Am Donnerstag den 12.06. war es wieder soweit. Eine Angelreise nach Norwegen stand auf dem Plan und so starteten Bernd, Uwe und ich um sechs Uhr morgens in Richtung Norge. Da wir aus beruflichen Gründen
gezwungen waren früher abzureisen als es die Busgäste von Uwe Onken Tours, wählten wir den Landweg via Vogelfluglinie über Dänemark und Schweden. Die Fahrerei stellte sich mit drei Mann als relativ einfach heraus da Bernd freiwillig bis Oslo fuhr und wir zwei uns nur noch den Rest teilen mussten. Nach genau 20 Std. erreichten wir das Camp Eidbygda von Uwe Onken Tours wo alles schlief. Die Köchin und der Betreuer hatten ja noch frei weil die Busgäste zu dem Zeitpunkt auf der Fähre schlummerten. Am Freitagmorgen wachten wir so gegen neun Uhr auf und das erste was ich dachte war „geliebtes Norwegen du hast mich wieder“ Es regnete Bindfäden und der Himmel zeigte sich mit tiefhängenden Wolken so das man nicht unbedingt über Wetterbesserung nachdenkt. Dieses kannte ich ja schon aus anderen Jahren in denen ich dort gearbeitet hatte bzw. als Gast dort geangelt habe. Was kann es an einem solchen Morgen schöneres geben als eine nette Begrüßung durch Renate und Henry, dem Personal dieses Camps, verfeinert durch eine heiße Tasse Kaffee? Nichts! außer angeln – angeln – angeln…… Das Boot welches wir bestellt hatten, stand wie sollte es auch anders sein, am Steg und so stachen wir zum ersten Mal in diesem Jahr dort in See. Der erste Angeltag in Norwegen 2003 begann alles andere als „normal“ ich musste ganze vier mal werfen um den ersten Fisch zu fangen. Dieses kannte ich aber anders aus dem Vorjahr, wo ich beim ersten Wurf einen Fisch hakte. Der Regen gab sein bestes und so beschlossen wir den ersten Fisch mit einem kleinen Schluck Jägermeister zu begießen damit es besser wird. Nun innerlich für den großen Fang gerüstet gaben wir drei alles und fingen auf 50g Eisele Pro Select einige Schellfische und Seelachse. Ich montierte nun einen Gummifisch da mir diese Art zu angeln ein wenig mehr Spaß macht als dauernd die Pilker Vollgas durch das Wasser zu fegen. Drei Dorsche fanden gefallen an meinem Gummi und einige Seelachse so bis ca. 4kg rundeten den ersten Angeltag ab. Der Bus mit den restlichen Gästen dieser Tour fuhr um 21,30 Uhr auf das Gelände. Eine kurze Begrüßung und wir machten uns auf den Weg, die erste „Nachtschicht“ einzulegen. Ich steuerte zu einer Stelle an der wir schon in den Vorjahren nachts recht gute Fänge erzielen konnten. Als wir dort ankamen traute ich meinen Augen nicht, ein Riesen Teppich aus weißen Vogelleibern hatte sich dort versammelt. Je näher wir kamen desto besser konnten wir die Möwen erkennen und sehen, das sie nicht einmal mehr fliegen mussten um die kleinen Fischchen zu fressen die die Seelachse zur Oberfläche drückten. In der Größe eines Fußballfeldes kochte das Wasser Seelachse über Seelachse jagten dort Brislinge. Fast jeder Wurf brachte schöne Fische bis ca. 4 Kilo. Ich fing mal wieder an ein wenig zu experimentieren und stellte dabei fest, das die kleine Castaic Sardine (Slims) direkt unter der Oberfläche geführt seht gute Fänge brachte. Die Bisse waren natürlich bei der Art zu Angeln sehr spektakulär denn man konnte oft sogar die Fische beim Biss sehen. (aufgrund der Mitternachts Sonne war es hell) Wenn man es schaffte den Köder zum Grund abzulassen hatte man sehr gute Chancen auch mal einen guten Dorsch zu erwischen. Die Dorsche jagten etwas tiefer als die Köhler und Bernd der es verstand dort