Egal mit welchem Angler ich rede, jeder bekommt leuchtende Augen, wenn man über das Posenangeln spricht. Es ist nämlich immer wieder einer der aufregendsten Momente in unserem Hobby, wenn die kleine rote Spitze plötzlich abtaucht und der Anhieb in einem heißen Drill endet! In diesem Beitrag möchte ich Ihnen zeigen, wie man an einem Fluss die treibende Pose erfolgreich einsetzt. Es erfordert zwar etwas an Übung und einiges an Konzentration, doch dafür bringt jeder Biss Spannung pur!
Verzögert fangen durch die treibende Pose
Das Angeln mit treibender Pose ist eine der besten Methoden, um weite Bereiche eines Fließgewässers nach Fischen abzusuchen. Da der Köder der Strömung folgt, lässt sich eine Angelstelle großflächig absuchen. Bekommt man keinen Biss oder hat man Fische gefangen, kann man mit dem leichten Gepäck schließlich zur nächsten Stelle aufbrechen und von vorne beginnen. Vor allem wenn man ein Gewässer noch nicht so gut kennt, ist das ein ausgezeichneter Weg, die Fische zu finden.
Wegen der Strömung muss man sich aber über die Köderpräsentation Gedanken machen. Unnatürlich treibende Köder schrecken Fische nämlich ab. Deshalb kommt es sehr auf die korrekte Führung der Pose an. Was viele Angler nicht wissen: In einem Fluss nimmt die Strömung von der Oberfläche bis zum Grund erheblich ab. Ließe man die Pose einfach so abtreiben, dann würde sie den Köder hinter sich herziehen. Bisse bleiben dann Fehlanzeige. Der Schwimmer muss deshalb durch ein Zurückhalten der Schnur abgebremst werden, und zwar in beachtlichem Maße. Je nach Strömung und Tiefe zieht er dann richtige Furchen in die Wasseroberfläche. Auch wenn das auf den ersten Blick falsch erscheint, so ermöglicht diese Vorgehensweise, dass der Köder mit der gleichen Geschwindigkeit der Tiefenströmung abtreibt und sich so weitgehend natürlich verhält.
Das Verzögern wird dadurch erreicht, indem man den Zeigefinger sanft auf den Spulenrand der Stationärrolle legt und das Ablaufen der Schnur behutsam drosselt. Man kann auch mit der rechten Hand sanft die Spule umgreifen und so den Ablauf verzögern. Alles sollte möglichst ruckfrei vonstattengehen, damit sich dies nicht negativ auf die Köderbewegung überträgt. Die Schnurwahl ist sehr wichtig. Weiche und möglichst dünne Schnüre laufen am besten ab. Meine bevorzugten Schnurstärken sind 0,20 mm beim Barbenangeln, 0,16 mm beim Döbelangeln und 0,14 mm beim Rotaugenfischen.
Die Pose mit der Rute fernsteuern
In der Regel wird durch eine treibende Pose das eigene Ufer eines Flusses beangelt, da nur hier effektiv verzögert werden kann. Wo sich die Fische aufhalten, hängt von der Art, der Jahreszeit und dem Wasserstand ab. Im Winter halten sich zum Beispiel Döbel gerne im Grenzbereich zwischen schneller und langsamer Strömung auf. Diesen linienhaften Verlauf von Verwirbelungen an der Oberfläche kann man gut erkennen. Genau dort sollte die Pose dann entlangtreiben. Rotaugen bevorzugen in dieser Zeit eher etwas langsamere und konstantere Strömung ohne Verwirbelungen.
Gesteuert wird die Pose mit der Rutenspitze. Je länger die Rute ist, umso besser funktioniert das. Matchruten ab einer Länge von 3,90 m sind gut geeignet. Ich besitze ein spezielles „Trotter“-Modell in 4,57 m und ich bin für jeden Extra-Zentimeter dankbar! Die Wahl der richtigen Angelrolle ist ebenso wichtig. Wenn eine Stationärrolle zum Einsatz kommt, dann sollte sie eine große Spule haben und gut gefüllt sein. Hier läuft die Schnur einfach besser ab. Wer es sich zutraut, der kann wie ich auch eine Centrepin nutzen, die für diese Angelmethode wie geschaffen ist. Sie ermöglicht nämlich ein ruckfreies Ablaufen der Schnur und bestmögliche Kontrolle. Der einzige Nachteil ist das etwas umständliche Einholen. Dafür ist aber jeder Drill unvergesslich, weil die Kraft des Fisches direkt auf die Spule übertragen wird.
