Sieht aus wie Fisch, schwimmt wie Fisch. Ist aber keiner. Genau, die Rede ist vom guten alten Wobbler. Seit Jahrzehnten verdanken Generationen von Petrijüngern ihren ersten…
…Hecht diesem Inbegriff des künstlichen Köders. Entstammten die ersten Modelle noch den Köpfen von Angelenthusiasten, die ihre Ideen kunstvoll in Handarbeit umzusetzen wussten, sind heutzutage ganze Entwicklungsteams damit beschäftigt, den Verführer der nächsten Generation zu kreieren und vom Band laufen zu lassen. Immer ausgeklügeltere Neuheiten drängen in die Fachgeschäfte und der Angler steht vor meterlangen Regalen mit Wobblern in allen Größen und Farben. Doch an den Grundprinzipen hat sich nichts geändert und auch in Zukunft werden gewisse physikalische Prinzipen ihre Geltung behalten. Der Spinnfischer tut gut daran die wichtigsten Regeln zu kennen, um beim Einkauf und am Wasser die richtige Entscheidungen treffen zu können. Wobbler werden überwiegend aus Holz oder aus Plastik hergestellt. Beide Werkstoffe haben ihre ganz speziellen Eigenschaften. Die hölzernen Versionen haben ein lebendigeres Laufverhalten als die Kunststoff-Kollegen. Nach allzu vielen Hechtattacken kann es trotz ausreichender Lackschicht passieren, dass der Köder Wasser zieht. Das ungewollte Gewicht wirkt sich natürlich auf das Schwimmverhallten oder besser gesagt auf die Sinkeigenschaften aus. Holzwobbler bedürfen daher einer gewissen Pflege. Festgestellte Beschädigungen sollten nach dem Austrocknen mit Klarlack versiegelt werden. In die besonders weichen Balsaholzkonstruktionen kann Meister Esox ohne größere Schwierigkeiten seine nadelspitzen Zähne hineintreiben. Bei einem Anhieb wirkt dieser Klammergriff wie eine Bremse. So etwas kann bei den extrem harten Kunststoffködern nicht passieren. Die Beißer rutschen ab und der Haken kann sicher greifen. Allerdings sind die Plastikkonstruktionen auch empfindlicher. Eine Landung auf der Steinpackung oder der unfachmännische Versuch eine verbogene Öse zu richten, enden nicht selten mit ernsthaften Beschädigungen des guten Stückes. Ganz unabhängig vom Baumaterial können Wobbler schwimmen, schweben und auch sinken. Die Schwimmeigenschaften lassen sich sehr genau über zusätzliche Gewichte, meist in Form von Bleibeschwerungen, definieren. Die schwimmenden Versionen werden zweifelsohne am häufigsten eingesetzt. Nach meinem Empfinden nicht unbedingt, weil es sich dabei immer um die beste Wahl handelt, sondern viel mehr deshalb, weil die meisten Angler mit diesem Merkmal weniger Köderverluste assoziieren. Die Floater tauchen nur solange ab wie sie in Bewegung sind und Wasserdruck auf die Tauchschaufel wirkt. In den Einholpausen steigen diese Köder mehr oder weniger schnell in Richtung Oberfläche auf. Dieses Verhalten können wir uns ganz gezielt zunutze machen. Zum einen erlauben diese Eigenschaften dem Wurfangler das gezielte Befischen von schwierigem Gelände. Sobald wir ein Hindernis spüren und den Einholvorgang stoppen steigt der wertvolle Verführer auf. Die potentielle Hängerstelle kann so im wahrsten Sinne des Wortes umschifft werden. Darüber hinaus üben diese unregelmäßigen Tauch- und Aufsteigemanöver eine magische Anziehungskraft auf die Entenschnäbel aus. Stopp & Go heißt das sehr erfolgreiche Wechselspiel von kurzen Zwischenspurts und Aufstiegsphasen. Sinkende