Saisonstart mit Gummijerk auf Hecht…

Im Sommer letzten Jahres brachte ich mir aus den USA von der Icast-Show einige lustig aussehende Gummiaale mit. In einem Demo-Video wurde gezeigt, wie diese Köder höchst aufreizend durch ein

Schwimmbecken gezupft wurden. Von Jerk-Baits wusste ich, dass diese flankenden und in alle Richtungen gleitenden Bewegungen gut sein mussten. Ich war sicher, einen neuartigen, tollen Köder gefunden zu haben und brachte mir erste Muster direkt von der Messe mit nach Deutschland… Die ersten erfolgreichen Tests absolvierte ich dann im vergangenen Herbst in Schweden. Noch ungeübt mit der Köderführung fing ich trotzdem auf Anhieb Hecht – und das im wahrsten Sinne des Wortes in einer Beißphase, die alles andere als gut zu bezeichnen war. Leider erfolgte der Test in der falschen Zeit, denn die Vielzahl der Hechte stand bereits in sehr tiefem Wasser und war auch für Jerk-Baits unerreichbar! Sie wurden schließlich wieder weggepackt und sollten voller Hoffnung jetzt im ersten Schwedentest unter besseren Bedingungen erneut auf die Bewährungsprobe gestellt werden. Wieder hervor kramte ich die Aale für Praxisdemos auf den Messen Jagd&Hund sowie der Aqua-Fisch in Friedrichshafen. In den großen Köderbecken konnte ich die Präsentationstricks und Kniffe ausgiebig üben, was mir für die Praxis später eine große Hilfe sein sollte! Dieser intensive Praxistest stand nun in Schweden bevor! Es war klar, dass Jörg und ich zunächst auf „sehr lang bewährte“ Köder zurückgriffen und ihnen den Vorzug gaben. Wir wollten zunächst einmal „Fisch sehen“ und später testen…. Da die Hechte zunächst auch nicht so recht beißen wollten, wagten wir auch nicht, sofort tief in die Testphase einzudringen. Obwohl ich am ersten Tag der Tour nur sehr kurz den Köder testete, konnte ich bereits zwei Bisse verzeichnen. Diese Hechte fingen wir dann aber doch auf Gummifisch – es fällt auch mir immer schwer, von „lange Bewährtem“ wegzugehen… Auch am zweiten Tag fehlte die nötige Überwindung (was wir heute sehr bereuen!!!), zumal wir mehr und mehr den Eindruck gewannen, dass in der „Old Bay“ die meisten Hechte recht tief standen… Der Durchbruch Erst die Erkundung der Schären selbst führte uns zum „echten Test“. Wir fuhren in mir bekannt gute Gebiete, um die bis dahin unter den Erwartungen liegende „Fangquote“ aufzubessern. Jörg legte wie gewohnt mit „Bomber-Jointed“ richtig los. Ich testete Slottershads „S“, der Jörg am Vortag eine Hechtgranate von 25 Pfund beschert hatte, konnte dem Fangen von Jörg auf Bomber aber nicht folgen – wir hatten gleich morgens wirklich viele Bisse! Sowohl mein Shad, als auch der Bomber waren immer wieder „veralgt“ und mussten „enthaart“ werden… JETZT war der Moment gekommen, wo der neue Killer-Aal seine Qualitäten beweisen musste und konnte! Silber-glitter lief bei Shads gut, also montierte ich einen solchen Aal auch gleich. Auswurf, einige Zupfer… RAKETENBISS – Hecht – 97 cm. Für die Schären ein wirklich guter Hecht. Was für ein Teststart! Er hatte den Köder brutal beim ersten Auswurf genommen! Zufall? Wieder Auswurf, der Aal taumelte im links – rechts – Rhythmus verführerisch durchs Wasser. Gerade in dem superklaren Schärenwasser kann man den Lauf sogar in ein bis zwei Metern Tiefe noch perfekt beobachten. Während ich mich immer mehr für den tollen Lauf begeisterte, knallte wieder ein Hecht auf den Aal – er hing aber nicht! Erneuter Auswurf an die gleiche Stelle – Attacke – hängt! Ich war total happy, Jörg sah mich skeptisch an, denn der Bomber versagte nach der Morgenbeißzeit seinen Dienst! Zufall? Nein, denn mit größter Regelmäßigkeit wurde der „Silber-Aal“ von den Hechten attackiert. So stark, dass sie oft mehrfach