Die Elbe: Altes Land und neue Chancen

Elbfischer Lother Buckow mit dicken ­Elbaal.

Die Tidenelbe stromab von Hamburg gehört zu den schiffreichsten
­Wasserstraßen Europas. Hier hat sich der Fluss nach fast einhundert
­Jahren ­Verschmutzung und Fischarten-Armut ­wieder zu einem
abwechslungsreichen ­Angelrevier gemausert. Vor allem am
niedersäch­sischen Ufer entlang ­des Obstanbaugebietes „Altes Land“
findet man viele fischreiche Fangplätze.

Die Angelstrecke entlang des Alten- und Kehdinger Landes zwischen Cranz und Wischhafen auf der niedersächsischen Seite der Elbe ist rund 40 Kilometer lang. Auf ganzer Länge zieht sich der acht Meter hohe Elbdeich nah am Fluss entlang. Man sieht zwar gelegentlich Angler, aber so richtig hat es sich noch nicht herumgesprochen, wie erfolgreich das ­Angeln dort wieder sein kann. Bei Niedrigwasser liegen die manchmal sandigen, meist aber mit Steinpackungen gesicherten Ufer frei. Blumenwiesen, Schilf, Buschwerk, Bäume und Apfelbaumplantagen säumen die Elbe, die sich im Gezeitenrhythmus zwischen Ebbe und Flut etwa drei Meter hebt und senkt. Bei Hochwasser ziehen Tanker, Container- und Kreuzfahrtschiffe am Angler vorbei; im Jahr 2005 waren es genau 25.572, also im Schnitt 70 Schiffe am Tag. Wer bei Niedrigwasser den Blick schweifen lässt, erkennt schnell die guten Angelstellen in Buhnenfeldern, an Schöpf- und Sperrwerksausläufen, vor Kaimauern und in Sport­boothäfen. Die Elbe gibt dann für knapp eine Stunde den Blick frei auf Sandbänke, ­tiefes Wasser und Hängerfallen. Ganz allgemein gilt: Dort, wo bei Niedrigwasser noch Wasser steht, gibt es Fische. Mit auflaufendem Wasser kommen diese dann näher ans Ufer. Welche Fische vorkommen, entscheidet der Salzgehalt des Elbwassers. Rund 90 Kilo­meter, also bis unterhalb von Hamburg, schiebt sich mit jeder Flut die schwere Salzwasserzunge der Nordsee den Elbgrund hinauf. Darüber liegt das Süßwasser der Elbe und vermengt sich durch Wind, Strömung und Schraubenwasser der Schiffe nur träge mit der unteren Schicht. Aus dieser Mischung bildet sich das Brackwasser. Je nachdem ob mehr Süß- oder Salzwasser vorherrscht, ändert sich das Artenspektrum der Fische von Elbabschnitt zu Elbabschnitt. Die Wassergütestelle Elbe der ARGE-Elbe (Arbeitsgemeinschaft für die Reinerhaltung der Elbe) führt seit Jahren mit Unterstützung der schon lange wieder aktiv gewordenen Elb­scher Beschungen durch. Insgesamt wurden auf der 86 Kilometer langen Strecke zwischen Hamburg und Cuxhaven im Zeitraum von 2000 bis 2005 exakt 44 Fischarten nachgewiesen. Wie abwechslungsreich die Artenzusammensetzung auf der Teilstrecke am niedersächsischen Ufer ist, wurde durch diese Beschungen eindeutig belegt. Im salzärmeren Bereich bei Hahnöfer Sand (s. Karte) wurden 34 Arten nachgewiesen, weiter zur Nordseemündung bei Krautsand sind es nur noch 30. Zugleich nimmt der Salzgehalt der Elbe zu. Ufernah bei der Schwinge-Mündung in Stadersand ießt zwar noch Süßwasser, versalzt aber elbabwärts zunehmend. Am Ende der beschriebenen Angelstrecke reicht das Brackwasser dann überall bis ans Ufer.

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