Renkenangeln mit der Hegene

Renkenangeln mit der Hegene ist eine sensible Sache: Man braucht ein Gespür für die richtigen Stellen und den passenden Köder. Lukas Bammatter weiß, wie man die silbernen Coregonen an den Haken bekommt.

Renkenangeln hat fast schon etwas Meditatives. Immer wieder hebe ich meine Rute im Zeitlupentempo an und lasse sie anschließend wieder sanft absinken. So gemächlich die Köderführung auch ausschauen mag, so gespannt sind meine Sinne. Gebannt fixieren meine Augen die feine Rutenspitze. Jeden Moment erwarte ich einen Biss. Und dann passiert es. Kaum spürbar, kein Zupfer, kein Ziehen, nur ein kurzes Nachlassen der Schnurspannung. Pfeilschnell schießt mein Arm nach oben, und im gleichen Atemzug verbiegt sich die feine Rute zum Halbkreis. Langsam kurble ich den Fisch nach oben. Erst ist es nur ein Aufblitzen in der Tiefe, dann erkenne ich die silbernen Flanken einer mittvierziger Renke. Kurz vor dem Kescher zeigt sie ihr wahres Kämpfernaturell. Einem wilden Sprung folgt eine lange energische Flucht unters Boot. Häufig verfängt sich die Hegene bei solchen Fluchtversuchen im Ankerseil, und der Fisch geht verloren. Diesmal geht alles glatt, und ich kann den Fisch über den Kescher führen.

Finden und fangen

Bevor man in den Genuss eines Renkendrills kommt, muss man die Fische erst finden. Das bedeutet, die Renken nicht nur zu lokalisieren, sondern auch, herauszufinden in welcher Tiefe die Fische stehen. Nicht immer und auf jedem See zeigen die typischen Bootpulks der lokalen Renkenangler den Aufenthaltsort der Fische an. Ein fast unentbehrliches Instrument, um die Renken zu lokalisieren, ist das Echolot. Doch bevor man sich auf die Suche nach den Renken macht, muss man erst einmal wissen, wo und wonach man suchen muss. Wo, also der Aufenthaltsort der Renken, wird durch zwei Faktoren maßgeblich beeinflusst: Die Wassertemperatur und das Nahrungsangebot. Beide Faktoren ändern sich im Verlaufe des Jahres. Im Winter finden wir das wärmste Wasser und damit auch die Renken über dem Gewässergrund. Mit steigender Wassertemperatur im Frühjahr bildet sich zwischen dem permanent vier Grad kalten Tiefenwasser und dem erwärmten, zirkulierenden Oberflächenwasser die Sprung-schicht aus. Sie befindet sich zwischen 5 bis 20 Meter Tiefe. In diesem Bereich finden wir das höchste Temperaturgefälle, im Sommer von 4 bis über 20 Grad. Am wohlsten fühlen sich die Renken bei einer Wassertemperatur von 12 Grad. Bei dieser Temperatur ist ausreichend Sauerstoff im Wasser gelöst, und der Stoffkreislauf der Fische läuft auf Hochtouren. Im Vergleich zum Winter stehen die Renken also flacher und zudem oft vertikal über mehrere Meter verteilt. Auf dem Echolot machen sich die silbrigen Coregonen selten als geklumpter Fischschwarm bemerkbar. Sie stehen weniger dicht als beispielsweise Barsche oder Weißfische. Felchen ziehen auf der Nahrungssuche meist weitläufig umher.  Daher sind auf dem Echolotbildschirm oftmals nur einzelne Fische oder kleine Trupps zu erkennen. Oft ziehen die Fische auf einer größeren Fläche umher. Sieht man an einer Stelle viele Insekten auf dem Wasser oder in der Luft, kann man darauf schließen, dass auch unter Wasser Insekten vorhanden sind und dort von den Renken gefressen werden.

