Reisebericht Västervik 2006 11.05.2006

… bissige Hechte in Garagen, auf Fußballfeldern und Schachbrettern

Die Vorgeschichte Die fetten Jahre waren vorbei. Nachdem sich vor zwei Jahren ein Fischsterben in der Leine, meinem Hausgewässer, ereignet hatte, schienen sich die Bestände nicht mehr so recht zu erholen. Der Winter zehrte an meinen Kräften und ich spürte zunehmend meinen (Angel-)Entzug. Was lag also näher, als mit dem Team um Uli Beyer zum Hechtangeln nach Västervik zu fahren, der Hechthauptstadt Europas? Der Abfahrtstag: Die Wahl der Köder 14.04.2006 Gummifische, Frogger, Wobbler, Blinker, Spinner, Jerks, Gummiaale, Blau, Grün, Lila, Rosa, Glitter und Feuertiger … ich hatte im Vorfeld ausgiebige Informationen und Tipps erhalten, was ich alles zum Hechtfang benötigen würde. So türmten sich Köder aller Farben und Materialien auf meinem Schreibtisch. Nachdem ich mein Kram zusammengepackt hatte, wartete ich auf meinen Boots- und Hüttenpartner Frank Schlaak, welcher aus Dortmund bereits auf dem Weg zu mir war. Ich machte mich noch einmal mit meiner Technik vertraut. GPS, Seekarten und Echolot sollten uns durch die weitläufigen Schärengärten führen. Um 24 Uhr war es schließlich soweit: Wir starteten nach Västervik! Die Anreise: Ein Hechtlein zur Begrüßung 15.04.2006 Die Fahrt über die nächtliche Autobahn gestaltete sich äußerst angenehm. Da Anglern unter sich selten der Gesprächsstoff ausgeht, wurde die Reisezeit durch Fachgesimpel in alle erdenklichen Richtungen weiter verkürzt. Gegen 11 Uhr erreichten wir schließlich das Camp in Västervik und suchten unsere Tourbetreuer Jörg und Otto, genannt Bomber, auf, um schnell unsere Hütte beziehen und ans Wasser marschieren zu können. Am Steg angekommen, machte Frank seinen ersten Wurf der Reise – und wurde gleich mit einem Hecht belohnt. Das ist ja klasse, dachte ich mir, und warf meinen Wobbler aus – Hecht Nummer zwei folgte sogleich. Danach probierten wir ohne weitere Bisse unsere Köder im Hafenbecken aus. Gegen Nachmittag bekamen wir sogar schon unser Boot und starteten zur Old Bay, wo Frank einen weiteren Hecht nachlegen konnte. Damit war auch der erste Hot Spot bekannt: Die „Garage“, ein überdachter Anleger für ein Boot in einem Wochenendhaus. Tag 1: Wer sucht, der findet nicht immer 16.04.2006 Die Old Bay war ein Fjord, welcher weniger, dafür aber größere Hechte beherbergte. Heute sollte es aber in die zerklüfteten Schärengärten gehen, die stückzahlmäßig mehr Hechte bringen sollten. Wir wählten auf unserer Karte ein Erfolg versprechendes Gebiet aus und suchten nach interessanten Strukturen, Wind zugewandten Ufern, Buchten, Schilfkanten, Wasserpflanzen und höheren Temperaturen. Trotz höchster Anstrengungen, diversen Untiefen und „Schraubenfallen“ knapp unter der Wasseroberfläche ausweichen zu müssen, fanden wir zielsicher ein Gebiet nach dem Anderen, das förmlich nach Hecht roch. Nur die Hechte waren leider nicht da. Nachdem wir stundenlang und kilometerweit mehr oder weniger orientierungslos umher geirrt waren, verließ uns allmählich die Motivation. Wo sollten wir suchen? Wo waren die anderen Boote, die am ersten Tag hier bereits gut gefangen hatten? In Großgewässern ist die Suche eben schwer, da half nur zurückfahren, Gedanken neu sortieren und weitere Infos einholen… Tag 2: Das Massaker in der Old Bay 17.04.2006 Nach der gestrigen Flaute wollten wir heute einen vollen Tag die Old Bay befischen, in welcher Frank vom letzten Jahr einige gute Stellen kannte. Wir ankerten vor einer Schilfkante und suchten das Wasser nach Fischen ab. Nach kurzer Zeit schlug es in meine Rute, ich konnte endlich meinen ersten Bootshecht landen. Eine Stelle weiter krümmte sich meine Rute erneut, dieses Mal ein wenig mehr. Als sich die Hechtdame von 93cm an der Oberfläche zeigte, bereute ich, den Kescher im Auto gelassen zu haben. Beherzt setzte ich zur Handlandung an und vergriff mich in die Kiemen. Aber erst einmal den Fisch aus dem Wasser. Ich sah das Blut im Hechtmaul und war besorgt, das Tier verletzt zu haben. Irgendwie erwischte es auch noch meine zweite Hand. Ich stellte fest, dass der Hecht im Gegensatz zu mir keinen Tropfen Blut verloren hatte. Aber ich hatte ja Taschentücher, Panzertape und Tesafilm parat. Und da ich mit der schwangeren Dame nachsichtig war, wurde das Tier nach einem kurzen Foto auch sogleich wieder „released“. In Bruce-Willis-Manier ging es nun mit blutigen Händen weiter erfolgreich auf Hechtsuche. Gegen Nachmittag erwischte Frank noch einen schönen 90er Hecht. Am Abend stellten wir uns wieder die Frage, ob wir einen weiteren