Stahl, ganz stealthy: unauffällig und hechtsicher

Stahl ist für viele Angler nach wie vor das Vorfachmaterial Nummer 1, wenn gezielt auf Hecht gefischt wird, oder Hechtgefahr besteht. Die meisten Stahlvorfächer sind jedoch sperrig und sehr auffällig. Doch das muss nicht sein! Wie Sie dezent und dennoch hechtsicher mit Stahlvorfächern auf Raubfische angeln können, zeigen wir Ihnen hier.

Bild: W. Krause

Dünnes Titan als "Hechtversicherung" is sehr unauffällig und auch für kleine Köder geeignet. Noch unauffälliger wird es, wenn zwischen Stahl und Hauptschnur noch ein Stück Mono oder Fluorcarbon geschaltet wird.

Das englische Wort »stealthy« bedeutet unauffällig – und das sind die meisten Stahlvorfächer leider gar nicht. Aus der Packung sind viele fertige Stahlvorfächer sogar das ziemliche Gegenteil. Gerade im Herbst und Winter sind viele Gewässer zudem extrem klar. Die Räuber haben auch über die Saison schon einige Kunstköder und Montagen gesehen. Das Thema Sichtbarkeit spielt dann eine besonders große Rolle. Wer eine unauffällige »Hechtversicherung« beim Barsch- und Zanderangeln haben möchte, oder viel befischten Hechten auf die Pelle rücken will, wird mit herkömmlichen Stahlvorfächern seine Bissquote daher wahrscheinlich dämpfen … Doch Stahl kann auch richtig unauffällig sein!

Es beginnt vor dem Stahl

Die meisten Angler knoten das Stahlvorfach direkt mit einem Wirbel an die üblicherweise geflochtene Hauptschnur. Damit befindet sich die Hauptschnur zwangsläufig in unmittelbarer Nähe zu unserem Köder. Geflochtene Schnüre sind aber nicht durchsichtig, sondern, im Gegenteil, meist in auffälligen Farben gehalten und damit auch für die Fische ausgezeichnet zu sehen. Der erste Schritt zu mehr Unauffälligkeit ist daher, zwischen geflochtener Hauptschnur und Stahlvorfach noch ein Zwischenstück aus Monofil oder Fluorcarbon zu schalten. Je nach Zielfisch sollte dieses Mono-Stück etwa 0,25 (Barsch) bis 0,40 mm (Hecht) dick sein. Das sorgt für eine geringere Sichtbarkeit, einen erhöhten Abriebsschutz und eine gewisse Pufferwirkung gegen Aussteiger. Dazu kommt der Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft, das Stahlvorfach bzw. den Wirbel aus Versehen in den Spitzenring zu kurbeln. Denn bereits, wenn der Verbindungsknoten zwischen Mono und geflochtener Hauptschur beim Einkurbeln den Spitzenring passiert, erzeugt das ein deutlich wahrnehmbares Geräusch. Der Knoten ist also eine Art Frühwarnsystem – ein Vorteil z.B. bei Dunkelheit. Dünne Verbindungsknoten, wie der FG-Knoten gleiten beim Wurf außerdem recht gut durch die Ringe und erlauben auch ein mehrere Meter langes Mono-Zwischenstück. Ansonsten wird das Stück einfach genau so lang gebunden, dass der Verbindungsknoten beim Wurf möglichst nicht durch die Ringe muss.

Bild: J. Müller

Geflochtene Schnur und Fluorcarbon unter Wasser im Vergleich: Hier sieht man deutlich, wie auffällig Geflecht in der Wassersäule tatsächlich ist – noch mehr, wenn die Hauptschnur in einer grellen Farbe gehalten ist.

Feine Teile

Fertige Stahlvorfächer aus dem Handel haben oft klobige Wirbel und Einhänger montiert. Wenn man die Vorfächer selbst baut, kann man die „Hardware“ frei wählen und hier auf besonders dezentes Material zurückgreifen. Sogenannte Rig Rings, Solid Rings, oder Vorfachringe (Pitzenbauerringe) vom Fliegenfischen sind winzig, aber gleichzeitig tragkraftstark – und damit perfekt geeignet, um das Stahl mit der Monofilen zu verbinden. Wer mit stark rotierenden Ködern wie Spinnern angelt, sollte an dieser Stelle lieber einen kleinen, tragkraftstarken Wirbel verwenden. Auch hier gibt es unglaublich kleine Modelle, die dennoch Tragkräfte von 10–20 kg und sogar darüber aufweisen und damit mehr als stark genug sind für die üblichen Zielfische. So wird auch die Verbindung zur Mono richtig dezent. Auch was die Einhänger für die Köder angeht, gibt es sehr feine, aber tragkraftstarke Modelle. Generell gilt: Je feiner desto besser! Am besten sind Wirbel oder Ringe in schwarz bzw. matt. So entstehen im Wasser keine Reflektionen, die der Fisch ebenfalls sehr gut wahrnehmen könnte.

Bild: J. Müller

Je kleiner die „Hardware“, desto unauffälliger!

Stahl oder Titan?

Am Ende der Montage, vor dem Köder, werden 15 – 30 cm Stahl montiert. Wer eine ganz feine »Stahlspitze« vor seinem Köder möchte, sollte sich einmal das Material Titan näher anschauen. Es kann sogar geknotet werden, somit fallen zusätzlich auch noch die Klemmhülsen weg. Dazu ist der Durchmesser, besonders von einfädigen (single wire) Titanvorfächern im Vergleich zur Tragkraft unglaublich dünn. Für unauffällige Montagen ist dieses Material daher erste Wahl! Speziell für Barschangler gibt es Titan auch in kleinen Stärken von 2,5-4 kg Tragkraft. Hechtangler sind mit Titan von ca. 10 kg gut beraten. Zusätzlich zum dünnen Durchmesser kommt noch, dass Titan knickfest ist. Wer stattdessen lieber klassisches Stahl fischt, sollte die verschiedenen Vorfachmaterialien im Handel einmal vergleichen. Es gibt hier erhebliche Unterschiede was den Durchmesser und damit die Sichtigkeit angeht – dünner ist natürlich erstmal besser. Wie bei den Wirbeln gilt auch beim Stahlvorfach und Titan: Am besten sollte das Material nicht reflektieren, dasselbe gilt für Klemmhülsen.

Bild: J. Müller

Das dünne Titan ist kaum zu sehen, auch die Räuber dürften es daher weniger leicht erkennen.

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