Hechtangeln im Traumrevier „Mecklenburgische Seenplatte“

Normalerweise besuchen meine Frau Ivonne und ich Ende Mai die Raubfischtage von Angel-Ussat am Möhnesee und nutzen dies dann für ein paar Tage zum Raubfischangeln an der Talsperre.

Da uns aber der oft kräftige Wind am Möhnesee unsere letzten drei Angeltouren quasi vom Winde verweht hat, haben wir uns diesmal entschlossen etwas Neues auszuprobieren. Neben Schweden und den Rügener Bodden musste es doch noch ein anderes Revier geben das erfolgreiches Hechtangeln erlaubt, nicht allzu weit entfernt ist und zudem noch die Benutzung eines Motorbootes erlaubt ist. Wenn sich das Ganze dann noch mit weiteren Freizeitaktivitäten verbinden läßt wäre der Kurzurlaub perfekt. Zu diesem Thema viel mir dann nur die Mecklenburgische Seenplatte ein. Mit ihren hunderten beangelbarer Seen, hervorragendem Hechtbestand, vielerlei Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und der Möglichkeit mit dem Motorboot angeln zu gehen, war das Reiseziel klar: Deutschlands größter Binnensee, die Müritz. Da aber auch die Müritz 700 km von uns entfernt ist und es sich im Dunkeln mit Anhänger gut fahren läßt, klingelte der Wecker dann um 3 Uhr nachts. Nach 7 Stunden Fahrt angekommen, hieß es nach dem Einchecken in die Ferienwohnung und dem Trailern des Bootes erst mal für die nächsten zwei Tage das angelfreie Freizeitprogramm abzuspulen. Erkundungstouren mit dem Fahrrad, Besuch eines Bärenparks und der zufällig stattfindenden Regattawoche „Müritz-Sail“ sorgten für Kurzweil. Am Sonntag dann der erste Angeltag. Wir starteten zwar optimistisch, aber trotzdem mit gemischten Gefühlen. Gerade der erste Angeltrip an einem neuen Gewässer ist meistens wenig erfolgreich, da erst die nötigen Gewässerkenntnisse erworben werden müssen. Mit Seekarte und Infos der Müritzfischer (Berufsfischer, die auch Angeltouren durchführen, www.mueritzfischer.de) bewaffnet starteten wir vor Sonnenaufgang. „Sucht Euch Krautfelder, dann findet ihr auch die Hechte“ war der wichtigste Tipp der Müritzfischer. Gesagt, getan, aber auf dieser riesigen Wasserfläche kein leichtes Unterfangen. Das erste Krautfeld blieb ohne Fischkontakt, aber bereits beim zweiten rappelte es. Erst konnte ich einen ca. 65er Hecht landen, ein paar Minuten später dann die dicke Überraschung: Auf meinen 14er Zalt stieg ein starker Barsch ein, der ohne Zweifel der größte ist den ich bisher gesehen geschweige denn selbst fangen konnte, er maß 45,5cm. Vor Mittag fingen Ivonne und ich jeweils noch einen Hecht, bevor gegen Mittag dann die große Flaute einsetzt. Am Nachmittag dreht der Wind dann um 180°, und wir konnten nur noch einen kleineren Hecht überlisten. Am Montag dann ein ähnliches Bild. Vormittags bei leichtem Wind konnten wir mit zwei Hechten und einem guten 30er Barsch den Tag beginnen. An einem Angelplatz an dem wir bereits am Vortag erfolgreich waren packte ich dann, Da es mir an der gewählten Angelstelle etwas zu tief für Zalt oder Zam erscheinte, den großen sinkenden Buster Jerk aus, zu dem ich ja eine gewisse Hassliebe habe. Nach unserem Schwedentrip vom April weißt er zwar die ersten Bißspuren auf, wartet aber noch auf seinen ersten deutschen Hecht. Nach ein paar Würfen kam dann der ersehnte Biss. Im glasklaren Wasser ist die Größe des