hintereinander wie gestört auf das Teil stoßen, bis sie hingen. Bereits gegen Mittag hatte ich über 20 Hechte! Unglaublich, denn von anderen hörten wir, dass es eigentlich gar nicht so gut laufen sollte. Auch bei Jörg war mit „herkömmlichen Ködern“ etwas Sand im Getriebe. Zwar fing er hier und da einen Fisch, aber blieb bei weitem hinter dem Aal zurück… Köderführung ist absolut wichtig! Nach längerem „Einreden“, doch endlich auch den Aal zu probieren, ließ sich Jörg von einem Versuch überzeugen. Es zeigte sich, dass die Angeltechnik großen Einfluss auf den Fangerfolg hatte. Obwohl ich weiter Bisse bekam und fing, blieben bei Jörg (zunächst) die Bisse aus. Er war am Zweifeln, machte er doch scheinbar alles gleich wie ich… „Ist es die Farbe?“ „Ich kann das nicht!“ oder „Meiner läuft nicht…“ waren die Kommentare bei den Startschwierigkeiten. Ich redete auf ihn ein, „dabei“ zu bleiben, denn wo sonst hat man die Chance, einen neuen Köder so ausgiebig zu testen und sein Geheimnis zu knacken. Der Trick war ein gleichmäßig beschleunigter Ruck mit einer kontrollierten, kurzen Pause (1-2 Sekunden max.). Sobald der Köder in seiner Gleitphase langsamer wurde und in die Tiefe abkippen wollte, bekam er den nächsten Schlag (übrigens ganz normal an der UBS-Spinnrute gejerkt!). War die Taktfrequenz groß, so arbeitete der Köder sich hoch zur Oberfläche und war dort weniger erfolgreich. Es sah aber sehr gut aus und wird bestimmt zeitweise auch gut fangen. Für uns galt: Tiefer präsentiert und weit links-rechts ausschlagend war der Köder extrem erfolgreich! Jörg verstand mit der Zeit, worauf es ankam und fing schließlich auch genauso gut, zeitweise sogar besser als ich. Wir fuhren jetzt in „meine Spezialbucht“, in der ich früher schon sehr gut gefangen hatte. Dort trafen wir „Hechtkiller“ alias Jörg und „Bomber“ alias Horst. „10 Stück haben wir hier schon gefangen“ erklärten sie uns. „Heute morgen der erste Hecht auf Gummiaal gleich 1,04 Meter!“ Wir freuten uns riesig, dass wir nicht allein erfolgreich waren. Trotzdem etwas geknickt, dass die Bucht nicht mehr „jungfräulich“ war fuhren wir in eine viel versprechende Ecke. Jörg (in meinem Boot) fischt mit goldenem Aal, ich mit dunkelgrün. Nacheinander verpasste ich 5 Bisse und fluchte wie ein Rohrspatz. Jörg zeigte mir, wie es richtig ging und fing gleich mehrere Hechte hintereinander. Er hatte den Bogen raus! Ich wurde „gemein“ und montierte zwei neue, superscharfe extra-Drillinge am Köder. Endlich blieben auch bei mir wieder die Hechte „hängen“. Eine echte Fangorgie stellte sich ein und mehr und mehr kamen wir zur Überzeugung, dass wir eine echte „Waffe“ gefunden hatten. Ein nicht unerhebliches Maß an Schadenfreude kam auch auf, weil bei uns zuhause im Forum doch einige versuchten, den Köder schlecht zu machen. Offensichtlich keine Ahnung konnten wir gemeinschaftlich feststellen. Bomber wurde wahnsinnig, denn er hatte sich in Dortmund keinen Aal mitgenommen und stand „ohne“ zwischen uns. Hecht auf Hecht landete im Boot. Auch das Durchschnittsgewicht war außerordentlich gut! Nur einige Fehlbisse ohne Fisch ließen Horst Zweifeln und erklären: „Uli, ich MUSS jetzt auch so einen Aal haben“. Schweren Herzens trennten Jörg und ich uns sogar von zwei Aalen, worauf bei Bomber dann auch die Bissquote in die Höhe schnellte. Wir hatten aber „Erfahrungsvorsprung“ und eine deutlich besser Ausbeute. Hechte landeten weiter im Boot – wiederholt sogar im Doppeldrill, wobei es bei Bomber und Hechtkiller noch nicht sooo gut lief. Sie hatten einfach noch nicht 100-%ig den Bogen mit der Köderführung heraus. Wiederholte Zurufe und Erklärungen zur Köderführung sollten helfen. Wie bei „meinem“ Jörg brauchte es