„Guck Dir den an! Das ist der dritte Manns 007, der heute vorbeikommt.“ „Haste noch keinen Rapala 4711 gesehen?““ “ Wo bleibt denn der Alte mit dem Gummifisch – ist der heute krank?“
So oder so ähnlich könnte man sich manchmal die Reaktionen der Hechte unter Wasser vorstellen, wenn einfach gar keiner beißen will und Nachläufer sich konsequent verweigern. Das Echolot sagt eindeutig: „Sie sind da!“ und alle bezahnten Damen sind scheinbar völlig unwillig. Jeder halbwegs ehrgeizige Angler steht an solchen Tagen kurz vor der Nervenkrise. Wir kennen das alle, anfänglich höchst erfolgreiche Köder fangen mit der Zeit immer schlechter – nicht umsonst sind Spezialisten immer wieder auf der Suche nach Neuem, nach verbesserten Ködern und Montagen. Angler, die monatelang, ja teilweise über Jahre hinweg stur ein- und denselben Köder benutzen, lassen sich viele Fangmöglichkeiten entgehen. Natürlich kommen nicht jeden Monat neue Köder auf den Markt und vor allem ist nicht alles sooo anders als das Dagewesene, aber häufig gibt´s gewichtige Überraschungen, wenn da unten gerätselt wird: „Was ist das denn? Ein Eindringling unbekannter Herkunft! – Attacke!“ Bitte lacht mich nicht aus, wenn ich Euch sage, daß viele Köder viel zu klein und zu langweilig sind. Am Rhein traf ich ´mal einen Angler, der fischte mit regelrechten Tannenbäumen, kunterbunten Gummi- und Blechkreationen. Riesenspinner mit Gummifisch und Twisterschwanz gefielen mir und ich begann zu testen. Diese Gebilde waren kaum noch zu werfen und die Stärke der Schnur und sonstige Gerätezusammenstellung ließ mich an den Erfolgschancen des Anglers zweifeln – bis er an einer total überangelten Buhne einen Monsterhecht wegschlörte. (Der hätte noch viele Herzen höher schlagen lassen…) „Dat Vieh hat mich lange geärgert“, grummelte er noch und sagte, „über meine Köder lachen alle!“ Ich tu´s nicht mehr und nehme diese Idee sehr ernst. Natürlich denke ich auch häufig darüber nach, wie man die natürliche Beute optimal kopiert. Ein echt aussehender, verführerisch laufender Köder ist häufig gut. Es ist auch immer gut, sich mit dem aktuellen Beuteschema der Räuber auseinanderzusetzen und es mit derartigen Immitaten zu versuchen. Trotzdem gibt es noch mehr Möglichkeiten, die objektiv betrachtet mit „Natürlichkeit“ überhaupt nichts mehr zu tun haben. Denken wir an die sehr fängigen Spinnerbaits! Diese Drahtbügelgebilde produzieren viele Bisse und auch etliche Fische. Mich haben daran immer die schrecklich schlechten Haken gestört, die in der Regel auch noch fest montiert sind. Neuerdings gibt es aber auch Köder, die einen Wechsel und damit „Eigenkreationen“ zulassen! Mit der Zeit habe ich versucht, verschiedene Köderkombinationen mit Logik und Verstand zu entwickeln. Bitte vergeßt jetzt für einige Zeit alles, was Ihr über Natürlichkeit des Köders und saubere Präsentation gehört habt. „Groß, auffällig und echt ungewöhnlich“ ist für meine folgenden Vorschläge die Devise… Raubfische, und besonders dicke Hechte werden nämlich erst mit der Zeit durch verstärkten Angeldruck sehr vorsichtig bei häufig verwendeten Ködern und Bewegungsmustern. Trotzdem besitzen diese Tiere nach wie vor eine gehörige Portion Aggressivität und Neugierde. Das ist für uns eine zusätzliche Chance, einen Kapitalen zu überlisten! Schon früher liebte ich es, Schleien, Brassen und Karpfen mit Cocktails zu überlisten. Viele Fische scheinen auch aus Neugierde bestimmte Köder aufzunehmen – zumindest frißt das Auge häufig mit. Frei nach der Devise: „Erst ´mal reinbeißen, dann sehen wir schon, ob´s freßbar ist.“ Es ist erstaunlich, wie arglos auch große Fische plötzlich werden können. Ich habe viele verschiedene Kunstköder miteinander kombiniert und für Euch die fängigsten Möglichkeiten zusammengestellt. 1. Köderfisch mit Gummischwanz (Drachkovitch – System mit halbem Köderfisch und zurechtgeschnittenem Gummifischschwanz): Superfängig! Hier werden die Farb- und Bewegungsreize mit Geschmack- und Geruch kombiniert. Eine Superwaffe, mit der ich viel häufiger fischen würde, wenn da nicht die Bequemlichkeit wäre. Nachteil sind nämlich die unangenehme Fummelei bei der Montage und die relativ schlechte Haltbarkeit auf dem System. Ich benutze diesen Köder, wenn ich Köderfische parat habe und einen lokalisierten Räuber unbedingt fangen möchte. Sehr fängig für die langsamste Zupfangelei ist auch die Kombination eines ganzen Köderfisches mit einem Oktopuss darüber. Die Fransen des Gummiköders arbeiten wie ein Streamer auch bei winzigsten Bewegungen des Wassers oder der Schnur. Ideal, wenn Millimeterarbeit geleistet wird 3. Spinner- oder Spinnerbait mit Gummifisch (große Musky-Roller/Musky-Spinnerbaits habe ich von ihrem Drilling befreit und dafür einen Gummifisch oder Riesentwister mit Hakensystem am Sprengring befestigt): Das ist eine Superwaffe zum Schleppangeln bei uns im Möhnesee. Diese Dinger haben nichts mehr mit „Natürlichkeit“ zu tun. Sie sind einfach groß und auffällig. Unsere Hechte mögen das! Unbedingt ausprobieren… Wobbler mit Gummischwanz oder Octopuss: So macht man aus normalen Ködern richtige Appetitanreger für die ganz Kapitalen. Bei der Kombination muß man jedoch darauf achten, daß sehr bewegungsfreudige Wobbler (i.d. R. große Tauchschaufel) mit Gummiködern mit weniger Wasserwiderstand kombiniert werden, denn sonst „läuft“ das Gesamtgebilde nicht mehr. Große Gummiköder hinter Wobblern ziehe ich mit einem Stahlvorfach und Drilling auf und befestige mittels Sprengring an der Befestigungsöse. 5. Wobbler mit Wobbler! Lacht bitte nicht. Doppelt gemoppelt fängt oft viel besser. Die Firma Mann´s liefert so etwas sogar schon serienmäßig! „Follow me!“ heißen diese wilden Gebilde…. Selbstverständlich gibt es unzählige weitere Kreationsmöglichkeiten. Der Phantasie sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Viel Spaß beim Köder entwickeln! Bericht von Uli Beyer / www.uli-beyer.de