Versuch in den Schären versuchen wollten. Laut Bomber und Jörg war das Fischen dort zurzeit jedoch aufgrund des noch sehr kalten Wassers sehr schwierig, sie hätten die Hechte nur auf der Fläche eines „Fußballfeldes“ gefangen. Tag 3: Frank schlägt zu 18.04.2006 Fußballfelder in den Schären zu finden schien nicht zu unseren Stärken zu gehören. Wir brachen also erneut in die Old Bay auf und fuhren bekannte Hot Spots und neue verdächtige Stellen an. Das Angeln zeigte sich von seiner zähen Seite, jeder Hecht musste hart erarbeitet werden. Gegen Mittag frischte der Wind erheblich auf, ich kam mit zeitweilig vor wie auf der Ostsee. Der Anker hielt das Boot nicht mehr auf der Stelle, wir drifteten mehrmals ins Schilf. Zum Glück beruhigte bald ein 90er Hecht meine Nerven. Nach einem kurzen Schauer ging es weiter durch die Brandung. Gegen Abend legten sich die Wogen allmählich und wir staubten erneut einige Garagenhechte ab. Doch plötzlich knallte es richtig in Franks Rute. Der anhaltende Druck verriet schnell, dass da ein Tier jenseits von gut und böse am Slotti-Spezial-Flusskönig hing. Zum Glück hatten wir dieses Mal den Kescher dabei. Nach erfolgreichem Drill hielt Frank einen Hecht von 117cm und 12kg in den Händen, welcher der schwerste der Tour bleiben sollte. Am Abend trafen wir alle beim gemeinsamen Grillen zusammen und philosophierten über neue Fangstrategien und Gebiete. Tag 4: Der Tag des Kopytos 19.04.2006 Frank schwebte am Morgen verständlicher Weise immer noch im siebten Hechthimmel und ich nutzte die Gunst der Stunde, ihn auf einen weiteren Trip in die Schären vorzubereiten. Das Rätsel um die verborgenen Fußballfelder musste doch zu lösen sein. Nachdem ich meine Hände routinemäßig mit Pflastern zugetaped hatte brachen wir erneut in die unendlichen Weiten auf. Mit der Zeit bekamen wir ein immer besseres Auge für viel versprechende Stellen und es rappelte tatsächlich in unseren Ruten! Es ging ja doch! Nach einigen Köderexperimenten stellte sich ein klarer Favorit für uns heraus: Kopyto, 12cm, Farbe Weiß-Gold-Blau-Grün-Glitter. Bucht für Bucht fischten wir uns durch die traumhafte Landschaft und konnten bis zum Ende 25 Hechte auf die Schuppen legen, von welchen zwei nur knapp den Meter verfehlten. Aber das Beste war den Hechten zusehen zu können, wie sie auf unseren Kopyto knallten… die Schären verwandelten sich mit einem Schlag von der Hölle in das Paradies! Am Abend passierte dann das Unglaubliche: WIR wurden auch mal gefragt, wo wir denn gefangen hätten… natürlich auf den Schachbrettern, zu erkennen an den schwarz-weißen Karos auf dem Gewässergrund! Und dazu vielleicht noch ein paar Stoppeln? Tag 5: Zurück in der Old Bay 20.04.2006  Heute war wieder ein „Frank-Tag“ in der Old Bay angesagt. Die üblichen verdächtigen Stellen brachten vereinzelt Fische, dann schepperte eine größere Dame in die Rutenspitze meiner „Beast Master“. Kurz darauf konnte auch ich meinen ersten „echten“ Meterhecht der Tour in meinen Händen halten. Gegen Mittag nahm der Wind wie immer fast unerträgliche Ausmaße an, wir fuhren zu unserem gewohnten Rastplatz. Am Abend schlossen wir den Tag mit einigen weiteren kleineren Hechten ab und stellten fest, dass an den Garagen nun nichts mehr zu holen war… Tag 6: Verliebt in meinen Kopyto! 21.04.2006 Der letzte Tag gehörte dann wieder mir und es ging zurück in die Schären. Ohne weitere Experimente verließen wir uns auf unseren bewährten Köder und brachten noch einmal 24 Hechte für kurze Zeit aus dem Wasser. Welch ein Abschluss! Doch auch die Fänge der anderen Teammitglieder mit über 700 Fischen insgesamt sollen nicht unerwähnt bleiben. Besonders der Fang eines toten Waschbären steht zweifelsfrei außer Konkurrenz, welcher das Gummi einfach „volley inhalierte“. Das Tier wurde selbstverständlich wieder schonend zurückgesetzt… Die Abreise: Wie sagt man Danke auf Schwedisch? 22.04.2006 Völlig erschöpft packten wir unsere Sachen, dann ging es nach einem Gruppenfoto leider wieder in Richtung Heimat zurück. Noch lange sollten wir von den vielen Eindrücken zehren, die sich uns hier in den sechs Tagen boten. Nach anfänglichen Schwierig- keiten steigerten sich die Fangerfolge dramatisch und wir erlebten alle das Angeln von seiner schönsten Seite. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal besonderen Dank an Jörg und Bomber aussprechen, die sich stets um das richtige Gruppenfeeling und die Erfolg versprechenden Fangtipps bemühten. Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder! Bericht von Martin Sack


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