unten seinen Pilker perfekt zu führen zeigte uns einige gute Fische bis ca. 6 Kilo. Da wir in dieser Nacht so viele fingen praktizierten wir natürlich auch Catch an Release welches bei der relativ geringen Wassertiefe in der wir die Fische fingen kein Problem darstellte. Völlig geplättet von der heißen Nacht in der wir übrigens bis 4 Uhr angelten saßen wir morgens um 8 beim Frühstück. Unsere Erzählungen der Nacht kamen bei den anderen Gästen so gut an, dass deren erster Angeltag völlig auf Seelachs ausgerichtet war. Wir drei allerdings wollten es an diesem Tag einmal auf den Dorschwiesen versuchen. Die Pilker waren schnell montiert und wir gaben alles beim auf und ab nur die Fische wollten gar nicht so richtig beißen. Ich fummelte mir einen Luresaver an den Pilker um diese zu testen. (Testbericht ist bereits online) Es waren einige kleine Dorsche und ein guter Schelli die an unseren Ködern gefallen fanden. Dieses überzeugte uns nicht und wir waren der Meinung, dass sicherlich der Pollack beisst. Weit gefehlt dachte ich als die ersten 10 Wurf mit Gummi nicht einen Fisch brachten. Ich montierte einen neuen Pilker den ich von der Pilkerschmiede zum testen bekommen hatte und siehe da es klappte. Die gewählte Farbe war sicherlich ein wenig gewöhnungsbedürftig aber die Fische mochten das Schweinchenrosa scheinbar sehr gerne, denn drei gute Dorsche und zwei Pollacks können sich auch sehen lassen. Das Boot trieb so langsam ins tiefere Wasser wo scheinbar die Seelachse wieder Schlange standen denn auf einen Schlag waren alle drei Ruten krumm und einige schöne Fische konnten erfolgreich gelandet werden. Bernd rundete den Tag mit einem guten Köhler von ca. 7 Kilo ab. In der folgenden Nacht hatten wir natürlich einige Boote im Schlepptau und steuerten die altbekannte Stelle wieder an der es in der Nacht zuvor so gut gebissen hatte. Es war wieder das gleiche Naturereignis. Die Möwen standen Gewehr bei Fuß um die verfehlte Beute der Seelachse zu ernten. Wir fingen wieder dermaßen gut, das wir das Angeln relativ schnell einstellten und beschlossen lieber mal ein wenig Schlaf nachzuholen. Der nächste Tag sollte Großfisch bringen denn Kumpel Bernhard und Neuling Uwe hatten noch keine großen Freiwasserköhler gefangen. Ich steuerte eine Stelle im Fjord an wo wir ungefähr 400 Meter Wasser unterm Kiel hatten und hoffentlich Fische finden würden. Eisele Pro Select und Eisele Power Select waren in 70g hier unsere Köderwahl. Die Angelei selber ist recht einfach, gegen die Drift werfen Pilker auf ca. 80 Meter ablassen und mit viel Speed einholen. Als ich unserem Bernd ein wenig mit einem Tüddel auf der Multi helfen musste sagte Uwe „man is dat hier ne Strömung der Pilker kommt vielleicht schwer wieder hoch“ mein Blick zur Rute lies mich grinsen. Uwe der anglerisch noch nicht so die Erfahrung hatte hakte einen Fisch ohne es richtig an seiner monofilen Schnur zu merken. Da er natürlich die Fische noch nicht so richtig einschätzen konnte, lockerte ich die Bremse denn die Dehnung der Schnur ging langsam zur neige und der Fisch begann seine rasante Flucht. Nu war Holland in Not Bernd mit Tüddel und ein sichtlich nervöser Uwe aber alles ging seinen normalen Lauf und der Fisch konnte sicher gelandet werden. Dieses war natürlich mal wieder einen kleinen Schluck wert. Nach dieser „Stärkung“ waren Bernd und ich auch mal an der Reihe. Meinen ersten Wurf getan auf Uwes Rolle geschaut denn er sagte hier stimmt wieder was nicht als ich feststellte, das