Schüler übernehmen Patenschaft für Meerforellen

Grundschulkinder bewundern eine schöne Meerforelle, die sie in dieser Größe nicht in dem kleinen Flüsschen vermutet hatten. Ingo Schmidt

Viele norddeutsche Fischerei-Vereine widmen sich dem Thema „Meerforellen“ und deren Wiedereinbürgerung in heimischen Gewässern. Die Mitglieder des Sportfischer-Vereins Bremen gehen einen Schritt weiter: Sie züchten nicht nur Meerforellen, sondern begeistern Schulkinder für die Faszination Wanderfische.

Erneut verlässt ein gutes Dutzend Meerforellen-Brütlinge den kleinen Aquarienkescher in wilder Flucht und sucht Schutz hinter Steinen am Grunde des Hahnenbaches bei Wilstedt in Niedersachsen. „In drei Jahren sehen wir uns vielleicht wieder“, verabschiedet der neunjährige Leon seine Meerforellen. Die Entlassung der kleinen Salmoniden in einen Zufluss der Wörpe bildet den Abschluss eines Schulprojektes in Kooperation mit dem Fischerei- und Gewässerschutzverein Lilienthal und Umgebung und dem Sportfischer-Verein (SFV) Bremen. Leon ist Schüler an der Wilstedter Grundschule. Innerhalb des Unterrichts haben er und seine Mitschüler den Lebenszyklus der Wanderfische genau studiert und eine Patenschaft für eine Meerforellen-Generation übernommen. Die Aussicht auf den praktischen Bezug hat uns dazu ermutigt, das faszinierende Thema Wanderfische im Unterricht aufzuarbeiten, erklärt Klassenlehrerin Bruni Struckmeyer. „Und deshalb haben wir das Angebot von Herrn Schüppel gerne angenommen.“ Martin Schüppel, Artenschutzbeauftragter und Vorsitzender des Lilienthaler Fischereivereins, war an die Schulleitung heran getreten und hatte eine Patenschaft der Schüler innerhalb des Meerforellen-Projektes vorgeschlagen. „Wir wollen die Kinder in anschaulicher Weise für das Thema sensibilisieren und für die Sache begeistern, damit sie sich später ebenso für unsere Gewässer einsetzen wie wir“, sagt er über die Ziele der Schulaktion. In mehreren Schritten bekamen die Kinder Einblicke in die Arbeit der Artenschützer: Bereits im November vergangenen Jahres besuchten sie ein Elektro-Fischen der Projektbeauftragten an der Wörpe bei Schnakenmühlen. Im Unterricht hatten sie bis dahin den Lebenszyklus der Meerforelle „Fridolin“ anhand eines Buches begleitet und wollten sich dem Thema nun endlich praktisch nähern. Ralf Klanke, Gewässerwart vom SFV Bremen, erklärte Kindern und Eltern die Vorgehensweise zur Wiedereinbürgerung der Meerforelle und informierte über die jüngsten Renaturierungsmaßnahmen, die ein erfolgreiches Ablaichen in der Natur in naher Zukunft ermöglichen sollen. Im Verlauf dieses lehrreichen Vormittags zählten die Kinder über 40 Meerforellen zwischen zehn und 60 Zentimetern Länge. Laichfähige Fische landeten in einem großen Hälterbecken auf dem Gelände der eigenen Brutanlage. Etwas mehr als zwei Wochen später, als genügend laichbereite Fische eingefangen waren, versammelten sich die Grundschüler erneut dieses Mal direkt an der Hältereinrichtung, um beim Abstreifen und Befruchten dabei zu sein. Am vereinseigenen Bruthaus auf dem Gelände einer Kläranlage warteten mit Martin Schüppel, Tobias Behrendt und Martin Scholz drei Mitglieder des Fischerei- und Gewässerschutzvereins Lilienthal und Umgebung. Sie berichteten den Jungen und Mädchen im Verlauf einer Unterrichtsstunde, wie sich Meerforellen fortpflanzen, dass sie keine idealen Bedingungen vorfinden und deshalb derzeit in Brutschalen heranwachsen müssen. Im März, schätzte Martin Schüppel, werden etwa 5000 Meerforellen-Brütlinge, für welche die Kinder nun Pate standen, ihre Kinderstube verlassen und am Wassererlebnispfad in Wilstedt in die Wörpe entlassen. Bis dahin müssen Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt der Brutanlage regelmäßig kontrolliert, und verpilzte Eier oder Brütlinge sorgfältig entfernt werden. „Wir freuen uns sehr über die Begeisterung der Kinder für unsere Arbeit und wir werden diese Art der Öffentlichkeitsbildung weiter verfolgen“, versichert Ingo Schmidt, Presseferent des SFV Bremen. Interessenten stehen bereit: Die Klasse 1 c der Grundschule Wilstedt war bereits zur Vorbereitung beim Auswildern der Meerforellen dabei und eine dritte Klasse der Grundschule Bremen/Arsten hat sich für November 2009 angemeldet. Die Patenschaft für die Forellen ist ein weiterer Mosaikstein im Projekt für einen guten Zustand der Wörpe. Im Projekt arbeiten Schule, die Fischereivereine aus Lilienthal und Bremen, die Gemeinde, die Biologische Station Osterholz (BioS), der Gewässer- und Landschaftspflegeverband (GVL) Teufelsmoor, die Stiftung Nordwest Natur und andere Unterstützer gemeinsam am weiteren naturnahen Rückbau der Wörpe. Damit setzen die Beteiligten die Wasserrahmenrichtlinie der EU um, die eine gute Qualität der Gewässer unterstützt.


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