Kann man einen Karpfen mit einer gekochten Kartoffel fangen? Ich glaube, dass die meisten „modernen“ Karpfenangler nicht wissen, dass das hervorragend funktioniert. Gleiches gilt für Hechtangler, die ihrer Beute vom Boot aus nachstellen. Kann man einen tollen Fangtag mit nur einem Minimum an Elektronik im Boot erleben? Auf jeden Fall! Probieren Sie doch mal Bootsangeln ohne Technik aus, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie dabei viel lernen und somit in Zukunft auch mehr fangen werden.
Keine Fanggarantie mit Echolot
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich früher auf den Seen mit dem Ruderboot die Hechte suchte. Das einzige elektronische Gerät war ein Echolot, der sogenannte „Fish-Lo- K-Tor“ von Lowrance, der auch gerne als „kleine grüne Box“ bezeichnet wurde. Dieses kleine tragbare Sonargerät war damals sehr beliebt und wurde zwischen 1959 und 1984 mehr als eine Million Mal produziert. Nur ein einfacher Flasher zeigte die Oberfläche mit einem beständigen roten Licht. Ein schwebender Boden zeigte die Tiefe und zwischen Oberfläche und Grund blinkte manchmal ein rotes Licht auf, das einen Fisch im Wasser zeigte.
Bild: Lowrance/Navico Group
Der „Fish Lo-K-Tor“ von Lowrance war Bertus’ erstes Echolot. Damals ein tolles Gerät, doch auch mit ihm sprangen ihm die Hechte nicht automatisch ins Ruderboot.
Das Teil war extrem teuer, aber ich war damit der „König des Sees“. Ich besaß ein Echolot und das wurde von vielen als äußerst unsportlich angesehen, weil ich damit in den von mir beangelten Gewässern angeblich jeden Zander oder Hecht fangen würde. Heute weiß wohl jeder, dass man mehr braucht als ein Echolot, um die Räuber zu fangen. Kurze Zeit später besaßen dann viele andere Angler, die auch mit dem Ruderboot unterwegs waren, so ein Gerät.
Bootsangeln ohne Technik: Der Elektromotor
Meine nächste größere Anschaffung war ein Elektromotor. Der Grund dafür war folgende Geschichte: Ich hatte zwei Gäste aus England im Boot, Vic Bellars und Angeljournalist Colin Dyson. Zu dritt herrschte ein heilloses Durcheinander im Boot und ich ruderte mir den Rücken krumm. Mein Nachbar besaß aber damals schon einen Elektromotor, den ich mir für eine Woche ausleihen durfte. Der Motor wog ungefähr 15 kg, und seine Leistung reichte gerade einmal aus, um beim Rudern gegen den Wind gleichmäßig Schub zu erzeugen.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Man braucht nicht Tausende von elektronischen Helfern, um auf Hecht erfolgreich zu sein. Zu zweit macht das Fangen übrigens einfach mehr Spaß – und der Hecht ist schnell versorgt.
Bei schweren Batterien fällt die Last zur Last
Der Einsatz des Elektromotors hat mich so sehr überzeugt, dass ich mir daraufhin selber einen anschaffte. Ich hatte jedoch keine Ahnung, dass man dazu eine besondere Batterie braucht, weshalb ich eine alte Starterbatterie verwendete. Im Laufe des Tages konnte ich mit ihr den Motor gerade einmal eine Stunde benutzen, dann war die Batterie bereits wieder leer. „Nimm eine Lkw-Batterie“, wurde mir geraten. Das tat ich dann auch.
Aber mal ernsthaft: Lkw-Batterien sind so verdammt schwer. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, ist das der Grund, warum ich nicht pausenlos auf meinen Fischfinder starre und warum ich meine Trolling-Motoren nur minimal benutze. Deshalb bleibt mir viel Zeit zum Angeln, während der ich nicht beständig auf das Display starre. Das Boot sollte einfach vor dem Wind driften. Und dabei nehme ich nur kleinere Korrekturen mit dem Motor vor.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Größere Gummifische sind toll, um größere Bereiche abzufischen. Sie erzeugen unheimlich viel Druck und locken Hechte aus weiter Entfernung an.
Bootsangeln ohne Technik: Optimale Drift durch Treibanker
Eine ungeplante Drift bringt höchstwahrscheinlich keine Fische. Man muss sie genau steuern. Dabei sind mir folgende Dinge wichtig: Zum einen der Wind, der aus der richtigen Richtung kommen muss. Bei uns in den Niederlanden gibt es glücklicherweise nur selten windstille Tage. Wind der Stärke 3 bis 4 auf der Beaufort-Skala ist ideal. Weniger als eine 2 ist hingegen zu wenig, sodass man permanent den Schleppmotor einsetzen muss, damit sich das Boot bewegt.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Zwei kleinere Driftsäcke drosseln die Geschwindigkeit des Bootes.
