Warum jagen manche Tiere in Gruppen, obwohl sie die Beute teilen müssen? Exzellenzclusters Science of Intelligence (SCIoI) – eine Kooperation zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei – haben in einer Freilandstudie vor Mexiko herausgefunden: Je schneller sich der Beuteschwarm bewegt, desto erfolgreicher ist die Jagd der Gestreiften Marline. Durch die Bewegung des Schwarms isolieren sich einzelne Tiere leichter, die dann von anderen Marlinen gefangen werden – ein Vorteil für die Gruppe der Raubfische.
Raubtiere, die in Gruppen jagen, verfolgen ihre Beute oft über lange Distanzen. Dabei gibt es Phasen, in denen die Beute stillsteht oder flüchtet. Für Landraubtiere ist bereits bekannt, dass der Jagderfolg steigt, wenn Beutetiere fliehen, da schwächere Tiere zurückbleiben und angreifbar sind. Für Raubfische im Meer gibt es dagegen wenig Forschungsergebnisse, da es herausfordernd ist, sowohl die Angriffs- als auch die Fangraten mehrerer Raubtiere gleichzeitig zu messen. „Gerade im offenen Meer ist es schwierig, die Positionen und Bewegungen von Räubern und Beutetieren festzuhalten“, erklärt Professor Jens Krause, Verhaltensökologe und einer der Studienleiter.
Schnelle Schwärme bedeuten leichte Beute
Der Gestreifte Marlin zählt zu den größten und schnellsten Raubfischen der Weltmeere. In der Studie nutzten die Forschenden Unterwasser- und Luftaufnahmen, um das Verhalten dieser Fische im östlichen Pazifik, rund 30 Kilometer vor der Küste Nordmexikos, zu untersuchen. Sie beobachteten, wie Fischschwärme bei hoher Geschwindigkeit gejagt wurden. Die Analyse zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Beutefisch isoliert wird, um 18 Prozent pro 0,1 Meter pro Sekunde Schwarmgeschwindigkeit steigt, was zu einem höheren Jagderfolg führt.
Gruppenjagd: Ein Vorteil für alle
Interessanterweise profitieren auch Marline, die nicht aktiv an der Jagd teilnehmen, von den isolierten Beutetieren. „Unsere Studie zeigt deutlich, dass die hohe Geschwindigkeit bei der Gruppenjagd den Raubfischen einen Vorteil verschafft. Durch die schnelle Bewegung isolieren sich einzelne Beutefische, die leicht gefangen werden können“, erklärt Korbinian Pacher, ebenfalls Erstautor der Studie. „Ein weiterer spannender Aspekt ist, dass auch Tiere, die nicht aktiv angreifen, von der Beute profitieren. Dieses Prinzip könnte ein Grund sein, warum große Raubfische wie die Gestreiften Marline Schwärme bilden und im offenen Meer zusammen jagen“, ergänzt Dr. Matthew J. Hansen, der die Studie geleitet hat.
Quelle: Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)