Schattenräuber

Saisonstart im Mai auf Räuber: In der letzten Saison goss es wie aus Kübeln und wir fingen einige sehr schöne Hechte und Zander. Plötzlich riss der Himmel auf und die Sonne brach durch. Aus war´s

– die Bisse blieben aus und der Tag schien gelaufen… Es wird immer wieder gesagt, dass der Raubfischfang bei Sonnenlicht schlecht sei. So schien es auch an diesem Tag zu sein. Das stimmt meiner Meinung nach überhaupt nicht, denn gerade dann sind unsere Wunschfische häufig besonders gut auszumachen und zu fangen. Räuber sind dunkle Gesellen! Wer sie stellen möchte, muss sich häufig direkt zu ihnen hin begeben – ins Dunkel! An diesem Tag waren die Räuber zwar von unserem Fangplatz verschwunden, hatten aber das Fressen nicht eingestellt, wie sich später herausstellte! Schattenräuber finden… Leider kann ich mir selten spontan Zeit nehmen, wenn die äußeren Bedingungen zum Angeln optimal sind und die Räuber wegen günstigem Wetter gerade „draussen“ sind. Wenn ich mir Zeit zum Angeln genommen habe, dann möchte ich diese auch unbedingt und best-möglich nutzen. Wenn die Sonne scheint, habe ich schon lange kein schlechtes Gefühl mehr – im Gegenteil, denn jetzt ist Schattenzeit und alle Räuber legen sich sehr gern in den Schatten. Wer Schattenplätze findet und gezielt beangelt, hat beste Aussichten auf einen schönen Fangerfolg. Häufig sind es schon über dem Wasser sichtbare Schattenplätze, die jetzt als Sonneschutz über den Köpfen hängen. Unsere Angeltour zum Saisonstart setzten wir an einer weit über das Wasser hängenden Buschreihe fort, von der ich wusste, dass es eine „Hechtmarkise“ 1. Klasse war. Schon kurz nach unserem Eintreffen dort landeten wir einen kleinen und einen schöneren Hecht, bevor sich auch dort eher „Flaute“ einstellte. Tatsächlich waren die Bisse nicht mehr so aggressiv und regelmäßig wie früh morgens im Starkregen. Trotzdem gab es ab und zu noch einen vorsichtigen Biss und wir stellten fest, dass unsere Hechte nicht in der Tiefe des Schattenplatzes, sondern quasi mit den Köpfen direkt unter den Ästen noch immer auf Beute lauerten. Sie attackierten nur dann unsere Köder, wenn sie äußerst nah am Schattenplatz vorbei huschten – im Idealfall sogar darunter her schwammen. Wir angelten bestimmt schon eine Stunde auf einem 30 Meter langen Schattenstück, als plötzlich wohl die Schattenoma meinen flach unter dem Gebüsch platzierten Gummifisch attackierte. Ein toller Meterhecht landete nach riskantem und aufregendem Drill im Boot und es war der beste Fisch des Tages! Es war nicht das erste Mal, dass gezieltes Schattenangeln den besonderen Erfolg brachte. Häufig waren die Räuber erst mit dem kräftigen Sonnenschein auszumachen und stellten sich an den Schattenplätzen ein. Vorher waren sie wahllos im Wasser verteilt und schwer auszumachen. Die systematische Suche von Schattenplätzen ist bei kräftigem Lichteinfall die beste Methode, kapitale Räuber zu überlisten. Übrigens: Alle Räuber mögen Schatten – egal ob Hecht, Zander, Barsch oder Wels! Große Hechte stehen und dösen auch schon einmal mitten im Freiwasser – ohne Schatten. Schattenplätze werden aber bevorzugt von allen Fischarten aufgesucht und deshalb folgen auch die Räuber sehr gern dorthin. Zander, die immer lichtscheue Gesellen sind, tun dies auch ihren Augen zuliebe und sind dann besonders einfach auszurechnen. Brücken, überhängende Pflanzen, Pontons usw. sind natürlich tolle Schattenspender und einfach auszumachen. Schwieriger ist es schon mit Strukturen, die unter Wasser liegen: Steile Kanten, Rinnen usw. können aber auch bei entsprechendem Sonnenstand voll bepackte „Zandernester“ sein, wenn der Schatten nur sehr begrenzt vorhanden ist. Bootsangler, die es gemütlich mögen, können auch eine ganze Weile an einer Stelle stehen bleiben. Wenn sie sich ruhig verhalten, kommen die Räuber in den Bootsschatten wie die Friedfische nach dem Anfüttern zum Futterplatz. Schattenplätze beangeln Es kommt aber auch vor, dass man die Räuber genau lokalisiert hat und sie dennoch nicht beangeln kann. Eine besonders große Herausforderung sind immer spanische Welse, die sich liebend gern am Tage mitten in ein dichtes Krautfeld legen und dort gemütlich die aktive Fresszeit abwarten. Die Kunst des Anglers liegt dann besonders darin, den Köder möglichst nah an das Maul zu platzieren, denn wenn das passt, schnappt ein Wels häufig auch am Tage gern zu! Ich erinnere mich an einen missglückten Wurf in das auf dem Wasser liegende Ufergestrüpp. Natürlich hing der Köder darin fest und begann, mit der Rute zu ziehen und zu schlagen, um den Köder zu