Treibende Pose – Passgenaue Montage
Die Gestaltung der Posenmontage hängt von drei Faktoren ab: Wassertiefe, Strömungsstärke und Ködergröße. Je größer die drei Faktoren sind, umso kräftiger muss das Posenmodell, dessen Tragkraft und dessen Bebleiung gewählt werden. Hier bedient man sich dann Modellen mit der Bezeichnung „Avon“ oder „Loafer“. Bei ruhiger Strömung, moderaten Wassertiefen – ich sage mal bis maximal 2 m – und kleinen Ködern, können auch die deutlich schlankeren und sensibleren „Stick“-Modelle verwendet werden.
Welche Tragkraft sollte die Pose haben?
Generell ist es besser, eine etwas größere Pose zu benutzen, solange diese gut ausgebleit ist. Beim Döbelangeln mit Brotflocke bevorzuge ich meist Avon-Posen mit einer Tragkraft zwischen 2,5 g (3 AA) und 4 g (2 ½ Swan), je nach Strömung und Tiefe. Beim Angeln mit dem Stick starte ich oft mit etwa 1,6 g (4 BB). Die Posen lassen sich sehr schnell wechseln, da sie nur oben und unten mit Silikonschlauch befestigt werden. Es muss dann nur die Bebleiung (siehe Zeichnung) angepasst werden. Wegen der dünnen Schnüre darf nur hochwertiges, weiches Blei verwendet werden.
Treibende Pose: Strategie
Es hängt von der Fischart, der Jahreszeit und dem Wasserstand ab, in welcher Tiefe die Fische anzutreffen sind, beziehungsweise wo sie fressen. Man muss sie also suchen. Ich gehe dabei immer wie folgt vor: Wenn ich an einer Angelstelle eine Tiefe von zum Beispiel 2 m vermute, stelle ich die Pose zunächst auf circa 1 m ein. Dann lasse ich sie drei- bis viermal durchtreiben. Wenn kein Biss erfolgt, stelle ich sie 50 cm tiefer und wiederhole einige Durchläufe. Ich mache mit der Anpassung so lange weiter, bis der Köder auf Grund hängen bleibt. Es folgt dann die Feinjustierung, das heißt ich stelle die Pose sukzessive wieder flacher, bis der Köder möglichst knapp über Grund läuft. Eine Stelle befische ich dann so lange, wie ich Vertrauen in sie habe.
Anfüttern mit Weißbrot
Mein Lieblingsköder beim Angeln auf Döbel und Rotaugen ist Weißbrot („American Sandwich“) und ich füttere damit auch an. Hier gibt es drei einfache Möglichkeiten:
- Erstens kann man alle paar Minuten kleine Stücke ins Wasser werfen. Wenn sie kurz vorher zusammengedrückt werden, saugen sie sich voll wie ein Schwamm und sinken ab.
- Zweitens kann man „Bread Mash“ herstellen. Hierzu wird ein ganzes geschnittenes Weißbrot in einem Angeleimer mindestens zehn Minuten mit viel Wasser eingeweicht. Mit der Hand rührt man dann einmal kräftig durch, gießt das Ganze in den Kescher und presst das Wasser aus. Diese „Pampe“ lässt sich zu kleinen Ballen formen und regelmäßig einwerfen.
- Die dritte Möglichkeit ist, das Brot vorher in einem Mixer fein zu zermahlen – in circa 2 mm große Stücke. In England nennt man das „Liquidised Bread“. Hieraus lassen sich ohne zusätzliches Anfeuchten kleine Ballen formen, die im Wasser förmlich explodieren.
Die ersten beiden Anfüttertechniken benutze ich meist beim Döbelangeln und die dritte, wenn es auf Rotaugen geht. Es ist wichtig, dass man in der Linie anfüttert, in der man auch die Pose treiben lässt. Auch muss man sich überlegen, an welcher Stelle und in welcher Wassertiefe das Brot durch den Futterplatz treiben soll. Davon hängt nämlich ab, wie weit oberhalb das Brot eingeworfen wird.
Wenn Sie der treibenden Pose eine Chance geben, werden Sie in kürzester Zeit Ihr Gewässer besser kennenlernen und Ihren Zielfisch finden. Die Technik ist nicht ganz einfach, aber wenn die Pose das erste Mal blitzartig abtaucht, ist jede Mühe vergessen. Für mich gibt es beim Angeln kaum einen schöneren Moment! Aber erleben Sie es doch einmal selbst…
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