Guiding mit Jürgen Willig – Angeln in Südschweden
Nach 10 Stunden Fahrt kamen wir am Samstag vor Ostern gegen Mittag in Südschweden an. Schon alleine der Anfahrtsweg
hatte mich passend auf das Bevorstehende eingestimmt. Vorbei an etlichen guten Fischwassern in Schleswig Holstein (man denke an den Nord-Ostsee Kanal mit seinen hervorragenden Zandern), über den Belt in Dänemark, hinweg über die Mörrum und weitere Lachsflüsse Schwedens direkt in eine der traumhaften Ostseebuchten. Am Ziel angekommen standen wir dann vor einem bilderbuchmäßigen skandinavischen Holzhaus. Es bietet über 10 Personen Platz für Gepäck und zum Schlafen. Indirekter Nähe zum Bootssteg befinden sich jedoch noch einige Hütten mit 2- 4 Schlafplätzen. Diese stehen mitten in den Küstenfelsen zwischen urigen, knorrigen und mit Moos bewachsenen Eichen, mit anderen Worten bieten sie ein einzigartiges Flair. Man blickt direkt auf die Bucht und gerät sofort in Schwärmen! Scheinbar endlos wirkende Schilfgürtel erledigen den Rest und bieten zahllosen Hechten direkt vor den Füßen Unterstand!- Während wir Neuankömmlinge eilig unser Quartier beziehen macht sich Jürgen mit zwei Gästen für eine Ausfahrt bereit. Sie montierten neue Titanvorfächer und Jerkbaits als Köder. Das Willkommen war zwar herzlich aber kurz, da alle Gäste in erster Linie zum Fische fangen herkommen. Wir tranken erstmal Kaffee während Jürgen auf dem Wasser sein Unwesen trieb. Nach einer kurzen Weile wurde ich jedoch so unruhig dass mich nichts mehr auf dem Stuhl hielt, und es war sicher nicht die Wirkung des Kaffee! Ich schnappte mir eine 1,8 Meter lange Angel mit 80 Gramm Wurfgewicht und bestückte sie mit einer Shimano Multirolle (…was mir in Zukunft sicher nicht noch mal passiert…). Dann klemmte ich mir meine Spinntasche unter den Arm um so ausgerüstet vom Steg meine ersten Versuche zu starten die Wobbler ohne Tauchschaufel“ ans Laufen zu bekommen. Mit Entsetzen musste ich jedoch feststellen dass vor der Köderführung erstmal der Wurf kam! Ihr könnt euch sicher vorstellen wie interessant es aussieht wenn ein Karpfenangler zum ersten Mal versucht eine Multirolle einzusetzen!? In dem Moment erweckte es zumindest den Anschein als wenn eine Kuh mehr von der Raumfahrt versteht… Zum Glück war ich eine Zeit lang alleine auf dem Steg! Und wie ich da so auf dem Steg stand und Schlaufen entknotete kam auch Jürgen mit seinem Boot in die Bucht zurück zum Anleger und berichtete von einigen 90ern und einem über einen Meter. Ganz locker und nebenbei gab er mir noch einige Tipps in Sachen Fliehkraftbremse und Wurftechnik. Er erklärte mir anschließend welche Buchten wir gleich anfahren würden und vor allem warum sich die Hechte momentan dort aufhalten. Kurz darauf war es dann soweit, der Außenborder knatterte und wir steuerten die Bucht an von der Jürgen zuvor ganz euphorisch berichtete. Dort angekommen fuhren wir passend in den Wind um uns von Ihm lautlos in die Bucht driften zu lassen. Kurz vor dem Schilf am Ufer ankerten wir sehr behutsam da es nicht ratsam ist den Anker ins Wasser zu werfen. Als Karpfenangler kannte ich dass und konnte wenigstens einige Erfahrungen meiner vergangenen Angelei mit einfließen lassen. Wir hielten einen Abstand von etwa 40 Meter ein. Ein gesundes Mittelmaß um mit einem Wurf die Schilf kante zu erreichen aber trotzdem den nötigen Abstand zum Fisch zu halten, damit die Hechte nicht argwöhnisch würden bevor der ein oder andere gelandet war. Es ist jedoch sehr wichtig die Schilfkante zu beangeln da gerade in direkter Ufernähe, manchmal ist das Wasser nicht tiefer als 30 cm, die ganz Großen stehen! Wir machten die ersten Würfe und ich versuchte Jürgens Tipps in die Tat umzusetzen. Plötzlich drückte Jürgen mir seine Rute in die Hand!? Ich fragte noch was ich jetzt machen solle und er antwortete: Drillen!!! Diesen Moment musste ich jetzt erstmal verkraften. Man konnte keine Fische im Flachwasser sehen, somit änderten wir die Taktik auf das Motto: probieren geht über studieren! An einer von 50 cm auf 5 Meter abfallenden Sandbank ankerte Peter und so forderten wir unser Glück heraus, ohne Erfolg. Erst als wir es mit driften versuchten sollte die Pechsträhne abreißen. Nach einigen mittelgroßen Milchnern knallte es gefährlich in meiner Rute. Peter nahm sofort seinen Köder aus dem Wasser um Schnursalat zu vermeiden, auch er bemerkte sofort dass es sich hier um einen guten Fisch handelte. Nach einem atemberaubendem Drill konnte ich nach einer ganzen Weile Drillzeit meinen ersten, komplett selbst gefangenen Meterhecht landen! Somit ging mein Wunsch nach nur zwei Angeltagen in Erfüllung. Nach nicht mehr als fünf Angelstunden hielt ich ihn stolz in den Händen, meinen Meterhecht! Wieder einmal hat es sich bestätigt, wer Fische fangen will muss dort angeln wo es Fische gibt!-In diesem Sinne möchte ich mich noch mal bei allen bedanken die mir dieses Erlebnis ermöglicht haben. Ganz besonders bei Jürgen Willig. Ohne seine Tipps würde ich heute noch auf dem Steg stehen und die Perücke von der Multirollenspule fummeln. Jeder der kein eigenes Boot besitzt und der seine Zeit nicht ausschließlich zum Fische suchen einsetzen kann ist bei Jürgen sicherlich an der richtigen Adresse! Alle Hechte dieses Kurztrips wurden auf Jerkbaits gefangen. Das Team Monarch Germany wird weiterhin Jürgens Gastfreundschaft zu schätzen wissen und sicher noch viele Jahre, nicht nur zum Hechtangeln wiederkommen! Viel Erfolg und nur Dicke“ wünscht euch Peter Wächter