Inzwischen ist es fast ein Jahr her, dass ich mich von Jürgen Stegherr von Bavarian Guiding Servicezu einer außerordentlich ungewöhnlichen Spinnangeltour überreden ließ. Er…
…lud mich zu sich nach Spanien ein und versprach ein Spinnfischen der Superlative. Große Waller sollten in seinem Revier unter seiner Mithilfe überhaupt kein Problem darstellen: „Du wirst unter Garantie viel Spaß und bestimmt auch einige schöne Waller haben!“ Es war Mitte September, als ich dann mit Horst Hansen erstmalig mit Ryanair nach Barcelona flog. Mit einem Leihwagen waren wir dann sehr schnell und vor allem ziemlich günstig vor Ort (Pro Kopf beliefen sich die Hin- und Rückreisekosten gerade einmal auf ca. 160,- Euro). Eine trübe Kakaosoße zeichnet den Stausee direkt vor Mequinenza aus. Als Spinnangler mag ich eigentlich eher klares Gewässer, aber Jürgen erklärte mir, dass diese Brühe genau das Richtige sei… Die ersten Tage hatte Jürgen noch keine Zeit – er musste sich um neu ankommende Kunden kümmern und ich war auf mich allein gestellt. Mit Olivier Portrat begaben wir uns auf den „oberen Stausee“ und vergnügten uns mit kleinen Zandern, die recht gut bissen. Dort war das Wasser klar und „meinen Vorstellungen entsprechend. Lange Konzentration in dieser Hitze (immerhin am Mittag über 40 Grad im Schatten) war aber nicht möglich, so dass wir uns zeitweise für den einfacheren Fang mit der Schleppangel entschlossen. Mit meiner Uli Beyer Spezial (WG 85 Gramm) und 8 Kilo Stroft ruckte es alle 15 – 20 Minuten und ein Zander wurde für kurze Zeit seinem kühlen Nass entzogen. Es kehrt ein gemütlicher Trott bei einem kühlen Drink ein, als mir plötzlich und völlig unerwartet die in der Hand gehaltene Rute fast ins Wasser gerissen wurde. Olivier grinste: „Waller! Und wohl kein ganz kleiner…!“ Zeitweise hatte ich das Gefühl, das Biest hat sich am Boden verkankert. Ich drillte 15 – 20 Minuten an einem ca. 1,50 Meter langen Fisch, der sich meinen tieftauchenden Fingerling inhalieren wollte. Dieses Erlebnis bewog mich, meine ursprüngliche Idee zu begraben. Die UBS war für gezieltes Wallerangeln dann wohl doch eher unterdimensioniert, wenn es in die Bäume und Strömung „unten“ gehen sollte. Hier im oberen Stausee war es lustig, aber sehr langwierig. Jürgen sprach immer wieder von Gewitter und „hoffentlich kommt das runter! Wenn das diese Woche runterkommt, wirst Du Dein blaues Wunder erleben!“ Die Wolken verdichteten sich tatsächlich und hier und da tröpfelte es, als wir uns auf unsere erste Flusstour zu Fuß begaben. Wir begaben uns an den Rio Segre zur „2-Minuten-Stelle“. Diese Stelle hieß so, weil fast immer nach 2 Minuten der erste Biß erfolgte, wenn nicht dauernd dort geangelt wurde, erklärte Markus mir. Am Wasser angekommen, klatschte und schmatzte es ziemlich heftig. „Große Waller!“ erklärten mir Jürgen und Markus. Ungläubig sah ich mir das Spektakel an und fischte über die Fische hinweg. Wie vom Hecht gewohnt, überwarf ich die „Schmatzstellen“ und zog darüber und tatsächlich gab´s den einen oder anderen Wasserschwall. „Verärgert?“ fragte ich mich, weil ich keine richtige Attacke ausmachte. Jürgen grinste, als er mich sah und zeigte mir, wie es richtig geht: „Du musst denen dirkekt auf den Kopf werfen!“ Er stand wartend am Ufer und suchte den nächsten Schmatz-Wels! DA – ein mächtiger Wasserschwall mit dem implodierenden Sound einer Weinflasche verriet einen weiteren jagenden Waller. Jürgen warf sofort darauf und innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde explodierte das Wasser dort. Der Waller hatte reflexartig zugebissen! Nach ca. 5 minutigem Drill (an schwerem Wallergerät!) konnte Jürgen einen für mich riesigen 1,80 Meter Waller landen. Er grinste, fragte „gut?“ und ließ den Fisch gleich wieder schwimmen. An seinem Versprechen musste wirklich etwas dran sein und ich war hoch motiviert. Leider ließ das Schmatzen nach dem Drill dann doch erheblich nach und wir fuhren zurück. Nachts passierte das, was Jürgen sehnlichst erwünscht hatte: Ein gewaltiges Gewitter mit reichlich Regen ging auf Mequinenza herunter. Morgens war er wie elektrisch und sagte: „Heute knallt´s! Pack´die Sachen ein, wir fahren gleich los!