Kein Frust bei Frost: So verhalten sich Fische im Winter

Raus aus der warmen Stube und ab ans Wasser! Auch wenn das Thermometer mitunter sogar Minusgrade zeigt, geht André Pawlitzki angeln. Für den Blinker-Redakteur hat der Winter seine ganz eigenen Reize, sodass er auch in den kalten Monaten keine Fangpause einlegt.

Angler angelt auf Fische im Winter

Bild: andrei310/Adobe Stock

Die Landschaft zeigt sich als Schneeparadies, die Sonne scheint und man ist meistens allein am Wasser – Anglerherz, was willst Du mehr.

Die Außentemperaturen haben sich in den vergangenen Wochen dem Gefrierpunkt so weit genähert, dass viele Angelkollegen inzwischen ihre gesamte Ausrüstung eingemottet und sich in eine Art Winterruhe verabschiedet haben. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, denn auch der Winter hat seine Reize. Sie fragen sich, was das Angeln in den kalten Monaten so besonders macht? Für mich ist es in erster Linie die Ruhe, die man zu dieser Zeit am Wasser erlebt. Nun herrscht kein Andrang mehr an den guten Stellen, selbst wenn man erst nach einem ausgiebigen Frühstück und somit am späteren Vormittag am Gewässer ist. Doch natürlich verhalten sich die Fische im Winter anders als im sonstigen Jahresverlauf.

Angler in einer Winterlandschaft

Bild: E. Hartwich

Viele Topstellen, die im sonstigen Jahresverlauf durchgehend von anderen Anglern belegt werden, sind nun frei. Oft sind die Fische trotzdem noch da.

Langsam geführte Köder fangen Fische im Winter

Große Freude habe ich zu dieser Zeit beim Raubfischangeln, denn wenn man die Wintereinstände der Barsche, Hechte und Zander kennt, steht dem Angelvergnügen nichts im Weg. Da nur wenige Angler am Wasser sind, hat man die besten Stellen meist für sich alleine. Gerade beim Deadbaiting, also dem Angeln mit totem Köderfisch, hat sich herausgestellt, dass Unruhe den Bissen eher abträglich ist.

Barsch am Carolina-Rig

Bild: G. Schade

Hinter dem Carolina-Rig sinkt der Gummiwurm ganz langsam ab – den Barschen gefällt’s!

Allerdings angle ich in den kalten Monaten auch gerne noch aktiv mit Kunstködern – dann jedoch bevorzugt mit Methoden, bei denen sich der Köder nur langsam bewegt. Das Carolina-Rig ist dafür wie geschaffen. Hinter dem Bulletblei folgt ein Vorfach in einer Länge von 40 bis 70 cm. Am Haken befindet sich ein No-Action- Köder, der an dem langen Vorfach ganz langsam absinkt. Aber Achtung: Je länger das Vorfach, desto schlechter spürt man die Bisse, obwohl die Räuber den Köder voll im Maul haben. Schlagen Sie also beim geringsten Verdacht eines Bisses an!

Ab in die Tasche: Frostschutz für Naturköder

Einige Fische beißen fast ausschließlich im Winter, die Quappe zum Beispiel mitunter auch nur noch nachts. Da kann ein Ansitz bei Frost schon ganz schön ungemütlich werden. Entsprechend warme Winterkleidung und kleine Taschenöfen helfen, dass es auch bei den kältesten Temperaturen angenehm bleibt. Auch natürliche Köder wie Tauwürmer oder kleine Fischstücke sollte man sorgsam hältern, zum Beispiel in einen Strumpf wickeln, damit sie nicht gefrieren. Oder man steckt sie einfach in die Hosentasche. Aber dort bitte nach dem Angeln nicht vergessen!

Sehr gut eignet sich auch eine kleine Isolierungstasche, um die Köder vor Frost zu schützen. Ein toller Zielfisch für Friedfischangler im Winter ist das Rotauge. Wer es auf besonders stramme Exemplare abgesehen hat, sollte ihnen vorzugsweise in Häfen und Baggerseen mit Flussanbindung nachstellen. Denn genau hierher ziehen die Weißfische bevorzugt, um keine Energie beim Schwimmen in kräftiger Strömung zu vergeuden. Füttern in Maßen lockt Rotaugen an den Haken. Als Köder verwende ich meist zwei Pinkies oder eine einzelne Made am 18er Häkchen.

Lebendköder in einer Isoliertasche

Bild: L. Hülße

Eine Isoliertasche und Handwärmer sorgen dafür, dass die Köder auch bei Minusgraden nicht gefrieren.

