„Meine Frau nennt mich einen Angel-Bekloppten!“ – Horst Hennings –
Die Anfänge des Anglers Horst Hennings
Blinker: Wie bist Du zum Angeln gekommen?
Horst Hennings: Solange ich denken kann, hat mich Wasser immer schon fasziniert. Alles begann mit dem Fang von Kaulquappen und Stichlingen. Dann nahm der Vater eines Schulfreundes mich zum „echten“ Angeln mit, wo ich eine Plötze fing. Danach war ich süchtig nach diesem Erlebnis.
Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Fang erinnern?
Wie gesagt, waren Weißfische meine ersten Fangerfolge. Dann folgten Barsche und Aale. Danach widmete ich mich ganz dem Vergleichsangeln, gewann viele Vereinsangeln und die Landesmeisterschaft in Schleswig-Holstein. Gewissenhaft bereitete ich mich auf die Deutsche Meisterschaft im Stippangeln vor, die dann aber wegen des Verbotes von Wettangeln abgesagt wurde. Noch heute habe ich Rhodamin und Auramin zum Färben von Maden in meinem Angelkeller. Ersteres färbt Maden rot, der zweite Stoff gelb.
Was hat Dich in Deinen Anfangsjahren am Angeln fasziniert? Und was fasziniert Dich heute?
Damals hatte ich mich nach meinen Stipperjahren ganz dem Aal- und Zanderangeln verschrieben. Jedes Wochenende war ich in den Nächten unterwegs. Und damals gab es noch Fisch. So konnte ich in einigen Nächten bis zu 60 Aale fangen. Im Sommer fuhr ich gerne mit meiner Frau an die Nordsee. Sie konnte dann schwimmen, während ich Wattwürmer ausgrub oder Montagen band. Kein Wunder, dass sie mich als „Angel-Bekloppten“ tituliert.
Hast Du einen Lieblingsfisch oder ist dir jeder Fang willkommen?
Für mich ist es wichtig, dass ich Erfolg beim Angeln habe. Nichts kann den Anblick einer abtauchenden Pose oder einer zuckenden Rutenspitze toppen. Deshalb liebe ich Frequenzangeln, anstatt mich nur auf Rekordfische zu konzentrieren. Ein Tag ohne Biss ist für mich sinnlos vergeudete Zeit. Schneidertage würde ich am liebsten verbieten…
Horst Hennings‘ Weg zum professionellen Angler
Wie kam der Kontakt mit der Firma Daiwa zustande, bei der Du heute im Meeresteam bist?
Als die Vergleichsangeln mit der Stipprute verboten wurden, konnte ich beim Brandungsangeln einige nennenswerten Erfolge erzielen, zum Beispiel beim Elefantenangeln von Daiwa oder beim Großmann-Cup, wo ich immer auf den vorderen Plätzen mitfischte. Und so brachte Heiner Giesel, der ehemalige Daiwa/Cormoran-Außendienstler, mich in Verbindung mit der Firma, bei der ich nun schon seit fast 30 Jahren als Meeres-Teamangler tätig bin. Auch auf Messen präsentiere ich Daiwa-Gerät.
Bild: A. Pawlitzki
Wo Horst ist, tobt das Leben. Auf Messen, wie hier auf der Faszination Angeln in Lingen, stellt Horst sich den Fragen der Angler.
Du bist auch als Angler viel auf der Welt herumgekommen. Welche Länder hast Du anglerisch schon bereist?
Geangelt habe ich in fast allen europäischen Ländern, wie in Kroatien, Albanien, Spanien, Italien und Polen. Da ich von Beruf Seemann gelernt hatte, konnte ich die Besatzung immer mit frisch geangeltem Fisch versorgen. Des Weiteren war ich in Kanada und häufiger in Norwegen. Da habe ich nachts den Aalen nachgestellt, als dieses noch nicht verboten war. Meine Verbindungen als Daiwa-Teamangler haben mir Tor und Tür geöffnet. Manchmal habe ich Fisch auch als Währung einsetzen können. Mein Vorgesetzter bei der Justiz liebte Kochfisch, und so habe ich ihn regelmäßig mit frischen Dorschfilets versorgt.
Hast Du noch einen anglerischen Traum, den Du Dir noch erfüllen willst?
Da bleibt kein Wunsch mehr offen. Ich habe so viele Fische gefangen, dass ich mich nun über jeden Fang freue. Dazu brauche ich keine neuesten technischen Raffinessen, sondern muss einfach nur lernen, das Wasser zu lesen. Meine Devise heißt: Gesund bleiben und noch möglichst viel fangen.
Horst Hennings im Fernsehen
Im Jahr 2007 kamst Du mit dem Serienformat „Rute raus, der Spaß beginnt“ zum Fernsehen. Wie wurde Moderator Heinz Galling auf Dich aufmerksam?
Ich war Heinz schon bei einigen Händlertreffen begegnet und wir kamen sofort gut miteinander zurecht. Heinz berichtete mir, dass er für den NDR sporadisch Angelfilme drehen wollte. Doch ein erster Filmversuch mit einem Meerforellen-Guide scheiterte kläglich. Damals rief Heinz mich dann an. Wir fuhren an die zu der Zeit noch unberührten Strände von Boltenhagen und Kühlungsborn.
Zwar waren wir dort auch nicht erfolgreich, aber menschlich verstanden wir uns sehr gut. Keiner hätte geahnt, dass dieses Format so erfolgreich sein würde. Und ich hätte mir nie träumen lassen, dass ein einfacher Angler wie ich so etwas wie ein „Fernsehstar“ werden würde. Unsere Filme zeigen das Angeln, wie es ist, mit allen Pleiten, Pech und Pannen. Selbst Schneidertage werden nicht ausgespart.
