Silber auf Sand: Meerforellenjagd abseits der Hotspots

Sand, Sand nichts als Sand! Viele Strandabschnitte der Ostsee wirken wie tot – doch die Wüste lebt! Denn auch dort, wo auf den ersten Blick nichts ist, finden Meerforellen Nahrung. Wer die Zeichen liest und mit der richtigen Technik fischt, hat nicht nur Chancen auf Silber, sondern oft auch den Spot ganz für sich allein.

Meerforelle im Sand

Bild: M. Werner

Auch wenn man die Meerforellen nicht sieht, sie sind da! diese 60er Meerforelle ist kaum zu erkennen, obwohl das Wasser an dieser Stelle kaum 20 cm tief ist.

So finden Sie die Oasen in der Wüste

Die wenigsten Meerforellenfischer leben direkt an der Ostsee. Viele nehmen lange Anfahrten in Kauf oder planen ihre Ferien strategisch. Das Ferienhaus ist perfekt, die Familie zufrieden, der Bäcker um die Ecke, das Ostseebad bietet Programm – aber am Wasser folgt oft die Ernüchterung: Sandstrand soweit das Auge reicht! Keine Spur von Leopardengrund, Muschelbänken oder Seegrasfeldern. Doch keine Sorge: Auch auf Sandgrund lässt sich Meerforelle fangen – und das meist ganz ohne Konkurrenz.

Grundel

Bild: M. Werner

Michael Werners Lieblingsgrundel ist perfekt für Sandflächen. Sie imitiert eine kleine Sandgrundel, geht aber auch aus Nordseegarnele durch. Wichtig: Die Fliege muss dicht über dem Grund gefischt werden.

Denn dort, wo scheinbar nichts ist, angelt man oft allein. Wären perfekte Meerforellenstellen überall zu finden, wären die „Hotspots“ nicht so überlaufen. Heute weiß jeder, worauf zu achten ist: Leopardengrund, Muschelbänke, kleine Landzungen. Doch Sandflächen? Die gelten als leer. Völlig zu Unrecht.

Meerforelle Sand

Bild: J. Radtke

Eine Meerforelle im Drill – und schauen Sie sich einmal den Untergrund an. Sand! War es ein Zufall, dass die Meerforelle hier gebissen hat? Wohl kaum …

Wüstenleben unter Wasser

Sandgrundeln (Pomatoschistus minutus) und Strandgrundeln (P. microps) sind die klassischen Bewohner dieser „Wüsten“. Ihre Färbung ist perfekt angepasst, ihr Verhalten ebenso: Sie liegen meist regungslos am Boden, hüpfen gelegentlich ein Stück weiter und locken dabei Raubfische an. Genau wie Garnelen – allen voran die Nordseegarnele (Crangon crangon), die sich bei Störung blitzartig aus dem Sand erhebt. Und genau das macht diese Beutetiere für Meerforellen so interessant.

Streamer tief führen 

Auf Sand sind andere Muster gefragt als im Seegras. Beschwerte Fliegen mit Kugelketten-Augen, wie Lieblingsgrundel oder Pattegrisen Intruder Shrimp, sind ideal. Sie imitieren sowohl Grundeln als auch Garnelen. Wichtig ist die Führung: Fliege ablegen, absinken lassen, dann zwei bis drei kurze, energische Zupfer. Wieder Pause, absinken lassen, erneut zupfen. Gegen Ende des Wurfs ruhig mal sechs, sieben Zupfer am Stück. Und wenn beim Zupfen Widerstand zu spüren ist: durchziehen! Strip Strike!

Michael Werner Garnele

Bild: M. Werner

Garnelen ziehen sich in der kalten Jahreszeit in tieferes Wasser zurück, doch jetzt kehren sie zurück und bevölkern die Sandflächen. Mit einer naturfarbenen Garnele, wie diesem Good Year Shrimps, macht man nichts falsch.

Sand hat Struktur – man muss sie nur sehen

Auch Sandflächen bieten Orientierung. Kleine Mulden, dunklere Flecken, Steinansammlungen oder Blasentang-Büschel sind Hotspots. In den Mulden sammelt sich organisches Material, es siedeln sich Kleinkrebse an, die Grundeln folgen – und dann auch die Forelle. Blasentang braucht festen Untergrund, ist also ein Indikator für Struktur. Und er ist perfekt getarnt: Eine Fliege direkt hineinzuwerfen ist nicht zu empfehlen. Lieber knapp daneben platzieren und mit der Fliege wegzupfen. Schon oft schoss dabei eine Meerforelle aus dem Tangfeld.

Rinnen sind die Autobahnen der Fische

Ein besonders lohnenswerter Spot auf Sand sind Rinnen zwischen Sandbänken. Hier entsteht bei Wellengang eine Rippströmung, die Nahrung mitreißt. Meerforellen stellen sich genau dorthin. Bei ruhigem Wasser dienen diese Rinnen als Zuweg vom tiefen ins flache Wasser. Auch wenn sie nur 20 cm tiefer sind als das umliegende Flachwasser, reichen sie als „Highway“ für die Meerforelle.

Die Sache mit dem Sandaal

„Im April laichen die Tobse, da musst Du nen Sandaal nehmen!“

Diesen Satz werden Sie sicher schon von vielen Meerforellenfischer gehört haben, und er ist auch (fast) richtig. Der Sandaal laicht nämlich nicht nur im April, sondern ganzjährig, wobei es zwei „Hauptlaichzeiten“ zu geben scheint, im Frühjahr und im Herbst.

Die Sache dabei ist die: Wenn die Sandaale in Laichstimmung sind, dann suchen sie Sandflächen auf, denn der Laich wird im Sand abgelegt! Es ist daher immer eine schlaue Idee, beim Fischen über Sandfläche auch Sandaal-Imitationen (und ein solides Vorfach!) dabeizuhaben. Unter 0,28 mm sollte man nicht antreten.

Womit ich nicht zufrieden bin, das sind meine Sandaal-Streamer. Ich habe zwar mit diversen Sandaal-Streamern bereits gefangen, doch ein ungutes Gefühl fischt immer mit. Und das hat einen einfach Grund: Der Große Sandaal (Hyperoplus lanceolatus) wird bis zu 35 cm lang, und selbst der Kleine Sandaal (Ammodytes tobianus), den wir auch unter dem Namen Tobiasfisch kennen, wird rund 20 cm lang.

Selbst wenn wir diese Größen halbieren, so groß sind die meisten echten Sandaale, ist das immer noch ganz schön viel Fliege für einen Haken. Wie wäre es mit dem Sandaal-Intruder? Bei diesen sitzt der Haken schön weit hinten in der Fliege, und das erhöht sogar die natürliche Wirkung des Streamers – Sandaale schwimmen leicht hecklastig.

Sandaal

Bild: M. Werner

Ein Foto aus vergangenen Tagen – das Foto stammt aus dem April 2008. Und obwohl dieser Sandaal-Streamer seinen Job gemacht hat, ist er inzwischen doch eingemottet. Hinter dem Haken ist einfach zu viel Fliege …

Sand sieht leer aus, ist es aber nicht. Wer lernt, die subtilen Strukturen zu lesen und Fliege sowie Führung an das Verhalten der Beute anzupassen, wird belohnt. Die Wüste lebt. Und sie beißt.


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