Besondere Fische im Winter: Traumhafte Salmoniden-Fänge!

Ein weiterer meiner favorisierten Winterfische ist die Meerforelle. An der Küste fängt man sie zwischen Oktober und Ende November und dann wieder im Februar und März. Beangeln darf man Meerforellen zwar das ganze Jahr. Allerdings müssen braun gefärbte Fische sofort nach dem Fang schonend zurückgesetzt werden, denn die braune Färbung zeigt, dass die Fische kurz vor dem Laichen stehen. Und betrügen Sie sich bitte nicht selbst, indem Sie behaupten, eine Bachforelle im Meer gefangen zu haben. Nur silberblanke Fische sollten entnommen werden, wenn sie das Mindestmaß erreicht haben.

Der König der fangbaren Fische im Winter ist jedoch der Huchen. Spezialisten beangeln ihn von Mitte Dezember bis Anfang Februar. Und selbst die Huchenexperten sind oft mehrere Tage unterwegs, um einen einzigen Biss zu bekommen. Angelgästen ist dieses Vergnügen meist nicht vergönnt, es sei denn, sie fischen unter Anleitung eines Spezis. Beste Köder für den Fang der selten anzutreffenden Salmoniden sind Huchenzöpfe oder schlanke Wobbler, die vom Format einer Äsche, der Lieblingsbeute der Huchen, ähneln.

Fangbilder Quappe und Huchen

Bild: M. Brauch; M. Mariani

Zielfische im Winter: Matze Brauch angelt in den kalten Monaten auf Quappen und fängt sie vornehmlich in der Dunkelheit. Von einem Huchen träumen auch viele Angler. Autor Marco Mariani kam in den Genuss, den seltenen Salmoniden zu fangen.

Eisangeln: Zum Fisch übers Wasser gehen

In ganz kalten Wintern, die hierzulande allerdings durch den Klimawandel immer seltener werden, können unsere Seen mitunter zufrieren und komplett von einer Eisschicht bedeckt sein. Dann ist es etwas beschwerlicher, an die Fische heranzukommen. Ab einer Eisstärke von 15 cm jedoch ist Eisangeln möglich – sofern es vom Angelverein oder dem jeweiligen Bundesland genehmigt ist. Um die Eisdecke zu durchdringen, verwendet man am besten einen eigens dafür konzipierten Eisbohrer. Zwar funktioniert das Öffnen der Eisdecke auch mit einer herkömmlichen Axt, aber zum Schluss schlägt man mit dieser nur noch ins Wasser, um das Eisloch zu vergrößern. Und kaltes Spritzwasser kann man im Winter nun auch nicht unbedingt gebrauchen.

Angler mit Eisbohrer im Winter

Bild: Krause

Kurzes Anschwitzen: Beim Eisangeln hat Petrus vor dem Fangen die Arbeit mit dem Eisbohrer gesetzt.

Hat man ein Loch ins Eis gebohrt, gibt es noch ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Bevor Sie Ihren Köder ablassen, sollten Sie zunächst die Tiefe an dieser Stelle genau ausloten – und die Montage anschließend so einstellen, dass der Köder 1 cm über dem Grund schwebt. Beim Anfüttern reicht meist ein einzelner Futterballen aus, um die Fische neugierig zu machen. Hat man die Fische erst einmal gefunden, lassen sie sich auch prima fangen.

Als Zwiebelmännchen Fische im Winter fangen

Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen: Im Winter braucht man warme Kleidung! Dabei zieht man sich am besten nach dem Zwiebel-Prinzip, das heißt in mehreren Lagen an. Da gibt es die erste Lage, die aus leichterer Unterhose, langärmeligem Unterhemd und gewöhnlichen Socken besteht. Die mittlere Schicht ist die Isolations- oder Wärmeschicht. Sie umfasst ein Fleece-Shirt und eine normale Hose.

Angler fängt beim Feedern Fische im Winter

Bild: F. Schlichting

Keine Zeit zum Frieren! Eine Angelei, die auch im Winter in Frequenz-Fangen ausarten kann: Feedern.

Die dritte Lage ist die Oberschicht. Sie besteht aus Goretex- oder Hardshell-Jacke sowie einer ebensolchen Hose. Die äußere Schicht sollte atmungsaktiv sein, damit Körperschweiß abtransportiert werden und verdunsten kann. So angezogen steht einem ausgiebigen Winter- Angeltrip nichts mehr im Wege. Bei diesem wünsche ich auch Ihnen viel Freude und Erfolg!

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