Das Gesundheitsamt der Stadt New York erteilte der Bevölkerung den Rat, nur einmal im Monat Fisch oder Schalen- und Krustentiere aus dem Hafen und der New Yorker Buch zu essen. Und dies, so heißt es, wird nur Männern angeraten. Frauen im gebärfähigen Alter wird vom Verzehr der Meerestiere insgesamt abgeraten.
Denn alles was dort schwimmt, krabbelt und sich versteckt ist hochgradig mit Chemikalien belastet. PCBs und Quecksilber stehen dabei an erster Stelle, und die Grenzwerte werden bei weitem überschritten. Kinder und Jugendliche sind durch diese Organgifte ebenfalls stark gefährdet. Wo früher einmal ein sauberer Hudson in den Atlantik mündete, was er ja völlig verdreckt immer noch tut, war ein Eldorado der Fischer, der Austerkapitäne, der Krebs- und Muschelfischer und der Wasservogeljäger. Sie bedienten den riesigen New Yorker Markt mit Fisch und Meeresfrüchten aller Art, und nicht zuletzt auch mit Enten und Strandvögeln. Das ist lange her, und eine Kontrolle der kommerziellen Fischerei wäre nicht das Problem. Die Krise der letzten Jahre und insbesondere das finanzielle Katastrophenjahr 2009 bringen jedoch viele Menschen dazu, sich in guter alter amerikanischer Art und mit dem Stolz keine Almosen nehmen zu wollen, mit der Angel, der Grabgabel und dem Krebskorb die Nahrung selbst zu beschaffen. Denn jedem sechsten Amerikaner fehlt das Geld für Nahrungsmittel. Genaue Zahlen über die Fangerfolge der Selbstversorger gibt es nicht, aber oft wird gerade dort reiche Beute gemacht, wo sie unbefischt weil giftig zahlreich geworden ist. In der New Yorker Bucht, in der früher einmal wohlbetuchte Angler auf Bluefish und Striper gefischt haben, auch mit der Fliege, an deren Ufer Jäger mit eleganten Doppelflinten auf Enten lauerten, sind Fische, Muscheln und Krebse eine Speise der Armen geworden. Das Gesundheitsamt hat mit Flugblättern, auch auf Spanisch, vor dem Konsum der Meerestiere gewarnt. Der Erfolg ist allemal zweifelhaft. Hunger ist eine große Kraft, und mit scharfen Gewürzen mag das alles sogar schmecken. Die Spätfolgen jedoch sind unabsehbar, zumal in einer Gesellschaft, die ein Krankenkassensystem gerade erst gestalten will.