Reiner Galler ist 63 Jahre alt/jung und seit mehr als 40 Jahren Angler in der Angelgruppe Hohenwarthe, wo er auch wohnt, aktiv. Sein begnadeter Angelkumpel Matthias Münx, ebenfalls aus Hohenwarthe, hat ihn seit letztem Jahr vom Welsangeln begeistert. Beim Gang an die Elbe haben die Angler immer eine „leichte“ Rute mit 80 Gramm und eine schwerere mit 120 Gramm dabei. Zuerst geht es immer mit der leichteren auf Zander, Hecht, Barsch, Döbel – oder was gerade beißen will. Wer den ersten Fisch fängt, egal was, muss beim nächsten Mal Angeln dem anderen drei Flaschen Bier mitbringen. Das ist dann der sogenannte “ Bierfisch“. Diese Regel wurde dieses Jahr erweitert, wer dann noch den ersten Wels fängt, muss dem anderen zu einer Grillparty einladen. Seit Juni war jedoch kein Wels in Sicht.
Die letzte Chance auf Wels
Der letzte Angeltag auf der Elbe war der 16.10., da Reiner am 17.10. mit seiner Frau in den Urlaub fliegen wollte. Danach ist das Wasser zu kalt und die Erfolgsaussichten sind noch geringer. Gesagt getan. Die Angler sind in Richtung Magdeburg zum Handelshafen mit dem Angelboot gefahren. Zum Unglück für die Angler war die Lieblingsstelle zur rechten Uferseite schon mit einem anderen Angelboot besetzt. Etwas angesäuert observierten die beiden die linke Seite und ließen den Anker fallen. Zuerst, weil vielleicht einfacher, sollte der „Bierfisch“ mit leichter Rute gefangen werden. Auch wenn es nur ein Spaß ist, kommt dann immer eine gewisse Spannung im Boot auf. Reiners Rute, also eine 2,40 m mit 80 Gramm Wurfgewicht und ein kleiner 8 cm Wobbler sollte einen Zander oder Barsch verführen.
Der Biss eines Unbekannten
Schon beim dritten Wurf gab es den Biss in Ufernähe. Zunächst aber unspektakulär. Dann nahm der Fisch jedoch Schnur und Matthias vermutete gleich einen Wels. Die Situation wurde schnell stressiger: Die Schnur lief von der Spule und es war Eile geboten. Schnell den Anker hoch und dem Fisch hinterher. Das ist immer leichter gesagt als getan. Bei lockerer Schnur kann der Fisch schnell den Haken abschütteln und man verliert ihn – aber er hielt. Das andere Angelboot stellte seine Aktivitäten ein und beobachtete das Schauspiel, wie die Angler mit dem Boot dem Fisch folgen. Endlich hatten sie wieder Kontakt. Jetzt wurde schon immer klarer, dass es ein größerer Wels sein musste, der sich den kleinen Köder geschnappt hatte. Er zeigte sich nicht und das Bangen ging los. Würde das Gerät halten?
David gegen Goliath
Eine 80-Gramm-Rute mit dementsprechend dünner Schnur ist eigentlich ungeeignet für größere Fische, geschweige denn kapitale Welse. Reiner und Matthias folgten dem Fisch, das andere Angelboot folgte ebenfalls. Nach einem aufregenden Drill von satten eineinhalb Stunden wurde der Fisch merklich müder, er nahm nicht mehr so viel Schnur und machte keine größeren Fluchten mehr. Schließlich war das Vorfach zu sehen, Blasen kamen hoch und dann das erste Mal der Wels. „Ach du Sch…!“, rief Reiner. Was für ein unglaubliches Tier! Ständig mussten die beiden die Positionen im Boot wechseln, damit der Wels sich nicht in der Schraube vom Motor oder in der Ankerleine verheddert. Es war klar: Das ist ein Monster von mindestens 2 Meter Länge!
Landung des Wels-Monsters: Die letze Hürde
An den Kescher war zum Landen gar nicht zu denken. Nun war guter Rat teuer. Die Angler entschieden sich, den Wels von Land aus zu holen. Matthias steuerte das Buhnenufer an und Reiner sprang schnell mit der Angel raus. Die Uferzone war sandig und auch gleich recht tief. Reiner hielt den Wels bei Laune, zeigte ihm so gut es ging seine Grenzen auf und Matthias machte das Boot erstmal fest. Das zweite Angelboot landete auch eine Buhne weiter und die Jungs waren dann live bei dem Schauspiel zur Stelle. Der Wels wurde nun müder und müder. Aber wie ihn an Land kriegen? Matthias wagte in der Folge buchstäblich den Sprung ins kalte Wasser.
Mit Handschuhen beherzt in sein riesiges Maul gefasst und an Land geholt, dann war es tatsächlich geschafft. Das Vermessen mit drei Zeugen zeigte, welches Format der Riesenfisch tatsächlich hatte: 2,45 m Länge und geschätzt ca. 100 kg Gewicht! Durch Zufall kam noch der „Elbangelgott“ Thomas Tisch, bekannt durch seine YouTube Angelvideos, auch mit seinem Boot vorbei. Er bestätigte ebenfalls den Elbrekord. Durch die kürzlich aus Tschechien eingesetzten Welse könnten Fänge wie der Rekordfisch von Reiner in der Elbe bald sogar noch häufiger werden. Das wird sich vielleicht schon in der nächsten Saison zeigen.
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