er schon wieder einen Fisch an der Angel hatte. Meinen Bügel umgeklappt Pilker eingeholt und rums die Fische standen nur zwischen 15 und 30 Metern welches die Angelei vereinfachte. Nun war ich in meinem Element ich fing in Folge vier schöne Seelachse die sich allesamt nicht verstecken mussten denn mit 8 Kilo ist man schon recht groß. Unser Bernhard allerdings machte einen recht bedröppelten Eindruck ich fragte ihn was los sei und er antwortete nichts gar nichts alles ist weg. Ich fragte mich was er mit weg meinte und musste echt lachen als ich seine Rolle sah. Bernd fischte mit 17er Fireline in welcher er den Tüddel gezaubert hatte. Nach dem erneuten montieren bemerkte er nicht, das eine Wicklung genau über der ablaufenden Schnur lag als er den Pilker ins Nass beförderte. Zur Hälfte auf der Spule angekommen zog er langsam weiter an der Schnur um das Missgeschick bis auf den Spulenkern zu befördern. Aber weit gefehlt wir trieben natürlich mit unserem Boot und der Pilker begann in die Fischträchtige Tiefe aufzusteigen. Bernd sagte er habe nur einen kurzen Ruck gespürt als er seine Schnur durch seine Ringe flitzen sah. Wir hätten natürlich den Haken vom Pilker entfernen sollen bevor das Ding in der Fischträchtigen Tiefe ankam aber daran hatte keiner gedacht und so kam es, dass nun ein Köhler mit Pilker im Maul durch die Gegend schwamm. Ich denke aber, dass der Fisch den Köder recht schnell wieder losgeworden ist. Bernd hatte nun noch eine Chance denn die Ersatzrolle lag in der Hütte. Es wurde ein neuer Köder montiert und ausgeworfen. Das Absacken ging schnell und ich hörte ihn noch sagen, man ich habe gar keine Schnur mehr auf der Rolle, als er einen kräftigen Anbiss spürte. Es half nix es musste der Fisch auf biegen und brechen festgehalten werden. Dieses funktionierte und Bernd schaffte es, den Fisch ohne Schnurabzug zu landen. Zu unserem Erstaunen war es der größte des Tages mit über 10kg. Da der Köhler an der Oberfläche angekommen, noch ordentlich Radau machte, kam uns die Idee mal zu testen ob man die großen Köhler auch releasen konnte. Wir machten die Feststellung, dass wenn man die Fische nicht abziehen lässt, sondern festhält, sie mit dem Druckausgleich sehr gut klarkommen. Also konnten wir auch große Seelachse zurücksetzen, ohne dass diese Schaden nahmen. Die Zukunft zeigte, das von 10 zurück gesetzten Fischen nur 2 mitgenommen werden mussten die es echt nicht geschafft hatten. Die darauffolgende Nacht sollte uns Pollacks an leichtem Geschirr bringen und so starteten wir pünktlich bei auflaufendem Wasser zu einer guten Stelle. Ich fischte mit Twistern und kleinen Gummifischen an einer 25g Rute welche immer einen Heidenspaß beim drillen bietet. Die Tiefe war ungefähr 20 Meter und die Twister wurden langsam zur Oberfläche eingekurbelt. Ein leichtes ziehen an der Rutenspitze, Anschlag und eine kräftige Verbeugung folgte. Der erste Pollack war gehakt und bot bei seinen 5 kg einen super Drill. Es kamen noch drei weitere Fische die allesamt für die Küche bestimmt waren hinzu. Da wir in der Nähe der großen Seelachse angelten, beschlossen wir auch diesen Fischen noch einen Besuch abzustatten. Mein Pilker glitt in die Tiefe um danach senkrecht am Boot wieder zur Oberfläche gekurbelt zu werden. Doch was war das ein megakräftiger Ruck ging bis in mein Handgelenk der Anschlag saß und ich dachte an einen Riesenköhler. Der Fisch allerdings verhielt sich völlig anders als die zuvor gefangenen. Es wurde