Eine Windstärke von 5 und mehr kann auch für Probleme sorgen. Und eine 7 ist lebensgefährlich. Allerdings hängt das auch von den Eigenschaften des Boots ab. Selbst wenn man auf dem Boot sicher ist, ist die Köderkontrolle bei rollenden Wellen katastrophal und es ist nicht mehr möglich, problemlos zu angeln. Wir haben also ein wenig Wind und wollen uns treiben lassen. Dabei darf das Boot nicht zu schnell treiben.
Wenn Sie der Meinung sind, dass das Boot zu schnell treibt, verringern Sie die Driftgeschwindigkeit mit einem Treibanker. Ich mag eine Driftgeschwindigkeit um 1 km/h und habe immer 2 kleine Treibanker statt einem großen Modell im Boot. Der Grund dafür ist einfach: Ein großer Sack bremst manchmal zu stark. Bei zwei Modellen kann ich bei wenig Wind nur einen auswerfen. Wird der Wind dann stärker, fliegt der zweite Sack hinterher.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Es ist besser, zwei kleinere Driftsäcke an Bord zu haben, als einen großen. Herrscht wenig Wind, wie hier, so reicht der kleine Sack aus, um eine optimale Drift zu erzeugen. Ein großer Sack hingegen kann zu Stillstand führen.
Hechte vom Boot aus angeln: Aber wie tief?
Auf dem Wasser achte ich darauf, dass ich die längst mögliche Drift über verschiedene Tiefen – vom Flachwasser bis hin zu 8 m tiefen Zonen, je nach Jahrezeit – mache, indem ich den See und die Windvorhersage betrachte. Die meisten meiner Gewässer sind allgemein recht tief. An ihnen gibt es viele Stellen, an denen ein tieferes Fischen über eine lange Drift möglich ist. Auch an vielen anderen Gewässern ist dies der Fall. Achten Sie einfach auf den professionellen Schiffsverkehr, dann ist alles in Ordnung. Wenn ich von tiefem Wasser spreche, dann meine ich Tiefen bis 8 m.
Beangelt man Wasser jenseits von 8 m, ist es nicht einfach, den Köder während der Drift so tief zu führen – oft läuft der Gummifisch dann unkontrolliert im Freiwasser. Natürlich kann man nun einen schweren Jigkopf verwenden, aber das große Blei behindert oft das natürliche Köderspiel. Je schwerer wir den Bleikopf wählen, desto unnatürlicher läuft unser Köder. Wenn man tiefer als 6 m angeln muss, sollte man eher ankern und werfen.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Dieser tolle Hecht war die Belohnung für eine lange Drift.
Erfolgreiches Bootsangeln ohne Technik mit toter Rute
Ein großes Plus bei einer mittelmäßig tiefen Drift bis 8 m ist, dass jeder Angler gleich zwei Ruten verwenden kann. Neben der aktiv geführten Rute habe ich oft eine „tote“ Rute in einem Rutenhalter, die mit einem sich leicht bewegenden Gummiköder bestückt ist. Die Bewegung des Boots sowie die Geschwindigkeit der Drift reichen aus, den Köder attraktiv für den Hecht zu machen. Seien Sie auch nicht überrascht, wenn Sie auf diese Weise ein paar Zander fangen.
Weiche Ruten sind bei dieser Angelei fehl am Platz. Man braucht eine knüppelharte Rute, damit sich der Räuber selber haken kann. Wenn Sie mögen, können Sie auch einen toten Köderfisch anbieten, was in den meisten Fällen äußerst erfolgreich ist. Wir alle kennen das Problem mit Nachläufern. Die Räuber folgen unserem Köder, ohne ihn zu nehmen. Und das geschieht nicht nur im Flachwasser, sondern auch im Tieferen, wo wir das nicht mitbekommen. Ein Köfi an der toten Rute wird von diesen Nachläufern manchmal attackiert.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Der tote Köfi am Fireball, ausgelegt als tote Rute: DER Nachläufer-Verhafter!
Kleine Köder an die tote Rute
Meine tote Rute ist sehr einfach aufgebaut: Eine längere Rute von circa 2,80 m Länge, eine Multirolle oder Freilaufrolle, ein Posenstopper, eine Hechtpose, ein langes Stahlvorfach mit einem Fireball-Jig von 20 g und einem Stinger sind alles, was man braucht. Vergessen Sie zu große Köder, weil die es nur schwer machen, den Haken zu setzen. Ich angle mit Stinten, Sardinen oder Rotaugen von 15 cm Länge.