aber eine gewisse Zeit, obwohl Hechtkiller ja bereits eine Granate von 1,04 gelandet hatte. Es ging so weit, dass die beiden mit uns nicht mehr in der Nähe fischen wollten (spaßig gemeint und auch so verstanden…) Für die Köderführung zu unterscheiden ist auch die Haltung der Rute. Möchte man, dass der Köder „Saltos“ schlägt und rückwärts schwimmt, wird er mit aufrecht gehaltener Rute ruckartig „geschlagen“. Für die superlangsame links-rechts-Bewegung und besonders tiefe Präsentation im Wasser wird der Köder minimal mit abgesenkter Rute gezupft… In jedem Fall empfehle ich allen „Aalbegeisterten“, vor einem Field-Test den Nahbereichstest, wobei der Köder schon etwas ausgeworfen werden sollte und nicht nur mit 1-2 Metern Schnur vor der Rute „test-gezupft“ werden sollte. Ein klares Schwimmbecken und die Schären sind natürlich ideale „Testbehälter“… Deshalb ist der Aal so gut… Einen fängigen Köder hatte ich erwartet, aber eine derartig überzeugende Fängigkeit war nicht vorhersehbar. Wohl waren die Bedingungen für unseren Aal perfekt: Die Hechte standen später von 20 cm Tiefe bis in 3 Metern Tiefe in den Uferbereichen. Viele Algen, Pflanzen und Steine machten das effektive Angeln mit Wobblern, Shads usw. recht schwierig, weil man ruckzuck „Dreck“ einsammelte, wenn man diese flach am Ufer präsentieren wollte. Es war jedoch sehr wichtig, aus dem direkten Uferbereich in die Tiefe zu fischen. Mit dem Aal kein Problem. Irgendwer merkte einmal an, der Köder würde schneller Hänger produzieren und wäre für Bodennahe Präsentation ungeeignet. Objektiver Blödsinn, wie wir alle feststellten. Praktisch auf die Uferkante geworfen erfolgten die ersten Zupfer mit angehobener Rutenspitze im Oberflächenwasser. Mit zunehmender Tiefe senkte ich die Rutenspitze und ließ dem Köder ab und zu „Sinkpausen“, um Tiefe zu gewinnen. Damit konnte man nach Gefühl (in Gedanken) oder sogar mit dem Auge den Köder bis in die Tiefe verfolgen. Die Tendenz, störende Pflanzen usw. einzusammeln, war minimal. Die Angeltiefe und auch die Sinkgeschwindigkeit lässt sich perfekt über die Schnurspannung zum Köder kontrollieren. Möchte man kein oder sehr langsames Absinken des Köders, so hält man die Schnur straffer zum Köder. Möchte man Tiefe gewinnen, lockert man die Schnur. Dadurch war eine extrem vielseitige Präsentation möglich, die allen Situationen dort gerecht wurde. Am Ende des Tages konnten wir gemeinschaftlich 55 gefangene Hechte vorweisen, von denen etwa 45 Stück auf die Aale gebissen hatten (obwohl Jörg recht spät auf Aal umgestellt hatte!!!). Der Clou dieser neuen Köder hier ist die extreme Vielfalt der Präsentationsmöglichkeiten. Vom schnellen, im Zickzack-Kurs unter der Oberfläche daherhuschenden „Etwas“ bis zum super-langsamen, sterbenden Fischlein in allen wünschenswerten Wassertiefen ist alles möglich. Viele der Fische bissen bei langsamer Köderführung derartig gierig darauf, dass der ganze Köder bis in den Hals inhaliert wurde… Übrigens: Jens und Timo berichteten, dass Ihre herkömmlichen Jerkbaits zwar Interesse erzeugten, aber nicht genommen wurden! Ein weiteres Indiz für die These: Der Gummiaal hat das „Quentchen mehr“…. Defizite des Aals Trotz aller Begeisterung konnten wir über die „Mengenlehre“ in unserer Schwedenwoche auch Defizite feststellen. Tatsächlich muss ich zugeben, dass die Fehlbissquote mit dem großen Einzelhaken groß und nicht zufrieden stellend war. Erst, als eines meiner Gummifischsysteme mit 2 Drillingen montierte, war die Bissausbeute „normal gut“. Auch der größere Jerk-Aal schien zu diesem Zeitpunkt überdimensioniert zu sein. Er blieb hinter den Erwartungen zurück und muss sich noch beweisen. Die Befürchtungen, der Köder würde „zu