“ Schnellstens sortierte ich einige Köder zusammen und sprang mit Horst zu Jürgen ins Auto. Wir fuhren an einen neue Stelle, an der sich eine große Fläche mit Strömung und Stillwasserbereichen ausgebildet hatte. Das Wasser war wegen des Regens total trübe und um ca. 40 – 50 cm gestiegen. Jürgen brannte vor Optimismus. Der anstrengende Fußweg zum Wasser schien sich aber gelohnt zu haben, denn auf Anhieb entdeckten wir an der gewählten Stelle gleich mehrere jagende Waller an der Oberfläche – leider waren viele außerhalb der Wurfweite. Da! Ein Schmatzer im Ufergras kam mir genau passend! Meinen chartreuse-farbigen Gufi platzierte ich sofort dorthin und wieder explodierte für mich unvorstellbar schnell das Wasser! „Hängt! -Wahnsinnsviehcher!“ Ein 1,10 Meter langer Waller wurde schnellstens aus dem Wasser befördert. Ich wanderte gegen die Strömung und machte zwischen zwei reißenden Strömungskanälen einen kleinen, ruhigeren Kolk aus. „Da könnte doch etwas drinstehen!“ dachte ich und warf hin. Wieder Explosion + Fisch: 1,35 Meter! Ein etwas längerer Drill brachte mich schon in Schwierigkeiten, weil die Strömung teilweise recht stark war. Egal – dahinter war noch ein Kolk, der von dem Theater unberührt blieb. Nach einigen Fotos krakselte ich zum nächsten Minikolk und war den an. Auf den Platscher passierte aber nichts – ich war schon fast etwas enttäuscht, als ich den Gummifisch herauszog. Er erreichte gerade die Strömungskante in die richtig scharfe Strömung nur 3 Meter vor mir, als das Wasser zu beben begann und sich ein riesiges „Loch“ hinter meinem Köder öffnete. Was dann passierte, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Eine Explosion von bis dahin ungeahntem Ausmaß von einer riesigen Flucht gefolgt ließ mich zu Tode erschrecken. In weniger als einer Minute war die Rolle meiner 4000er Stella leergezogen und ich drillte ein Ungeheuer auf der Spulenachse. Mit Mühe stolperte ich in meinen Birkies dem noch immer wild ziehenden Fisch durch die Strömung hinterher. „Unglaublich! Ob der überhaupt zu bändigen ist?“ dachte ich während ich halb staksend, halb schwimmend dem Fisch in ruhigeres Wasser folgte. Jürgen amüsierte sich unterdessen köstlich – Horst filmte und war begeistert von meinen Badeübungen! Ich dachte eigentlich überhaupt nicht daran, dass dieser wilde Kämpfer am anderen Ende irgendwie zu landen sei, aber nach 5- 10 Minuten kehrte doch etwas Ruhe ein. Zwar musste ich mir die Schnur meterweise zurückholen, die Last an der Rute war gewaltig, aber irgendwie folgte der Fisch meinem Zug. Eine Schilfinsel, die zwischen Fisch und mir lag, stellte noch eine Gefahr dar, aber unter Vollast konnte ich die Schnur darüber wegziehen und hatte den Fisch endlich im ruhigeren Wasser – erstmalig nach dem Biss per Blickkontakt: Jürgen gratulierte schon und sagte: „Super! 2-Meter-Fisch und 100-Pfünder kannst Du schon abhaken!“ Meine Birkies schwammen nebenher, die Landung des Dickfisches stand aber im Vordergrund. Jürgen packte in ein dickes Krautpüschel mit widerwillig geöffneter Schnauze: „Hab ihn!“ Petri Heil!“ Er zog ein echtes Monster an Land und ich war total erleichtert. „2,08 Meter und 115 Pfund fängt man nicht alle Tage!“ gratulierte Jürgen dann zum Abschluß eines sehr denkwürdigen Angeltages. Uli war infiziert… In den Folgetagen erlebten wir noch viele tolle Welsdrills. Ein noch stärkerer Gewitterschauer ließ die Fische später noch besser beißen und ich verlor an gleicher Stelle nach 10 – minütigem Drill durch Schnurriss ein wahres Wallermonster, so dass für mich fest stand: „Hier musst Du ganz schnell wieder hin!“ Mit 26 Wallern auf Kunstköder hatte ich mehr Waller als die Bojenangler überlistet und fuhr super zufrieden nach Hause… Meiner Frau Angela berichtete ich natürlich überglücklich von den neuen Erlebnissen. Warum ich 2 Wochen später sofort wieder nach Spanien fuhr und was Angela und ich dann erlebten, erzähle ich in einem neuen Wallerbericht… Wir bieten Wallerreisen zu Jürgen und seinem tollen Guiding-Team an! Ein äußerst komfortables Appartment für 2 Personen mit 5 Tagen Guiding, was wir dringend empfehlen, kostet pro Person 695,- Euro. Voraussichtlich werden wir im kommenden Jahr auch wieder eine Gruppenreise durchführen, die noch etwas günstiger sein wird, allerdings absehbar auch schnellstens ausgebucht sein wird. Bei Interesse meldet Euch bitte bei Angel-Ussat (Tel: 0231 445647 oder per Mail [email protected]) Bericht von Uli Beyer