Köderwahl

Insekten in der Luft sind nicht nur ein Hinweis auf eine gute Angelstelle, sie liefern uns auch Hinweise, was die Renken gerade fressen. Denn beim Angeln mit der Hegene hängt die Köderwahl stark von den bevorzugten Beutetieren der Renken ab. Die verwendeten Nymphen sollten den natürlichen Vorbildern in Größe, Form und Farbe möglichst nahe kommen. In der kalten Jahreszeit sind dunkle Töne wie schwarz, braun und dunkelviolett eine gute Wahl. Das hat wohl damit zu tun, dass solche Farben bei der geringen Lichtmenge, die im Winterhalbjahr in die Tiefe gelangt, einen besseren Kontrast abgeben. Im Sommerhalbjahr fangen helle, auffällige Muster in grün, gelb, lila und rot besser. Auch die Farbe des Kopfes kann einen Einfluss auf den Fangerfolg haben. Einfach und fängig werden Nymphenköpfe mit kleinen Perlen gebaut. Diese sollten in Anlehnung an die Körperfarbe in der kalten Jahreszeit eher dunkel sein (schwarz, braun, zimtfarben) und im Sommer häufiger grell (pink, hellgrün). Rote Köpfe erzielen häufig das ganze Jahr über gute Fänge. Die Nymphenhegenen zum Renkenangeln kann man sich leicht selbst herstellen. Das hat den Vorteil, dass man seine Köder den Fressvorlieben der Renken in seinem Gewässer anpassen kann. Zum Binden der Nymphen haben sich goldene Haken der Größen 10 bis 16 bewährt. Die Hakengröße sollte im Verhältnis zu den echten Insektennymphen stehen. Bindefäden und ein paar Packungen Glasperlen in den passenden Farben komplettieren das Hegenen-Bastelset. Um die Nymphen zu binden benötigt man keinen hochwertigen Bindestock, wichtig ist nur, dass er den Haken sicher hält. Nachdem man die Perle auf den Haken geschoben hat, beginnt man den Bindefaden vom Hakenöhr her aufzuwickeln. Dabei muss man darauf achten möglichst gleichmäßige, eng anliegende Wicklungen zu machen und nicht zu viel Faden aufzutragen. Zwei bis maximal vier Schichten genügen vollends. Abschließend wird die Nymphe mit klarem Nagellack versiegelt. Zum Knüpfen der Hegene sollte eine Monofilschnur der Stärke 0,16 bis 0,20 Millimeter verwendet werden. Die Gesamtlänge der Hegene muss dem Standort der Renken angepasst werden. Im Winterhalbjahr, wenn die Fische dicht über Grund stehen, sollte die Hegene nicht länger als 1,30 Meter sein. Im Sommerhalbjahr verteilen sich die Renken im Mittelwasser. Dann sollte die Hegene nicht zu kurz ausfallen, 2,40 Meter bis 2,80 Meter darf sie schon lang sein. Die Seitenarme sollten zwei bis drei Zentimeter lang sein und nach oben vom Hauptstamm abstehen. Die Nymphen werden mit einem Schlaufenknoten angebunden. Wichtig ist, dass man den Haken mit der Spitze nach außen einbindet. So werden die Renken meist in der oberen, festeren Mundpartie gehakt und schlitzen seltener aus. Ein 7 bis 10 Gramm schweres Blei bringt die Hegene auf Tiefe. Anstatt fünf Seitenarme einzubauen, ziehe ich es vor, die letzte Nymphe als Nachläufer hinter dem Blei einzuschalten. Bei der Montageversion mit dem Klemmblei wird diese einfach ans Ende des Hauptstamms angeknotet und das Gewicht 10 bis 15 Zentimeter darüber fixiert. Wenn die Renken dicht über Grund stehen, erfolgen die meisten Bisse auf diese Nymphe.

Das Gerät

Zum Schluss noch etwas zum Angelgerät: Eine Rute mit sensibler Spitze ist Pflicht, um die zarten Bisse der Renken zu erkennen. Noch besser gelingt die Bisserkennung in Kombination mit einer dünnen Geflecht-schnur (0,04 bis 0,10 mm). Wählt man eine mehrfarbige Schnur, hat man zudem die Möglichkeit, nach einem Drill schnell wieder die fängige Tiefe zu finden. Falls ihr noch Fragen habt, könnt Ihr sie einfach als Kommentar unter den Artikel posten – viel Spaß beim Renekenangeln!


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