Auf dem Weg zur ersten Angelstelle, wo wir heute das Dropshot-Angeln mit Wurm versuchen möchten, hält William van Tongerlo mit seinem Auto plötzlich am Rand des Amsterdam-Rhein-Kanals. „Ich bin gleich wieder da, ich will nur kurz zu dem Maulwurfshaufen dort“, erklärt er den ungewöhnlichen Stopp. In Nullkommanichts hat William den Erdhügel abgetragen und seine rote Plastikschale randvoll mit Erde gefüllt.
„Ich verwende sie für meine Futterbälle. Dank ihr sinken sie schön schnell und bleiben trotz des starken Schiffsverkehrs ziemlich lange intakt. Außerdem kennen die Fische diese Art Boden“, erklärt William seine Vorliebe für Maulwurfshaufen, während er der Erde geschnittene Würmer und tote Maden untermischt: „Die hatte ich noch vom Feedern übrig“. An mehreren interessanten Stellen wandert ein Ballen ins Wasser und ein Stock in den Boden. „Dank dieser Markierungen wissen wir später genau, wo wir hin müssen.“
Raubfische anfüttern? Eine prima (abgeguckte) Idee!
Seine Erfahrungen als Weißfischangler brachten ihn auf die Idee, Futterplätze zum Dropshotten auf Barsch mit Würmern anzulegen. „Ich habe mal gesehen, wie das jemand am Lage Vaart (Kanal in Flevoland, Anm. d. Red.) gemacht hat. Er hat sich zuerst über einen Maulwurfshaufen hergemacht und dann direkt vor seinen Füßen einen Futterplatz angelegt. Er war damit super erfolgreich und hat ein paar schöne Barsche aus dem Wasser gezaubert.“
An einem so großen, ausgedehnten und monotonen Gewässer wie dem Amsterdam-Rhein-Kanal kann es nicht schaden, auf diese Weise seine Erfolgsaussichten zu verbessern. „Viele fahren schnell am Kanal vorbei, weil sie doch einen ziemlichen Respekt vor diesem Gewässer haben. Aber die Vergangenheit zeigt, dass man hier überall Fisch fangen kann – auch an Stellen, an denen man nicht unbedingt damit rechnet. Da es hier kein Problem ist, anständig Meter zu machen, versuche ich, dem Glück mit ein paar Futterplätzen nachzuhelfen.“
Barsch-Erfolg beim Dropshot-Angeln mit Wurm
Recht schnell wird deutlich, dass diese Vorgehensweise funktioniert. An der ersten Stelle lässt William zwei Würmer an seiner Dropshot-Montage herunter, bewegt die Rutenspitze kurz auf und ab und verschiebt nach einer kurzen Pause das Wurfgewicht ein Stück auf der Schnur. Nachdem er dieses Ritual zum sechsten Mal durchgespielt hat, biegt sich die sensible Spitze plötzlich, als er versucht, das Tungsten anzuheben. „Solche Bisse sind typisch für diese Angelei“, sagt er, während sich die leichte Rute kräftig krümmt. „Der Fisch fällt nicht so wie über einen Kunstköder her, sondern er schwimmt mit dem Wurm im Maul davon.“
Da sich der Barsch den Köder ohne Zögern holt, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich im Drill losreißt. Mit Feingefühl dirigiert William den Fisch in Richtung Kescher. „So, da hätten wir Nummer eins“, sagt er, als er mit dem Fisch für ein schnelles Fangfoto posiert.
Auch Zander stehen auf Wurm-Shots
Viel mehr Ansporn brauche ich nicht, damit ich mir die bereitstehende zweite Rute schnappe. Auf Anraten von William fädele ich Wurm Nummer eins auf den Haken und stecke dann Nummer zwei quer dazu auf. „Sonst sind sie sich zu sehr im Weg und verwickeln. Dann geht die schöne schlängelnde Bewegung verloren, und das wäre schade.“ Kurz unterhalb der Rutenspitze lasse ich das Ganze ins Wasser, dann kämme ich die Stelle akribisch ab. Dank des länglichen Tungsten-Gewichts lässt sich der Boden prima abtasten. Ich bewege es mit möglichst viel Gefühl über den Grund. „Diese Form des Gewichts hat zudem den Vorteil, dass man nicht so schnell hängenbleibt“, meint William.
Plötzlich spüre ich ein leichtes Zucken, und aus einem Reflex heraus setze ich den Haken. Das recht unbestimmte Zappeln am anderen Ende der Schnur ist das Werk eines niedlichen kleinen Zanders. „Ja, auch diese Kollegen sind einem Wurm nicht abgeneigt“, sagt William, als er meinen leicht ungläubigen Blick sieht. Wir verlassen die Fangstelle für die nächsten fünf Minuten. William glaubt, dass man beim Dropshot-Angeln mit Wurm länger erfolgreich an derselben Stelle angeln kann, wenn man erstmal etwas Ruhe einkehren lässt.
