Angeln auf Döbel: Brotzeit für Dickköpfe!

Michael Deeg vom Jenzi Team mit einem Dickdöbel, der sich auf eine Brotzeit einladen ließ.

Döbel sind äußerst scheue Fische. Wenn aber in den Sommermonaten eine leckere Brotkruste an ihnen vorbei treibt, legen sie ihre Vorsicht schnell ab. Deshalb lädt Michael Deeg die heiklen Dickschädel gerne auf eine Brotzeit ein…

In einem Gumpen eines Flüsschens in der Nähe meines Elternhauses stehen sie – die Dickdöbel. Mit der Polarisationsbrille sind sie deutlich zu sehen. Tiefer als die ordentlichen Fische stehen zwei übergroße Schatten, die von den Dimensionen her mittelprächtigen Amurkarpfen ähneln.

Michael Deeg vom Jenzi Team mit einem Dickdöbel, der sich auf eine Brotzeit einladen ließ.

Durch hohes Gras, Brennesseln und Ackerfurchen pirsche ich mich flussauf, bis ich hinter einem Busch Deckung finde. Schnell schieße ich mit der Schleuder ein paar streng riechende, mit Lockstoff versehene Brotstücke weit oberhalb des Trupps ein. Die kleinen und mittelgroßen Döbel langen sofort gierig zu, stürzen sich auf die Roggen-Misch-Happen. Dann gleitet der erste Großdöbel heran. Mit einem satten Schlürfen saugt er das Brot ein. Nun ist es an der Zeit, den Köder an der freien Leine zu präsentieren. Er lässt sich mit der weichen, leichten Rute wunderbar platzieren. Danach noch schnell Schnur nachgeben, damit das Brotstück nicht furcht und keinen Verdacht bei dem Großen erregt. Der Dickdöbel steigt – und bremst kurz vor dem Happen, lässt sich ganz kurz mittreiben und dreht dann wieder ab. Der weitaus kleinere Fisch schräg dahinter hat weniger Bedenken, saugt das Brot ein und hängt. Seine kurzen, kraftvollen Fluchten verscheuchen den Döbeltrupp. Doch nach einer halben Stunde zeigen sich auch die Alten wieder. Ich fange noch 2, 3 recht ansehnliche Exemplare, dann ist Schluss. Die Fische lassen sich absinken, der Trupp ist vergrämt.

Vielseitiges Brot

Oberflächenangeln hat eine besondere Faszination. Bei keiner anderen Angelart fühlt man sich dem Fisch näher, erkennt den Biss unmittelbarer. Und den ältesten Oberflächenköder gibt es billig in jedem Supermarkt zu kaufen: Brot.

Sommerdöbel lieben Brot, egal, ob mit oder ohne Lockstoff oder Dip.

Brot ist lecker, schmackhaft, nahrhaft und kann auch vom Angler genossen werden – was man nicht von allen Ködern sagen kann. Es lässt sich in Form biegen, quetschen, befeuchten und zurechtschneiden. Brot ist ein ganz hervorragender Sommerköder, weil die Fische häufig nach brotähnlichem Treibgut im Wasser steigen. Am besten eignet sich einfaches Grau- oder Mischbrot. Es hat eine stabile dunkle Kruste, sein weiches Inneres ist schön fest und dicht. Man kann mit ihm auch auf Grund oder halbsinkend-treibend angeln. Die weichen Brotflocken aus Weißbrot kommen nur beim Angeln auf Sicht und auf kurze Distanz in Frage, weil sie auch an Spezialhaken nur schlecht halten.

Teppiche abangeln

Top-Stellen zum Angeln mit Schwimmbrot sind Treibgut-Teppiche an Fließ- und Stillwassern. Hier treiben Wind und Strömung alles Mögliche zusammen, auch Fressbares. Das wird von den Döbeln dann aufgelesen und von der Oberfläche gepickt. Wenn immer möglich, angle ich mit der freien Leine. Wer weiter werfen muss, kann zu transparenten Wasserkugeln greifen.

Döbelpirsch im Schilfdschungel. Man lässt die Brotstücken am besten an der freien Leine treiben.

Auch Gumpen und Rückströmungen in der Nähe von Rauschen oder flachen Rieselstrecken sind top. Hier kann man die Fische ganz einfach von oben her anfischen. Der Brotköder an freier Leine und das Anfutter wird einfach der Strömung anvertraut und sammelt sich dann schnell dort, wo das Wasser sich dreht. Und da stehen die Dickköpfe – und manchmal auch ein Flusskarpfen. Oft sind solche Top-Stellen vom Ufer unzugänglich. Macht nichts. Einfach rein in die Wathose, Gürteltasche mit Ersatzhaken und Brotwürfeln um, Rute geschnappt – und schon geht’s mit kleinem Gepäck watend an den Hotspot. Einer meiner Lieblingsplätze ist ein kleiner Kanal an einer Chemie-Fabrik. Hier füttern die Angestellten oft in der Mittagspause vom Fenster aus die Enten mit Brot. Klar, dass da auch für die Döbel etwas abfällt. Hier brauche ich nicht mal anzufüttern.

Fluorocarbon hat einen ähnlichen Lichtbrechungsindex wie Wasser. Deshalb sind solche Vorfächer für die Döbel nicht sichtbar.

 

Duft- und Farbbehandlung

Brot hat einen intensiven Eigengeruch. Man kann es vor dem Angeln aber auch zusätzlich mit Lockstoff versehen, zum Beispiel mit einem Spray. Oder man packt einige Brotwürfel in eine verschließbare Dose oder ein Glas, gibt einige Sardinen-Stücke hinzu und lässt das Ganze über Nacht stehen. Am nächsten Tag hat man dann Brot mit Sardinen-Flavour. Brot lässt sich auch färben. Wenn auf herkömmliches Brot nichts beißt, hilft zum Beispiel oft der Griff zu algenähnlich eingefärbtem „Grünbrot“.


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