Wobbler machen das, was das Attribut vermuten lässt. Sie sinken. Allerdings mit einem für uns sehr wichtigen Zusatz: Wenn sie nicht in Bewegung sind. Oder anders herum ausgedrückt. Sinkende Wobbler arbeiten nahezu in der Tiefe, in der mit dem Einholen begonnen wird und sinken nicht weiter ab solange wir sie auf Trab halten. An bekannten Gewässerabschnitten stellen diese Eigenschaften einen großen Vorteil dar. Nach dem Auswurf brauchen wir die Sinker nur kontrolliert absinken lassen und können sofort in der fängigen Tiefe fischen. Schwimmende Modelle müssen sich erst auf mehr oder weniger langem Wege in die Fangzone vorarbeiten. Wertvolle Meter, die gerade für den Uferangler über Erfolg oder Misserfolg entscheiden können. Die goldene Mitte bilden die schwebenden Wobbler. Absolut zuverlässige Waffen, zu denen kein Hecht wirklich Nein sagen kann. Die neutrale Ausbebleiung sorgt dafür, dass die Suspender, wie diese Vertreter auch genannt werden, in den Einholpausen weder weiter abtauchen noch emporsteigen. Vielmehr stehen die wirklich guten Modelle dieser Baureihe während der Stopps zitternd im Wasser. An erkannten Unterständen kann man den Raubfischen so regelrecht auf der Nase herumtanzen. Ein Spielchen beim dem auch erfahrene Hechte irgendwann die Nerven verlieren. Über die Bebleiung hinaus haben Größe und die Stellung der Tauchschaufel maßgeblichen Einfluss auf die letztendliche Tauchtiefe. Kleine und senkrecht stehende Lippen kennzeichnen den Flachläufer. Je größer das Bauteil ausfällt und je flacher es montiert ist, desto weiter geht es auf Tauchstation. Erfreulicherweise machen immer mehr Hersteller wirklich zuverlässige Angaben über die Tauchtiefen ihrer Produkte unmittelbar auf den Verpackungen oder auch auf Schautafeln in den Fachgeschäften. Eine wirklich große Hilfe. Beachten wir bei der Auswahl der Ködergröße einige Spielregeln, dann können wir unsere Fangaussichten deutlich erhöhen. Im Verlauf der Jahreszeiten ändern die Entenschnäbel ihre Fressgewohnheiten teils drastisch. Nach dem Laichgeschäft im Frühjahr müssen die Jäger schnell wieder zu Kräften kommen und fressen alles, was in Reichweite gelangt. Bei der Auswahl der Ködergrößen brauchen wir keine Rücksichten zu nehmen. In den Sommermonaten sind sie auf die leichter zu erbeutenden Jungfische spezialisiert. Große Köder bringen weniger Fisch und selbst kapitale Hechte steigen immer wieder auf Köder um die 15 cm Länge ein. In den Herbst- und Wintermonaten ist die breite Masse der Gattung Esox Lucius wieder auf echte Brocken eingestellt. Jetzt lohnt der gezielte Einsatz von Großködern. In Bezug auf die Farbauswahl lassen sich auch bei den Wobblern die Regeln nicht neu erfinden. Grundsätzlich gilt es so natürlich wie möglich zu fischen. Soll heißen: Das aktuelle Futterfischaufkommen bestimmt die Entscheidung. Barsch- Weißfisch- Herings- und Forellendekors stehen in ausreichendem Maße zu Verfügung und niemand kommt ernsthaft in Verlegenheit ein Naturdekor anbieten zu können. Erst wenn sich damit der Erfolg nicht einstellt, weil z.B. die Sichtbedingungen unter Wasser sehr schlecht sind, wird auf Schockfarben zurückgegriffen. Dann trumpfen beispielsweise die Firetiger und Fluo Barsche. Erstaunlicherweise ist es immer wieder einen Versuch wert auch in sehr klarem Wasser mal einen dieser