Ich bin mir sicher, ihn gefunden zu haben: Deutschlands lautesten Angelplatz. Direkt am Düsseldorfer Flughafen, genau am Übergang von der Einflugschneise zur Landebahn gelegen…
…eingerahmt von einer ganzen Batterie an Eisenbahngleisen, über die im Minutentakt nicht nur endlos lange S-Bahnen rattern, sondern auch noch Intercitys und selbst der Hochgeschwindigkeitszug (und Medienstar – bis Eschede!!!) ICE in voller Fahrt hinwegdröhnen. Ist gerade mal kein Zug zu hören,werden aufkommende Einsamkeitsgefühle umgehend durch das wirklich alles erschütternde heulend-pfeifende Turbinenfanal der landenden Passagierflugzeuge beseitigt. Zuweilen begibt es sich auch, daß beide Annehmlichkeiten zusammentreffen, stürmende Schienenkraft und luftzerreißende Strahlentriebwerke in concerto vereinigt, in den Gehörwegen verewigt und das alles bei freiem Einritt; wer spricht da noch von den drei Tenören. Und dennoch: an diesem Ort, wo sich eine liebevoll gestaltete Betonbrücke über das dunkle Wasser eines nur wenige Meter breiten Baches spannt, kann man Fische fangen. Erfolgreich war ich hier bereits auf Rotaugen, Döbel, Karauschen, Barsch und Gründling. Waren es auch nicht gerade kapitale Exemplare, so freute ich mich doch jedesmal, wenn mein kleiner Schwimmer unter Wasser verschwand, weil es stets und aufs neue auch irgendwie eine Überraschung war und blieb, unter solch widrigen Umständen noch eine halbwegs intakte Fischwelt anzutreffen, die sich wie einst eine kleine Minderheit in Gallien gegen all dies behauptete. Trotzdem sind meine gelegentlichen Abstecher zu diesem fast unberührten Fleckchen Erde in jüngster Zeit seltener geworden, was vornehmlich damit zu tun hat, daß ich seit einigen Monaten meine Umwelt anders wahrnehme. So vermißte ich bei Diskothekenbesuchen des öfteren die Musik, obwohl mir alle ob dieses merkwürdigen Zustandes angesprochenen Leute glaubhaft versicherten, daß eben solche in hoher Lautstärke gespielt werde und anders doch wohl auch die mehr oder weniger rythmischen Bewegungen auf der Tanzfläche nicht zu erklären seien. Vielleicht sollte ich einen der nächsten Tage einmal dazu benutzen, einen (Hals-Nasen-)Ohrenarzt aufzusuchen, doch habe ich die Befürchtung, dann ein Angelverbot für Deutschlands „Lautesten“ davonzutragen, was ich schwerlich akzeptieren könnte. Wenn meine geliebten Fische der Unbill trotzen, will ich keine Schwäche zeigen, sondern durchhalten, durchhalten so lange es noch geht. Drücken Sie mir die Daumen für einen gnädig gestimmten Arzt, dann treffen wir uns vielleicht einmal beim Angeln, vielleicht sogar an, na, Sie wissen schon, Deutschlands… © by Martin Weisbrodt 2002, vor Mai 2009 „Pro-Fishing… Der „billiger gibts nicht“-Online Shop“