Schweden Oktober 2005

Der letzte Tag…

Wieder musste ein toller Schwedenurlaub zu Ende gehen. Wir hatten bisher riesiges Glück mit dem

Wetter. Nur Sonne (früh und spät mit Nebel) hatte uns durch diese Schwedenwoche begleitet. Die Temperaturen waren im sehr angenehmen Bereich und wir hatten noch nie so angenehmes Oktoberwetter erlebt. 10-20 Grad waren genau richtig für einen schönen Angelurlaub. Auch die Fische hatten bereits ordentlich mitgespielt, wenngleich es nicht immer ganz einfach war. Einige Mitfahrer hatten Grund zu besonderer Zufriedenheit. Dirk, Sandra und Daniel konnten Ihre ersten Meterhechte landen. Auch Jörg hatte schon zwei Metrige und etliche Neunziger in den letzten Tagen gelandet. Ausgerechnet mein „Meterkonto“ blieb bis zum letzten Tag bei Null und mein Rücken machte in den letzten Tagen bereits am Mittag schlapp… Heute war Sonntag und es war Vollmond, besser gesagt der erste Tag einer ausgesprochen guten Beißphase nach meinem „Apparat“ ( Anglers Edge). Es schienen alle gut drauf zu sein, denn auch Jörg war zu reichlich Späßen aufgelegt zu sein. Obwohl das Barometer schönes Wetter anzeigte, bezog es sich am frühen Morgen kräftig und wir befürchteten den ersten Regen des Urlaubs. Kühl war es auch geworden und eine ordentliche Briese aus Nord machte das Angeln schwierig. Jörg und ich beschlossen, die Old Bay mit unserem neu montierten E-Motor von Nord nach Süd systematisch abzudriften. Dabei sollten insbesondere wenig beangelte Stellen unter die Lupe genommen werden, denn die „alt-bekannten Stellen“ waren nicht sonderlich produktiv gewesen. In den letzten Tagen fingen wir dort pro Kopf nur bis zu knapp 10 Hechte. Kurz nach 8 waren wir am ersten Angelplatz und der Apparat zeigte eine satte 8 mit bleibend hohen Werten für die kommenden Stunden. Voller Optimismus, nur etwas kalt flogen zunächst Zalt, Zam & Co. ins (leicht trübe) Nass. Schon nach 5 Minuten klingelte der erste kleine Hecht an. Ein 50er Esox hatte sich auf einen 19 cm Zalt(blau-silber) im Freiwasser gestürzt. Erstaunlich, dass so kleine Hechte so große Köder über 15 Metern Wassertiefe attackieren. Der Anfang war aber gemacht! Weitere 10 Minuten später folgten Biss No. 2 und 3. Leider hingen beide nicht, aber unser Optimismus stieg. In den letzten Tagen gab es deutlich weniger Bisse in so kurzer Zeit. Jörg montierte einen großen Jerkfish und bekam auf ihn prompt auch einen echten „Hammerbiss“. „Sch….! Für mich ist der Tag aber gerettet – ich habe meinen Biss gehabt.“ Fügte er sarkastisch fröstelnd hinzu… Während wir drifteten, beobachtete ich immer wieder das Echolot und konnte wiederholt viele Fische im Tiefenwasser ausmachen. „Diese Drift nehmen wir noch einmal mit Gummifisch!“ schlug ich Jörg vor. „Das wird eine Uli-Tour“ kommentierte Jörg grinsend meinen Vorschlag. Der Wind blies inzwischen ordentlich und ich zog es vor, doch in mein „Ganzkörperkondom“ (roter Schwimmanzug) hinein zu krabbeln… Tatsächlich folgten in der gleichen Drift 3 weitere Hechte auf fluo-grüne Gummifische ( 15 cm Ijsselstar von Action Plastics). „Sie beißen super!“ freute ich mich. Ich denke, zu dieser Zeit waren es bereits 8 Hechte, die ich auf meinem Fangkonto verbuchen konnte. Jörg grummelte zurück: „Aber gar nicht bei mir!“ „Du hättest nach dem Biss nicht so ironisch werden sollen, das nehmen sensible Fische übel!“ erwiderte ich ihm lachend. Er nahm es locker, denn Jörg hatte in den letzten Tagen immer die größeren Fische bei uns ins Boot gelandet. Die nächste Stelle brachte wieder etliche Bisse und einige Fische – leider nur für Uli. Es war Mittag, als Jörg seine „Wunderwaffe“ auspackte: Den fluo-grünen Kopyto in 14 cm. „Der hat mich immer gerettet!