Fisches schon früh im Drill erkennbar, und nach gelungener Handlandung zeigte das Maßband 94cm. Na also – geht doch… Wir wiederholen die Drift, denn wo ein Hecht steht ist oft noch ein zweiter. Und siehe da, an der gleichen Stelle biß bei mir erneut auf den gleichen Köder der nächste gute Hecht von 85cm. Diesen Tag brechen wir dann am Mittag ab, da die Hitze und der riesige Ententeich wenig Erfolg für die nächsten Stunden versprechen. Normalerweise kein Grund für einen Hechtangler zum Einpacken, aber die lästigen Eintags- oder sonstwie- Fliegen zwingen uns zur Kapitulation. So ein Nachmittag in der Eisdiele ist ja auch nicht schlecht… Der Dienstag war eigentlich als Freizeittag geplant, aber wir entschließen uns zu einem Tagesablauf wie am Vortag. Bis zum Mittag können wir erneut 4 Hechte bis ca. 70cm überlisten, am Nachmittag besuchten wir dann das Süßwasseraquarium in der größten Stadt an der Müritz, in Waren. Das Aquarium wird aktuell neu errichtet und wird noch in diesem Jahr eingeweiht. Dann soll es das größte Süßwasseraquarium in Deutschland werden. Im noch alten Bereich falle ich am ersten Becken erstmal aus allen Wolken: Da schwimmen neben Hecht und Zander zwei riesige Barsche von knapp oder gut 50cm rum. Zwar wirkt die Scheibe eines Aquariums oft wie ein Vergrößerungsglas, aber der Vergleich Hecht und Zander läßt auf richtig kapitale Exemplare schließen. Aber als sich dann aus dem hinteren Eck des Beckens ein dritter Monsterbarsch ins Bild schiebt, verblassen die zuvor gesehenen Barsche zu Statisten. Wenn ich schätzen müsste würde ich auf >55cm tippen, aber hier muß ich nach der Ankunft zu Hause noch mal eine Mailanfrage an das Aquariumpersonal schicken. Im Wallerbecken befindet sich noch ein frisch aus der Müritz gefangener 25Pfündiger Hecht mit 1,21m Länge. Auch ein richtig großer Fisch, der aber gegen den Monsterbarsch verblasst!!! Den Mittwoch verlegen wir uns dann in das Jerkgewässer der Seenplatte, dem Kölpinsee. Durch einen Kanal mit der Müritz verbunden, können wir auch dort mit unserem Boot einfallen. „Hier sind die Hechte etwas kleiner als in der Müritz, aber man kann locker 15-20 Stück pro Tag fangen“ habe ich noch die Worte eines Einheimischen im Ohr. Das die Hechte dann aber sooo klein sind hätten wir nicht gedacht, haben sie doch im Schnitt so 40 – 45cm. Aber es gibt auch große Hechte, man muß sich nur durchangeln. Da der Kölpinsee ein einziges Krautfeld ist, bietet es sich an hier viel zu driften bzw. Gewässerstruktur zu suchen. Hier lassen sich dann die Hechtchen nicht lange bitten, was zumindest für Kurzweil sorgt. Im flachen Wasser lassen sich schärenlike Bisse und Nachläufer live erleben, auch sehen wir reichlich andere Fischarten. Als es ca. 40m vom Boot entfernt einen lauten Schwall gibt denke ich gleich an einen raubenden Barsch oder Hecht und werfe meinen Gummifisch sofort ein paar Meter versetzt hin. Noch im Absinken kommt der Biss, und dann beginnt die große Gegenwehr. Der Fisch kämpft stark und geht 4x über die hart eingestellt Bremse. Ich freue mich über den großen Fisch, als der Spuk kurze Zeit später vorbei ist. Die Fluchtirade, die ich anschließend losgelassen habe, hat Ivonne noch mit der Videokamera aufnehmen können, den Fisch haben wir leider nicht gesehen. Noch ca. 20min trauere ich