Futter-Bälle als Raubfisch-Magneten
Wir präsentieren unsere Würmer in der näheren Umgebung, aber in der folgenden Viertelstunde fangen wir keinen Fisch. „Sieht so aus, dass es sich hier ausgeangelt hat.“ Darum ziehen wir weiter zur zweiten Stelle. Ein Futterplatz muss ohnehin innerhalb einer halben Stunde produktiv sein. „Wenn nicht, gehe ich weiter. Eigentlich genauso wie beim Posenangeln auf Karpfen.“
Auch an Platz zwei haben wir in kürzester Zeit Erfolg. Gleich am Ufer im Abfluss eines Pumpwerks lauert ein Barsch auf den Wurm. „Unterschätze das nicht: Ein Futterball wie dieser, bei dem sich die Partikel durch die Strömung und den Sog vorbeifahrender Frachtschiffe lösen, kann wie ein Magnet wirken“, erklärt William den schnellen Erfolg. Er vermutet zwar, dass es an dieser Stelle weitere Barsche gibt, aber es gelingt uns nicht, hier einen weiteren Fisch zu verführen.
Dropshot-Angeln mit Wurm: Mit mehr Gewicht in die Ferne
Die letzte Stelle an diesem Vormittag unterscheidet sich ein wenig von den beiden, an denen wir zuvor geangelt haben. „Wo es dort direkt am Ufer funktioniert hat, können wir hier auch etwas weiter draußen angeln. Das liegt daran, dass die Kante hier nicht so steil ist. Dann bleibt man nicht so schnell am Böschungsrand hängen, wie an vielen anderen Stellen an diesem Kanal.“ Um anständig auf Weite zu kommen, hängt William ein 15-Gramm-Wurfgewicht an das Vorfach. Mit einem gekonnten Unterhandwurf – um die Würmer am Haken nicht zu beschädigen – schlenzt er die Montage ins tiefere Wasser.
„Das Schöne an dieser Präsentation ist, dass ich den Köder länger an der gleichen Stelle lassen kann, ohne dass er seine Anziehungskraft verliert. So lassen sich auch etwas weniger beißfreudige Fische anlocken“, erklärt William. Quälend langsam, wegen der notwendigen Pausen, bewegt sich seine Montage in Richtung Ufer. „Hängt“, ruft er plötzlich. Die leichte Spinnrute biegt sich stärker und das kräftige Rucken in der Rutenspitze macht neugierig, was sich wohl am anderen Ende der Schnur befindet. Es ist wieder ein Zander, dieses Mal jedoch ein deutlich größeres Exemplar. Und so fangen wir weiter – noch einige vorzeigbare Barsche und kleinere Zander. Ich bin begeistert. William hat mich schnell davon überzeugen können, wie gut diese Methode funktioniert.
Ein Sack voll Würmer
Der Sack mit Würmern (Dendrobenas, aber auch der gewöhnliche Regenwurm tut es), den William bei sich hat, scheint ein wenig viel des Guten zu sein, ist aber in Wirklichkeit richtig sparsam. „An einem Angeltag gehen nicht so viele Würmer drauf. Du schnippelst einige in die Futterkugeln und steckst ab und zu ein paar auf den Haken. Aber es ist immer sinnvoll, einige Extra-Köder dabei zu haben.“ Außerdem halten sich die Würmer in einem Sack mit Erde lange. „Dieser Sack steht bei mir normalerweise im Schuppen. Damit komme ich ein paar Monate aus. Ich muss ihn nur ab und zu umdrehen, damit die Feuchtigkeit gleichmäßig in der Erde verteilt bleibt.“
Wurm-Shot-Material
Zum Barsch- und Zanderangeln im modernen Stil ist nicht viel Material notwendig. Ein Ruten-Rollen-Satz, ein Futterbehälter, ein Kescher und ein kleiner Vorrat an Würmern sind alles, was man braucht.
- Rute: ca. 2 m lange, leichte Spinn- oder Dropshotrute, Wurfgewicht 1 bis 11 g
- Rolle: 1000er- oder 2500er-Spinnrolle
- Hauptschnur: geflochtene Schnur (0,06 mm)
- Vorfach: Fluorocarbon oder Nylon (0,20 mm)
- Haken: Typ Wurmhaken für eine optimale Präsentation der Köder (Größe 3 bis 1/0)
Welche Rute fürs Dropshot-Angeln mit Wurm?
Wobei eine durchschnittliche Dropshot-Rute in vielen Fällen ausreicht, hat sich William für seinen Kanal gezielt für eine leichte Spinnrute mit einem Wurfgewicht bis 11 g entschieden. „Die Spitze einer Dropshot-Rute ist mir zu sensibel für diesen stark befahrenen Kanal. Dann sind Anbisse schwer zu erkennen, vor allem, wenn es dazu noch ein bisschen windig ist. Deshalb angle ich etwas schwerer, aber immer noch leicht genug, sodass es weiterhin Spaß macht.“
Extratipp: Falls die Fische nicht super beißfreudig sind und den Köder voller Überzeugung nehmen, kann es sich lohnen, die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger festzuhalten. Auf diese Weise lassen sich auch die zaghaftesten Bisse erkennen.
Auch interessant
- RaubfischangelnDrop-Zock: Die Killer-Kombi für Barsche
- Angeln allgemeinWürmer suchen und lagern – so wird‘s gemacht!
- Angeln allgemeinZu Besuch in der Dendrobena-Zucht