“ Tatsächlich, schon Minuten später bog sich seine Rute und der negative Bann war gebrochen. Jetzt fingen wir abwechselnd und sehr gut. Ijsselstar contra „Klümpchenshad“ (so nannten wir die Wunderwaffe von Jörg). Jörg brach plötzlich in lautes Lachen aus, als er wieder drillte… „DAS IST MEIN REKORD!“ und hob einen winzigen „Microhecht“ ins Boot. „Der wäre optimal für´s Aquarium!“ lachten wir beide und beschlossen, endlich mal wieder zu fotografieren. Im Fangeifer ließen wir nämlich ziemlich fotofaul unsere Kameras links liegen. Der Gipfel war ein Superfisch, den natürlich wieder Jörg ins Boot zauberte. Ich war inzwischen jenseits der Marke 10, als Jörg mit seinem 4. Hecht wieder einen Meter ins Boot hievte. Bitte entschuldigt ausdrücklich, dass wir Euch von diesem Fisch deshalb hier kein Foto präsentieren können: Jörg meinte nur: „Der war auch gar nicht fotogen!“ als er ihn locker releaste… Irgendwie ärgerten wir uns hinterher doch ein bisschen, denn sooo viele Meter hatten wir diese Woche ja doch nicht im Boot! Hier sollte ein Bild stehen – sorry, wir haben Jörgs Meterfisch nicht fotografiert! „Sollen wir mal durch den Kanal? Dort ist es flach und geschützt!“ Ich montierte für eine ausgesprochene Flachwasserdrift den kleinen Jerkfishim Hechtdekor. Jörg fischte weiter seine Wunderwaffe und bekam prompt einen Hammerbiss in einer Schilflücke. „Hier wird´s aber sehr flach!“ meinte Jörg, als ein Hecht mit Affentempo ans Boot geschossen kam. Er inhalierte voley den Jerkfish. „Mit dem hatte ich in diesem Urlaub noch nicht viel geangelt!“ grinste ich… „Ej, jetzt reicht´s aber! Was sagt eigentlich Dein Apparat?“ fragte Jörg, als ich kurze Zeit später an einer neuen Schilfkante auf 3 Würfe 3 Hechte anlandete. „Wieder sehr hohe Werte! Wir kommen jetzt in die Abendbeißzeit…“ Jörg hatte diesen Hotspot verpasst, weil er durch Neumontage eine Zwangspause einlegen musste. „Jetzt bin ich wieder dabei!“ sagte er optimistisch, als sein Köder wieder Richtung Schilfkante flog! Beflügelt durch die tolle Beißerei (ich hatte inzwischen 17 Hechte) fingen wir an, zu flachsen. Rums, Jörgs Rute bog sich wieder und er lachte: „Die Stelle war gut, der Hecht ist aber weg…!“ Bums, meine Rute bog sich ebenfalls: „Denkste, da war noch einer!“ „Irgendwie scheint der Apparat wohl gar nicht zu lügen, oder?“ Jörg konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen: „Überleg´mal, wie ich gefangen hätte, wenn ich den Klümpchenshad gleich montiert hätte!“ Die nächste Schilflücke kam und mein Köder landete etwas daneben. Jörg kommentierte sofort: „Der steht aber genau drin!“ und platzierte seinen Köder genau in die Lücke. „Der steht aber ganz hinten drin!“ konterte ich mit einem Weitwurf hinter Jörgs Köder. Er zog seinen Köder mit Kraut und Fitz hinaus. „Das war alles nur ein Täuschungsmanöver! Der dicke steht daaaa!“ und mein neu montierter Shad Rap(sinkend) flog lang an der Schilfkante entlang. „Biss – ein Guter!“ schrie ich Jörg an. Er sah ungläubig auf und dachte, nach dem Spruch wollte ich ihn veräppeln. Tatsächlich hing aber ein wirklich guter Fisch am Haken. „Oh ja, der ist wirklich gut! Und ich dachte, Du wolltest mich mit dem Spruch wirklich ärgern.“ Kommentierte Jörg mich noch im Drill. Kurze Zeit später landete ein 1,07 Meter-Hecht im Boot. „Den fotografieren wir aber! Wobblerfotos brauchen wir eh noch ein paar…“ Es war Hecht Nummer 19 und, um es kurz zu machen – er war mein letzter Fisch des Urlaubs. „Besser konnte es doch nicht kommen, oder?“ Die letzten Fische fing Jörg und grinste dabei: „Die Nummer 20 habe ich Dir weggefangen!“ „Man muss auch verlieren können und mit einem auch so tollen Urlaub zufrieden sein!“ Wir beschlossen dann, diesen denkwürdig guten, letzten Tag zu beenden. Es war unser bester Tag in der Old Bay in dieser Woche, aber das hatte der Apparat ja auch versprochen… Bericht von Uli Beyer

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