Schocker anzubieten. Ich habe es mehr als einmal erlebt, dass sich die Hechte in glasklarem Wasser mit Anlauf auf die grellen Muster stürzen. Womit mal wieder bewiesen wäre: Der Köder muss dem Fisch gefallen nicht uns. Experimentieren ist und bleibt Trumpf. Der Hecht bevorzugt es, seine Beute von unten anzugreifen. Unabhängig von der Jahreszeit sollte der Köder daher lieber zu flach als zu tief angeboten werden. In Fliessgewässern werfen Uferangler am besten schräg gegen die Strömung aus und holen den abtreibenden Köder im Halbkreis wieder ein. Beim Einholen mit der Strömung muss zwangsläufig schneller eingekurbelt werden als bei Fischen gegen den Wasserdruck. Grundsätzlich ist es angesagt erst die Uferpartien sauber abzufischen, bevor es auf große Fahrt geht. In der Praxis werden da noch häufig genug Fehler gemacht. Gerade in Gräben stehen die Hechte oft sehr ufernah. Trampeln wir dort erst mal eine Weile herum und befischen nur die weiter draußen gelegenen Stellen, dann haben wir die Entenschnäbel vor unseren Füßen garantiert verscheucht. Also: Immer schön vom Ufer weg nach draußen vorarbeiten. Die Artenvielfalt der Wobbler erlaubt es dem Spinnfischer auf alle erdenklichen Situationen am Gewässer reagieren zu können. Die meisten Pluspunkte sammeln die Wobbler aufgrund der zahlreichen Präsentationsmöglichkeiten und dem Umstand, dass wir in nahezu allen Tiefen angreifen können. Es gibt quasi kein Entkommen für mehr die Hechte. Ideenlose Petrijünger werden den Wobbler nach dem Auswurf einfach einkurbeln und auch mit dieser Technik irgendwann einen Hecht haken. Mit etwas Phantasie kann man allerdings die Erfolgsaussichten deutlich erhöhen und auch die Fische aus der Reserve locken, die auf monotonen Brei nicht hereinfallen. Der Angler selber kann über das Einholtempo die Tauchtiefe regulieren. Langsam geführt erreicht ein und dasselbe Modell nur ein Bruchteil der Tauchtiefe, die bei zügiger Beschleunigung möglich wäre. Es liegt auf der Hand, dass sich alleine aus diesem Umstand zahlreiche Variationsmöglichkeiten in der Köderpräsentation ergeben. Eine der effektivsten Varianten ist das so genannte Stop&Go, eine Technik die sich hervorragend mit schwimmenden und schwebenden Modelle praktizieren lässt. Nach mehr oder weniger langen Fluchten bleibt der Wobbler plötzlich stehen. Der Suspender verharrt zitternd auf der Stelle; der schwimmende Köder steigt gemächlich empor. Nach wenigen Sekunden wird der Vorwärtsmarsch fortgesetzt. Meist ist das der Moment, in dem der Hecht vehement zupackt. Stop&Go lässt sich mit den unterschiedlichsten Schlagzahlen betreiben. In sehr zügigem Tempo können große Wasserflächen schnell abgesucht werden. Eine Technik mit der aktive Fische gefunden und gehakt werden. Im Schneckentempo lassen sich erkannte Unterstände intensiv beharken und unentschlossene Räuber zum Anbiss überreden. Schwimmende Stop&Go-Kandidaten müssen über ein ausreichendes Auftriebsvermögen verfügen und ihre Aktion schon beim geringsten Zug entfalten. Fehlen diese Eigenschaften, dann kann das Beharken größerer Flächen zu einer sehr langwierigen und uneffektiven Unternehmung ausarten. Der Rapala X-Rap Jointed und der Nils Master Jumbo sind zwei gute Beispiele, wie diese Übung in der Praxis aussehen sollte… Fortsetzung folgt in einer Woche… Jürgen Haese