in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit Schnur von der Rolle gerissen, als der Fisch bei ungefähr 200 abgezogenen Metern das Vorfach sprengte. Die Schnur eingekurbelt, erblickte ich ein völlig zerschlissenes Vorfach wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Ich kann bis heute natürlich nicht sagen was dort an meiner Angel gesessen hat aber eines weiß ich mit Sicherheit es war kein Köhler denn die schaffen so etwas nicht. Als am darauffolgenden Tag wieder beschlossen wurde auf große Seelachse zu angeln, (unser Bernhard hatte sich in Norwegen mit neuer Schnur eingedeckt) erlebten wir eine Beißerei wie ich es noch niemals vorher hatte. Wir drei hakten wirklich bei jedem Wurf aber auch wirklich bei jedem einen Köhler über 10 Pfd. Solch ein Angeln macht nun echt keinen Spaß mehr auch wenn man die Fische wieder in ihr Element zurücksetzen kann. Wir hatten zwei große entnommen und ungefähr 12 bis 15 wieder schwimmen lassen als wir beschlossen uns lieber mit einem ausgedehnten Schläfchen auf das bevorstehende Hochseeangeln mit dem Team Dieter Eisele vorzubreiten. Über die von Uwe Onken Tours vermittelten Hochseetouren an die Hustadvika Küste wurde ja mittlerweile einiges geschrieben (angeln.de, Fisch und Fang) und so kam es, das Dieter Eisele mit einigen Teamanglern sich dort einfand um auch einmal die großen Köhler des Atlantiks zu drillen. Wir waren mit von der Partie und ich werde über dieses Ereignis noch einen Extra Bericht verfassen. Vorweg kann ich schon einmal sagen, dass einige große Fische gelandet wurden. Unter anderem ein Dorsch von 31 Pfd. Die verbliebenen Angeltage brachten noch einige schöne Dorsche Pollacks und Seelachse die teilweise in Wassertiefen von unter 15 Metren gebissen hatten. An unserem letzten Angeltag stand eine heftige Welle auf dem Fjord und wir konnten nicht mehr mit leichtem Gerät auf Pollack angeln und so kam es das die großen Köhler mal wieder herhalten mussten. Nun kann ich vor meinen beiden Mitfahrern den Hut zücken, denn sie zeigten mir mal wie man auf große dreht. Beide fingen einige Fische und ich bekam keinen einzigen Biss. Ich denke auch das gehört einfach zum Angeln obwohl ich gestehen muss, das ich ziemlich angenagt war als Schneider bei den großen an diesem Tag nach Hause zu gehen. Ich kann mir vorstellen, das einige die den Bericht gelesen haben, nun denken der Scheipers hat sie doch nicht alle und gehört genau zu denen die den Hals nicht mit Fisch vollbekommen. Wir haben mit drei Anglern nicht mehr Fisch entnommen als wir in einem Jahr selber verbrauchen. Alles andere wurde erfolgreich zurückgesetzt und hat sicherlich zum größten Teil überlebt. Leider kassierten wir uns einige unverständliche Blicke ein als wir z.B. große Köhler zurücksetzten und es wurde uns auch ab und an gesagt, das wir die Fische doch besser verschenken sollten damit auch andere was davon hätten die nicht so viel gefangen hatten. Ich denke das andere Angler auch einmal über das Releasen nachdenken sollten, denn ich hörte letzte Woche von einem Kunden unseres Angelgeschäftes der zur selben Zeit dort geangelt hat, dass er einiges an Fisch dort oben gelassen hat weil er es nicht mit nach Hause nehmen konnte. Das muss doch nicht sein! Fische einfach der Gier, oder um sie zu Hause zu verkaufen zu töten, mag ich nicht und werde es auch in keiner Weise unterstützen. Ich möchte auch in Zukunft noch in Norwegen angeln können und nicht als blöder Deutscher Angeltourist angeschaut werden. Ralf Scheipers