Wenn Sie mit einer Freilaufrolle angeln, sollte der Freilauf so eingestellt sein, dass die Schnur dem Druck der Driftgeschwindigkeit standhält, aber ein Hecht auch mit möglichst wenig Widerstand davonschwimmen kann. Wenn Sie dann das Knattern Ihrer Rolle hören, dürfen die Alarmglocken läuten. Jetzt ist ein glücklicher Moment gekommen. Ein tiefer, unbemerkter Nachläuferhecht wird höchstwahrscheinlich auf unsere Feuerball-Präsentation getroffen sein. Dieser können sie oft nur schwer widerstehen. Ja, Sie haben richtig bemerkt: Wir locken die Raubfische mehr oder weniger zu den Ködern, die wir hinter dem Boot anbieten.
Das Echolot nur als Kontrollinstrument
Der Köderfisch an der toten Rute läuft knapp über Grund. Damit wir keinen Hänger bekommen, müssen wir ab und an einen Blick auf das Echolot werfen. Besteht die Gefahr, dass der Köder über den Grund schleift, müssen wir das Boot in tieferes Wasser steuern oder den toten Köderfisch einholen. Angeln wir mit der Pose, müssen wir den Posenstopper verstellen.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Bei starkem Wind sollte man die längst mögliche Drift planen. Gern auch über verschiedene Tiefen. Lassen Sie das Boot einfach treiben, während Sie auf den Hechtbiss warten.
Ich bleibe gern in einer bestimmten Tiefe und mache die gleiche Drift in flacherem oder tieferem Wasser. Die Ruten stehen dabei in einem Rutenhalter ganz vorne und ganz hinten im Boot – aber nicht gerade, sondern etwas schräg. Die Köder treiben nun in einem 120-Grad-Winkel zum Boot. Wenn wir den Drift-Anker ausgeworfen haben, müssen wir darauf achten, dass sich unsere Montage nicht in ihm verfängt. Mit dem Elektromotor muss man kaum die Drift kontrollieren und nur ab und an einen Blick auf das Echolot werfen.
Schnurstärke und Schnurbogen beim Spinnfischen auf Hecht
Kommen wir nun zu unserer aktiven Rute mit dem Spinnköder, den wir immer wieder auswerfen und einholen. Hier gilt es, die Schnurstärke und den Schnurbogen zu beachten. Wenn Sie auswerfen, scheint es so, als ob die Schnur in einer Linie zum Köder verläuft. Das stimmt aber nicht. Unter Wasser verläuft die Schnur in einem Bogen. Je dicker die Schnur, desto ausgeprägter ist der Bogen. Man kann nun die Schnur feiner wählen, aber bitte fischen Sie nie mit einer zu dünnen Schnur, denn das könnte das Ende nach einem Biss bedeuten.
Welche Schnurstärke zum Hechtangeln vom Boot?
Ich würde eine 0,15er nicht unterschreiten. Wegen ihrer fehlenden Dehnung und an einer starken Rute bricht diese Schnur so leicht wie ein kleiner Zweig. Auch sollte man eine 0,22er nicht überschreiten. Das ist das Maximum, das ich mit Ködern bis 20 cm auf Hecht einsetze – und bei den Tausenden von Hechten, die ich gefangen habe, ging nur eine Handvoll durch einen Schnurbruch verloren.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Auch ohne Wind kann man viel Fläche absuchen. Hier sollte man seitlich um das Boot alles systematisch abwerfen und zügig weiterfahren.
Wenn Sie sich für eine extrem starke Schnur entscheiden, sollten sie wissen, dass der Schnurbogen bei einer Drift größer wird und dadurch die Montage langsamer absinkt. Doch warum ist das so schlimm? Der große Schnurbogen arbeitet wie ein Aufzug und lässt den Köder schnell aufsteigen, wenn man ihn wieder einkurbelt. Man müsste die Driftgeschwindigkeit noch weiter herabsenken, was in der Praxis jedoch nicht immer einfach umzusetzen ist.
Köder seitlich vom Boot auswerfen
Wenn man vom Boot geradeaus wirft, also in die Andrift, fischt man immer nur einen kleinen Bereich aus. Nehmen wir an, dass es sich hierbei um 4 m handelt. Beim nächsten Wurf fischen wir nur die folgenden 4 m ab, über die das Boot gerade getrieben ist. Das ist nicht gerade ergiebig. Daher werfe ich die Montage immer wieder seitwärts rechts und links vom Boot aus. So befische ich Bereiche, über die das Boot noch nicht gedriftet ist. Ich glaube, ich muss nicht erklären, dass man so viel eher einen Hecht an den Haken bekommt. Versuchen Sie’s einfach mal auf diese Weise und Sie werden sehen, dass Technik an Bord zwar hilfreich sein kann, aber trotzdem nur einen geringen Teil des Angelspaßes ausmacht.
Bild: B. Rozemeijer, S. Redlich
Wer nicht nur gerade aus wirft, also in die sogenannte „Andrift“, sondern auch mal zu den Seiten, fischt mehr Fläche ab.
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