schnell“ zerbissen, bewahrheiteten sich nicht! Auf einen Aal konnte ich allein über 30 Hechte überlisten. Ich denke, mit dieser Quote kann jeder Angler leben. Zugegeben, er ist mächtig zerbissen und muss jetzt ab und zu im Lauf kontrolliert werden, aber Fische fängt er immer noch. Montageempfehlungen Der Gummiaal ist ein sehr sensibles, physikalisch ausgeklügelter Gummijerk-Bait. Man ist geneigt, schnell einige Haken darauf zu montieren, um die Fängigkeit zu erhöhen, jedoch ist die Erhaltung des Schwerpunktes und des spezifischen Gewichtes (Sinkgeschwindigkeit!) von größter Bedeutung für den Erhalt der Fängigkeit. High-Carbon Drillinge richtig angeordnet sind Klasse! Falsch angeordnete Drillinge machen den Köder zur lustlos herumrutschenden Unterwasserkreatur mit nur durchschnittlicher Fängigkeit. Auch das Stahlvorfach mit Karabiner vor dem Köder ist wichtig. Bitte nicht wie bei anderen Jerk-Baits eine Stange vorschalten, sondern ein normales (nicht ummanteltes) Seven-Strand-Vorfach verwenden. An den „schwierigeren Tagen“ unserer Tour bissen die Hechte wiederholt nur vorsichtig in den Schwanz des Köders. Ein dort untergebrachter „Angstdrilling“, dessen 3. Haken halb abgekniffen und in den Schwanz gesteckt wurde, brachte auch diese Fische an den Haken… …. dort, wo die großen Einzelhaken abgekniffen wurden, haben wir die Hakenspitze wieder im Gummiköder eingestochen, um das Gewicht im Kopfbereich zu behalten! Überraschungen mit dem Aal Wahrscheinlich sind wir mit den Erkenntnissen noch nicht am Ende, denn in der neuen Fangeuphorie testete ich dann auch in der schwierigeren „Old Bay“ immer wieder diesen Köder. Auch an „unmöglichen“ Stellen über 4-6 Meter tiefem Wasser. Zwar konnte ich dort keine Massenfänge wie im flacheren Schärenwasser hinlegen, jedoch waren auch dort auffällig häufig Attacken und einige Fänge zu verzeichnen. Einen meiner größten Hechte dieser Woche verlor ich leider im Drill an der Oberfläche (auf dunkel-lila-farbigen Gummiaal) Jörg hatte auch erkannt, dass der Lauf des Köders von Zeit zu Zeit überprüft werden musste. Nach einem gefangenen Hecht positionierte er die Zusatzhaken gerade neu und zupfte den „Frischmontierten“ durchs Wasser (ohne Auswurf), als sich ein „Wahnsinniger“ laut klatschend sogar über der Oberfläche noch auf den Köder stürzte, weil Jörg den Köder bereits wieder aus dem Wasser gehoben hatte… Zusammenfassung und Prognose Klar, dass ein umfassendes Urteil noch nicht möglich ist, da wir nur in einer „Momentaufnahme“ sehr erfolgreich mit den Gummiaalen gefischt hatten. Trotzdem sind wir sicher, einen neuen Top-Köder für viele Situationen gefunden zu haben. Er ist wegen seiner Weichheit und Vielseitigkeit in Geschwindigkeit und unterschiedlich möglichen Wassertiefen herkömmlichen Jerk-Baits oft einiges voraus. Viele Hechte attackierten mehrfach den Köder, obwohl sie bereits einen Anhieb „mitbekommen“ haben. Dies führe ich auf die Weichheit und damit das Gefühl für den Hecht, auf etwas „Echtes“ zu beißen, zurück. Jeder, der sich mit diesem Köder einlässt, muss sich auf eine Lernphase einstellen, in der er die Vielfalt der Präsentationsmöglichkeiten austestet. Unkonzentriertes Umherzupfen wird lediglich durchschnittliche Fänge erwarten lassen. Jetzt zum Saisonstart macht dieser Köder fast überall Sinn! Wer gekonnt und konzentriert in Gewässern fischt, in denen der Hecht auch in Tiefen von 0-4 Metern Tiefe Beute attackiert, der wird mit diesem Köder ein echtes „Schmankerl“ besitzen. Silberaal nach 30 Hechten und vielen Attacken – sieht doch noch ganz manierlich aus? ……… Selbstverständlich nun auch bei Uli im Shop…. Bericht von Uli Beyer


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