Dapping, wie das Tippfischen in Irland heißt, ist Angeln, wie es ursprünglicher nicht sein könnte: mit einfachem Gerät und selbst gesuchtem Naturköder, den der Wind hinaus trägt zu den hungrigen Forellen. Das ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
Ein weiter, blauer Himmel spannt sich über den Lough Corrib, den größten See der Republik Irland. Kaum ein Wölkchen ist zu sehen, bei Temperaturen über 20 Grad, und das Anfang September. Ausgerechnet! Für unsere Art des Angeln, das Dapping, braucht man das Gegenteil: Wind und Welle. Schon seit ein paar Jahren hatten wir, Richard und ich, von ein paar schönen Tippsch-Tagen zum Saisonende geträumt, mit Schnaken als Ködern, ganz natürlich. Das Fischen mit einem getippten Oberächenköder im Wind ist eine der ursprünglichsten Angelarten überhaupt, und Lough Corrib ist der See, auf dem sich diese Tradition nahezu unverändert bis in die heutigen Tage gehalten hat. Die Maiiegenzeit gilt als Höhepunkt der Dapping-Saison. Aber wer es ein wenig ruhiger mag, der probiert es im Spätsommer mit Grashüpfern, oder eben, wie wir, zum Ende der Saison mit den Schnaken, Daddy longlegs – Väterchen Langbein – genannt. Die Forellen hier, gut gebaute und umwerfend gut aussehende Top-Models der Lachsfamilie, können gut und gerne zehn Pfund in die Waagschale werfen. Und die Models lieben ihre eiweißreiche, aber fettarme Schnaken-Diät. Aber eben nicht heute. Um die Schmach perfekt zu machen, springen sie rund um uns herum, die Traum-Forellen, immer ein, zwei Meter in die Luft. Und wir sind zwei Deppen beim Dapping. Selbst wenn man krampfhaft versucht, nicht hinzuhören, als Angler ist man auf diese Klatscher einfach zu sehr trainiert. Und wieder einer, aus dem Augenwinkel heraus kann ich gerade noch erkennen, dass es doch tatsächlich ein Lachs ist, silbrig, also ein bisschen spät dran mit seinem Aufstieg, der von der See über das Lachswehr in Galway direkt in den See führt. Leider gilt die eiserne Regel: Forellen, die springen, fängst du nicht! So machen wir aus der Not eine Tugend und bummeln ein bisschen in unserem hübschen Corrib-Boot über den großen See mit seinen unzähligen Inseln, tuckern durch stille, dicht bewachsene Buchten, treffen auf steinige Untiefen ganz weit draußen, wo man sie nicht erwartet hätte, und machen ein Picknick auf der heiligen Insel Inchagoil mit der Ruine einer tausend Jahre alten Kirche.