick ins Wasser. Häufig kann man dann sehen, ob sich Fische am Platz aufhalten, denn die Gläser der Polbrille sind entspiegelt und nehmen lästige Reflexionen von der Wasseroberfläche. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nicht nur möglichst tiefe und erkenntnisreiche Einblicke ins Gewässer, sondern auch maximale Erfolge dabei, es ähnlich wie Gotthard zu machen und Barben mal ganz einfach zu fangen.