der vergebenen Großhecht – Chance nach, als ich nahe am Boot einen guten Rapfen erblicke. Evtl. war der vermeintliche Großhecht ja ein Rapfen, das bleibt jetzt aber auf immer ein Rätsel. Meine Laune bessert sich aber auch nicht als ich noch einen guten Hecht kurz nach dem Biss verliere. Aber einige Zeit später ist das alles vergessen, denn ich kann noch einen 99cm großen Hecht mit einem Zam überlisten. Kurz vor Feierabend können wir dann noch einen ebenfalls ca. 90er Hechtnachläufer vorm Boot abdrehend erblicken, sind also trotz der vielen Kleinhechte frohen Mutes für den letzten Angeltag. So kommen wir an diesem Tag insgesamt auf 18 Hechte, Fehlbisse, Aussteiger und am Boot abgeschüttelte Hechte nicht mit eingerechnet. Der Donnerstag war unser letzter Urlaubstag und startete wie der Vortag, kleine Hechte bissen regelmäßig. Allerdings wie eigentlich schon die ganze Woche immer nur zeitweise, als halten sich alle Hechte an tariflich festgelegte Beißzeiten. Und in diesen Beißzeiten zeigt mir Ivonne was eine Harke ist, fängt sie doch immer mindestens zwei Fische wenn ich einen fange und erreicht erstmals eine zweistellige Hechtzahl. Der größte Hecht des Tages mist zwar nur 77 cm, kämpfte aber, wie viele Hechte bei den aktuellen Wassertemperaturen von ca. 19°, sehr stark und ausdauernd. Auch an diesem Tag haben wir dann gegen Mittag abgebrochen, da wir uns die Mittagshitze doch nicht antun wollten und für den folgenden Abreisetag noch das Boot raustrailern und Klamotten packen mussten. Fazit dieses Angeltrips: Wir haben ein super Angelrevier in wunderschöner Natur für uns entdeckt, das aufgrund seiner Größe aber nicht ganz leicht zu befischen ist. Mit der gewissen Ortskenntnis sollten permanent gute Fänge möglich sein. Große Fische sind auf jeden Fall vorhanden, auch während unseres Aufenthaltes konnten andere Gäste unseres Wohnparkes Meterhechte fangen, die aber nicht released wurden. An der Müritz wird hauptsächlich geschleppt, was wir aber nur kurz in kleinen „Verschnaufpausen“ durchgeführt haben (1 Fehlbiss). Leider ist die Schraubensteigung unseres Motorbootes nicht zum Schleppen geeignet, die Köder fliegen nur so durchs Wasser. Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit hatte es nicht mehr gelangt eine passende Schraube zu erwerben. Interessant ist wohl auch das Fischen auf Barsch, da hier riesiges Potential vorhanden ist. Der Kölpinsee ist ja durch Publikationen von Jerkprofi Jürgen Haese nicht ganz unbekannt, hat aber zwei Seiten. So viele Hechtattacken erinnern natürlich an Schweden, es kommt nie Langeweile auf. Leider sind 90-95% der Hecht wirklich sehr klein, die Attacken sind trotzdem heftig. Dafür entschädigen der allgemeine Fischreichtum und die Hoffnung auf die ebenfalls vorhandenen großen Hechte mit einer tollen Angelzeit, besonders wenn man eine Polbrille besitzt und das Leben unter Wasser verfolgen kann. Dies war bestimmt nicht unser letzter Angeltrip an die Mecklenburgische Seenplatte, vor allem wegen der unendlichen Möglichkeiten. Zum einen gilt allein die Angelkarte der Müritz für weitere 28 Gewässer, zum Anderen gibt es dort wegen des großen Hechtbestande analog zu Schweden keine Hechtschonzeit. Bericht von Michael Schellong, vor Mai 2009


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