Die 12. Staffel wird im Moment ausgestrahlt, die 13. Staffel ist in Arbeit. Und eure Popularität ist ungebrochen. Wie lange wollt ihr noch weitermachen?
Die Serie läuft, solange ich gesund bleibe. Und Heinz plant schon über seine Rente in drei Jahren hinaus. Ich habe ihn gebeten, mir zu sagen, wenn ich tüdelig werde, denn im „AOK-Chopper“ (also einer Gehhilfe) begebe ich mich nicht mehr vor die Kamera.
Bild: Waldemar Krause
Horst hat gut Lachen: Der Fischfetzen hat’s gerichtet, der Steinbutt ist bezwungen!
Horst Hennings: Von Top-Fischen und Top-Ködern
Du hast nicht nur viele, sondern auch etliche große Fische gefangen. Was war Dein bislang größter?
Das kommt drauf an, wie man es sieht. An der Rute habe ich ohne Kampfstuhl und Gurt einen 60 kg schweren Thun im Mittelmeer gefangen. Vor Nova Scotia hatte ich einen 300 kg schweren Thunfisch. Allerdings saß ich im Kampfstuhl und die Rute war so schwer dimensioniert wie ein Kran. Solche Fische, die mit so vielen Hilfsmitteln gelandet werden, zählen in meinem Fangbuch nicht. Übrigens: Big Game-Angeln ist gar nichts für mich. Da macht die Crew alles selber und drückt mich dann in einen Kampfstuhl und gibt mir die Rute in die Hand, wenn ein Fisch am Haken hängt. Das ist kein Angeln für mich!
Was sind die Top-3-Köder des Horst Hennings?
Meine Lieblingsköder sind ein japanroter Jig, Gummifische in allen Formen und Farben sowie als modernster Köder ein Chatterbait. Mit den ersten beiden kann ich vom Barsch bis zum Heilbutt alles fangen, wenn ich nur das Gewicht des Bleikopfes verändere. Und mit Chatterbaits wie den Prorex Flex Blade Jigs habe ich schon mehrere Meterhechte im Flachwasser über Krautfeldern fangen können. Einfach tolle Köder.
Du bist Mitglied im „Club der alten Säcke“. Was hat es damit auf sich? Trefft ihr euch immer noch regelmäßig?
Bei uns im Angelverein in Bredstedt sind wir immer noch eine Hochburg der Stippangler in Deutschland. Und da bleibt es nicht aus, dass man sich vergleichen möchte. Alle Clubmitglieder im Alter über 65 Jahren treffen sich achtmal im Jahr, um ein Vergleichsangeln durchzuführen. Jeweils donnerstags sitzen dann 13 Mann an ihrem Angelplatz und betreiben für drei Stunden ein Hegefischen. Der älteste Angler ist 84 Jahre, der jüngste im Club 66 Jahre. Da sage noch einer, dass Angeln nicht gesund hält.
Bild: H. Galling
Horst und Heinz Galling mit einem prächtigen Lachs, den die beiden vor laufender Kamera für die Sendung „Rute raus, der Spaß beginnt!“ gefangen haben.
Zum Angeln gehören mitunter ja auch gewisse Pleiten. Was war Dein größter Reinfall beim Angeln?
Direkt nach der Wende angelten wir vor Rügen auf Meerforelle. Ich hatte einen großen Fisch gelandet und wollte diesen nun versorgen. Beim Abschlagen rutschte er mir aber aus der Hand. Ich stand auf einem Stein und versuchte ihn zu greifen, rutschte aber ab und fiel ins Wasser. Zur Landung hatte ich meine Spinnrute in die Wathose gesteckt, der Blinker baumelte frei herab. Mit dem herabbaumelnden Köder konnte ich die Forelle glücklicherweise ein zweites Mal haken und nun endgültig dingfest machen.
Horst Hennings über Dorschrückgang und Jungangler
Wie schätzt Du als begeisterter Meeresangler den Bestandseinbruch des Dorsches in der Ostsee ein? Wird es zu unseren Lebzeiten noch einmal einen nennenswerten Bestand geben?
Der Dorschrückgang ist einfach erschreckend. Früher konnte man, wenn die Dorsche an der deutschen Küste mal nicht bissen, nach Dänemark, zum Beispiel Langeland, ausweichen. Nun ist es so, als ob jemand das Licht ausgemacht hätte, was große Dorsche angeht. Als jemand, der gerne Dorsch isst, habe ich die (kleine) Hoffnung, dass die vielen Jungdorsche gut abwachsen und die Bestände wieder zunehmen. Aber sicher bin ich mir da nicht.
Welchen Rat würdest Du Junganglern geben, die heute erst ins Angeln einsteigen?
Ich sehe heutzutage, dass viele Jungangler mit dem Gummifischangeln auf Zander beginnen, obwohl sie das Einmaleins des Angelns noch nicht begriffen haben. Sie beherrschen keine Knoten und können keinen Haken binden. Deshalb empfehle ich jedem Jungangler, sich einem Verein anzuschließen, weil man sich hier mit Gleichgesinnten austauschen kann. Dann sollte er das Angeln mit Stipp- und Feederrute erlernen, später dann das Raubfischangeln mit Naturköder. Erst dann sollte er sich ans Spinnangeln wagen.
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