lösen. Es platschte und das Gestrüpp wippte, der Köder löste sich aber nicht! Plötzlich explodierte das Wasser dort und mein Büschel war samt Köder in einem mächtigen Welsmaul verschwunden. Welse sind da nicht so zimperlich, wenn sie in ihrem Schlafzimmer gestört werden… Diese „Methode“ haben wir dann wiederholt gezielt angewendet. Wir wateten durch die Fluten des Flusses und suchten nach verräterischen Bewegungen im Kraut. Große Welse, die sich zwischen Krautfahnen in 0,5-1 Meter tiefes Wasser legen, kann man mit Ausdauer und Beobachtung ausmachen. Die Kunst besteht im Lokalisieren des Kopfes. Wenn Sie den Kopf „gefunden“ haben, so müssen Sie diesen möglichst präzise mit lautem Platsch anwerfen und immer gibt es eine erschreckende Welsexplosion – manchmal mit glücklichem Ende für Sie, wenn der Wels reflexartig den Köder geschnappt und inhaliert hat. Es ist wahrscheinlich das spektakulärste Fangerlebnis mit Schattenräubern… In Flüssen muss man aber nicht nur „mitten rein“ werfen. Häufig stehen die Räuber strategisch günstig mit dem Kopf im Schatten und beobachten das Geschehen außerhalb des Unterstandes. Gezielte Würfe, so dicht wie möglich an den Schattenplatz mit auffälligen Ködern lassen den Räuber häufig attackieren. Sehr gute Werfer finden vielleicht auch die kleinste Lücke, die den Köder noch einige Zentimeter in den Unterstand hinein fliegen lassen. Aber Achtung – landet der Köder im Busch, kann der Räuber auch schnell vergrämt werden! Etwas Übung und gute Wurfköder sind dafür zwingend notwendig. Deshalb sollten schlecht fliegende Wobbler auch nicht die erste Wahl sein. Schwere Blinker, Spinner und Gummifische fliegen gut und erzeugen in Verbindung mit Kunstwürfen gute Aufmerksamkeit bei Wels, Hecht und Zander. Barsche würde ich mit Spinnern und kleineren Gummiködern bevorzugt anwerfen, wobei hier die Bebleiung auch deutlich leichter ausfallen sollte. Aggressionsköder einsetzen Für das Befischen am Rande eines Schattenplatzes verwende ich sehr gern Köder, die besondere Aufmerksamkeit erzeugen. Häufig wollen die Räuber gar nicht fressen, wenn sie im Schatten dösen, aber wir können uns auch hier einen wesentlichen Vorteil der Spinnfischerei zunutze machen: Räuber beißen nicht nur, um etwas zu fressen, sondern auch dann, wenn sie lästige Eindringlinge vertreiben wollen! Deshalb sind große Spinner, laute Rasselköder und besonders wild wackelnde, ruhig auch einmal schneller präsentierte Gummiköder besonders gut. Kann ich die Kante eines Schattenplatzes sauber abfischen, so sind für mich Oberflächenköder mit lautem Geplatsche erste Wahl. Wenn Sie einmal einen „bösen Räuber“ beißen sehen haben, werden Sie es gern öfter probieren, auch wenn es natürlich nicht immer klappt. Schwierige Situationen Leider stehen die Schattenräuber häufig nicht am Rande des Unterstandes, sondern mitten darunter, als wüssten Sie, dass sie dort nur sehr schwer erreichbar sind. Hat man eine Strömung, die unter den Unterstand treibt, so kann man auch wunderbar seine Offerten an den Räuber treiben lassen. Stromauf wird der Köder dicht an den Schattenplatz eingeworfen. Er sinkt dann, von der Strömung mitgenommen unter den Unterstand direkt zum Räuber hin! Aber Achtung, denn häufig stehen die Räuber flach unter den Schattenspendern, das heißt nicht tief unten am Grund, wo ein Sinkköder schnell hin gelangt. In diesen Fällen ist ein Schwimmwobbler oder Suspender deutlich besser angebracht, weil fast alle Schattenräuber ungern größere Verfolgungen aufnehmen. Die hohe Kunst des Anglers besteht tatsächlich darin, „maulgerecht“ zu servieren! Noch schwieriger, aber nicht unmöglich wird es, wenn die Strömung nicht mithilft. In den Boddengewässern rund um Rügen gibt es z.B. sehr viele Häfen, in denen sich die Barsche im Sommer sehr gern versammeln. Früh und spät jagen sie auch im Freiwasser, bevor sie sich bei starkem Sonnenlicht schnell unter den vielen Schiffen, quasi mit dem Rücken unter dem Boot versammeln. Die Herausforderung an den Angler ist es nun, fängige Köder unter den Booten her zuziehen. Dafür verwendete ich meist leicht bebleite Twister (5 Gramm Köpfe mit 4-6cm langen Gummis), die ich parallel zum Boot auswarf. Die seitlichen Vertäuungen machten schon diesen Wurf schwierig. Nach sehr kurzer Sinkphase verlagerte ich einfach meine Position auf die andere Seite des Bootes, so dass ich längs direkt unter dem Boot her zog. Fast jeder gelungene Wurf war ein Treffer, während viele Angler, die nur neben dem Boot blieben, leer ausgingen… Bericht von Ulrich Beyer


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